Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!

unbekannter Gast

Die Gleisdorfer Stadtpfarrkirche.
Die Gleisdorfer Stadtpfarrkirche.

Kreuzweg: Klärungsbedarf#

(Eine Reihe offener Fragen)#

von Martin Krusche

Ich hatte vor Jahren begonnen, mich näher mit religiösen Klein- und Flurdenkmälern zu befassen. Mir war nämlich aufgefallen, daß ich bis da hin ein Thema wie Volksfrömmigkeit merklich unterschätzt hatte.

In der Arbeit an diesem Thema wurde für mich unübersehbar, daß man bei Spaziergängen in dieser Region laufend an Elementen jenes komplexen kulturellen Zeichensystems vorbeikommt. Dabei erscheint mir der Kreuzweg als eine besondere Variante. Allerdings gibt es dafür im Raum Gleisdorf kein Beispiel in der Version von Flurdenkmälern. (So einen Kreuzweg finde ich dann in Breitegg, nahe St. Ruprecht.)

Freilich hat auch Gleisdorf einen Kreuzweg. Es ist die vierzehnteilige Fassung in Form einer Serie von Hochreliefs in der Stadtpfarrkirche. Ich hab ein Faible für diese Arbeiten, denen ich eine popkulturelle Qualität zuschreibe. Nein, das ist keineswegs abwertend gemeint. Im Gegenteil! Ich schätze die Bedeutung von prägnanter Popularkultur sehr hoch ein; als quasi das Andere gegenüber der einstmals höfischen Kultur und heutigen Formen avancierter Gegenwartskunst.

Aus der Hausmann'schen Gleisdorfchronik erfahre ich daß diese 14 Werke im Jahr 1913 vom Bildhauer Peter Neuböck in Graz gefertigt wurde. Zitat: „Die farbig gestalteten Hochreliefbilder wurden in Gusstechnik aus Steinmasse hergestellt und von dem Skulpturenmaler Wilhelm Sirach gefasst.“ Damit ersetzte man die 15 von Carl Joseph Pflänzl 1741 geschaffenen Kreuzwegbilder. Ein interessantes Detail, daß es diese 15. Station mit der Auferstehung Jesu auch hier einmal gegeben hat. (Sie ist nicht Standard.)

Blick auf den Kreuzweg in der Gleisdorfer Stadtpfarrkirche.
Blick auf den Kreuzweg in der Gleisdorfer Stadtpfarrkirche.

Gute Gründe#

Wenn ich eingangs mein Interesse an Volksfrömmigkeit betont habe, dann deshalb, weil mir beizeiten klar wurde, daß ausnahmslos jeder Mensch kulturelle und spirituelle Bedürfnisse hat, die je nach Lebenserfahrungen und -umständen unterschiedlich gelebt werden.

Darin liegen gute Gründe, sich diesem Thema zu widmen. In dem Zusammenhang erscheint mir dieser Gleisdorfer Kreuzweg als ein sehr ansprechendes Beispiel für einen erleichterten Zugang zu schwierigen Themen.

Schwierig? Deshalb, weil es sehr komplex ist. Weshalb ist damals ein Wanderprediger, einer unter vielen in jenen Tagen, so hart mit der jüdischen Gemeinde kollidiert? Was scherte dieser Umstand das Imperium Romanum, dessen Statthalter Pontius Pilatus war?

Welche Rolle spielte in all dem der Mörder Barabbas und welche der Hohepriester Kaiphas? Sehr konkrete Persönlichkeiten als Teil eines großen Narrativs, das bis heute vielfache Wirkung zeigt.

Mir schien in der Kirche schon bei der ersten Station „Jesus wird zum Tode verurteilt“ (Mt 27,11-26), daß ich eine ganze Reihe von Fragen hab, die der Klärung bedürfen. Das betrifft speziell die Person des Statthalters Pontius Pilatus (dessen Vornamen nicht überliefert ist). Es betrifft die politische Situation in der römischen Provinz Judäa und das Verhältnis der ansässigen jüdischen Gemeinde zu Rom, denn diese Geschichte spielt in einem besetzten Gebiet. Da habe ich einigen Klärungsbedarf...

Weiterführend#