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Bruce Pedersen (rechts) und Richard Mayr.
Bruce Pedersen (rechts) und Richard Mayr.

Wo ist die Höhe der Zeit?#

(Eine Begegnung mit Bruce Pedersen)#

von Martin Krusche

Unsere Begegnung hat mir etwas deutlich gemacht. Bruce Pedersen ist das, was man ein lebendes Kulturdenkmal nennen könnte. Es hat mit seinem Berufsweg zu tun. Das Leben dieses Mannes entfaltete sich in drei industriellen Revolutionen. Und zwar nicht als das eines Statisten, sondern als aktiver Techniker.

Das kann nur ermessen, wer eine Vorstellung hat, daß wir seit wenigstens zweihundert Jahren in einer permanenten technischen Revolution leben. Wie die Dampfmaschine das 19. Jahrhundert und den Lauf der Dinge radikal verändert hat, so geschah das durch Transistoren und Mikrochips, durch die Computer im 20. Jahrhundert. Inzwischen sind wir mit selbstlernenden Systeme und einem Internet der Dinge konfrontiert, weil zum Beispiel tote Gegenstände eigenständig miteinander kommunizieren können.

Ich denke, wir sind auf die Expertise von Menschen wie Bruce Pedersen angewiesen, um uns aktuell besser zurechtzufinden. Er hat ab seiner Arbeit mit einem analogen Rechner diese ganze Geschichte in seiner beruflichen Praxis kennengelernt. Er wurde Teil der Entwicklung und kennt daher diese Technologie in ihren verschiedenen Entwicklungsstufen aus erster Hand. Ein Insider und Zeitzeuge.

Außerdem hat Pedersen viele der alten Devices aufgehoben, besitzt eine feine Kollektion von inzwischen historischen Computern und Zubehör. Die materiellen Belege der verschiedenen Entwicklungsstufen. Es macht einen großen Unterschied, ob man solche Artefakte real zu sehen bekommt, oder ob man sie bloß in Büchern und Internet-Dokumentationen findet. So ergab sich für Fotograf Richard Mayr und mich eine außergewöhnliche Gelegenheit, diesen Bereich unserer Technologiegeschichte im Bezirk Weiz auf vorzügliche Art kennenzulernen, denn Bruce Pedersen ist inzwischen hier ansässig.

Das 20. Jahrhundert entschlüsseln#

Ich bin mit Mayr schon geraume Zeit beschäftigt, solche Teile unserer Sozialgeschichte zu finden, zu zeigen. Sie entdecken in der Oststeiermark leichter eine über hundert Jahre alte Francis-Turbine, als einige dieser Objekte, die Pedersen aufbewahrt hat. Technikgeschichte ist Sozialgeschichte.

Nach den Mühlen und den Sägewerken als wesentliche technische Anlagen unserer Wirtschaft wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts kleine Kraftwerke gebaut. Sie machten eine Elektrifizierung der Oststeiermark möglich. Richard Mayr hat schon einige jener historischen Anlagen, mit denen dieser Prozeß der Stromerzeugung bei uns im Jahr 1905 begann, fotografiert.

Einer der überhaupt ersten „Heimcomputer“: TRS-80 von 1977
Einer der überhaupt ersten „Heimcomputer“: TRS-80 von 1977
Batch Pocessing: Lochkarte, die das Ende des Stapels markiert.
Batch Pocessing: Lochkarte, die das Ende des Stapels markiert.

Durch Bruce Pedersen ist uns ein konzentrierter Blick auf Artefakte jener Entwicklung möglich, die uns inzwischen in die Vierte Industrielle Revolution gebracht haben. Wenn wir diese Objekte sowie ihre Funktionen beachten, entschlüsseln und verstehen können, wenn wir das 20. Jahrhundert in seiner gewesenen Rasanz begreifen, wird es uns leichter fallen, anstehende Fragen auf der Höhe der Zeit zu bearbeiten. Darum geht es auch in der regionalen Wissens- und Kulturarbeit.

So wurde dieses Booklet, das Bruce Pedersen und seine kleine Kollektion vorstellt, die erste Publikation in einem neuen Arbeitsabschnitt des „Archipel“ (Forum für Kunst und Kultur). Das betrifft Fragen der Netzkultur und ganz generell das neu zu klärende Verhältnis zwischen Mensch und Maschine.

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