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Fotograf Richard Mayr begutachtet seinen Probedruck zum Thema „Allmende“.
Fotograf Richard Mayr begutachtet seinen Probedruck zum Thema „Allmende“.

Amselsturm und Konvergenzzone#

(Archipel Gleisdorf)#

von Martin Krusche

Es kann gleichermaßen der oder auch das Archipel gesagt werden. Dieser Begriff bezeichnet eine Inselgruppe. Ich sehe mich mit dem Wort auch auf den Philosophen Édouard Glissant und seine Auffassung vom „Archipelischens Denken“ verwiesen.

Er hat es so ausgedrückt: „Dieses Denken nenne ich 'archipelisch', das heißt, es ist nicht-systematisch, sondern induktiv, es erforscht das Unvorhergesehene des Welt-Ganzen, es bringt den mündlichen Ausdruck mit dem schriftlichen in Übereinstimmung und umgekehrt.“

Unsere momentane Situation (Juni/Juli 2024) hat einen Schwerpunkt in der „Konvergenzzone“, wo sich gerade etwas zwischen dem oststeirischen Gleisdorf („Zeit.Raum“) und dem südsteirischen Großklein (GÄZ) spannt.

Das hatte im „Amselsturm“ einen Auftakt, den Autorin Eva Surma derzeit weiterführt. Das berührt die Fragen nach Poiesis und Praxis, womit Malerin Monika Lafer gerade befaßt ist. Das greift auf, was Künstlerin Stefanie Brottrager vorerst noch mit ihrer Arbeit „Allmende“ zeigt.

Während sich nun der „Amselsturm“ im Südsteirischen verdichtet, bereite ich mit Fotograf Richard Mayr zwei weitere Episoden für den „Zeit.Raum“ vor: „Episode XLII: Karre“ und „Episode XLIII: Allmende“.

Das kommt so, weil ich für Großklein gemeinsam mit Maler Heinz Payer „Official Bootleg“ realisiere. Dieser Beitrag handelt unter anderem vom Thema „Generalfetisch“ (Knarre und Karre), was bedeutet: markante Schußwaffen und exotische Automobile sind emblematische Kultgegenstände in einer vorherrschenden Männerkultur. Zentrale Objekte zahlreicher trivialer Mythen.

Probedruck zum Thema „Karre“ mit dem maximalen Mythengerät: Ferrari 250 GTO (Das Original).
Probedruck zum Thema „Karre“ mit dem maximalen Mythengerät: Ferrari 250 GTO (Das Original).
Stefanie Brottragers „Allmende“ im Gleisdorfer „Zeit.Raum“.
Stefanie Brottragers „Allmende“ im Gleisdorfer „Zeit.Raum“.

All das bedeutet unter anderem, daß unter uns ein komplexer Prozeß läuft, in dem höchst unterschiedlicher Persönlichkeiten quer durch die Steiermark ein Bündel von Themen bearbeiten. Die realen Orte, an denen das festgemacht wird, ergeben eine kleine Analogie zum Archipelischen, zur Inselgruppe, zu den verstreuten Plätzen, zwischen denen auch die Flächen und die Verbindungsrouten wichtig sind.

Das bedeutet auch, hier werfen sich primäre Kräfte nicht in die Arme irgendeines Managements, das mit seinen Public Relations-Agenda die Themen vorgibt. Hier entfaltet sich ein komplexer Kommunikationsprozeß, dessen Arbeitsergebnisse sich unter anderem in Werken und in künstlerischen Sessions manifestieren.

Autorin Eva Surma vor Brottragers Asrbeit im „Zeitraum“.
Autorin Eva Surma vor Brottragers Asrbeit im „Zeitraum“.

Diese Option, um im Gemeinwesen ein adäquates geistiges Leben zu entfalten, ist ein wenig in Vergessenheit geraten, wo Verwaltungskräfte mit Budgets winken. Mir scheint, da hat der steirische Kulturbetrieb einen Emanzipationsprozeß nötig, in dem neu geklärt wird, wer als primäre Kraft die Inhalte erarbeitet und wer im Kielwasser dessen solche Arbeit verwertet.

Postskriptum#

Diese Projektlage zeigt übrigens, was ich mit „Art Under Net Conditions“ meine. Kunst unter Bedingungen der Vernetzung; womit nicht das Internet betont ist, sondern ein Modus der Kommunikation und Interaktion unter handelnden Menschen.