Trail, Protokoll #6: Trail goes Pop#
(Archipel Gleisdorf)#
von Martin KruscheOstern ist oft meine Zeit, um für die Wege ins Gestrüpp die lange gegen die halblange Hose einzutauschen. Bis zum ersten Mai hin haben dann die Ranken und Dornen schon Spuren an meinen Beinen hinterlassen.
Gelegentlich bringt mich eine Unachtsamkeit zum Sturz. (Das macht meist markantere Spuren.)
In all den Jahren bin ich da draußen nicht geschickter geworden, sondern es hat sich gezeigt, daß dies meine Art ist, um in der Welt zu sein. Immer schramme ich wo entlang, manchmal falle ich. Zwischendurch sammle ich, was mich aus anderen Gegenden erreicht.
Zum Beispiel: Ida Kreutzer hat mir eben einen Chevy El Camino geschickt. Ein prominenter Pickup aus der Mitte der 1980er Jahre. Bei uns kriegt man solche klassischen Yank Tanks nur selten zu sehen, obwohl mir zeitgemäße V8-Monster alle Tage um die Ohren fahren. (Dodge Ram und Ford Raptor sind längst oststeirische Standards.)
Vielen Leuten ist noch immer nicht klar, daß die Befassung mit klassischen Automobilen ein Aspekt von Volkskultur in der technischen Welt ist, wie sie Kulturwissenschafter Hermann Bausinger beforscht und beschrieben hat. (Außerdem sind Autos und Motorräder quasi ein Generalfetisch der Popkultur.)
Ida ist vor Jahren nach New York gegangen. Da sieht man alle Tage, was bei uns hier selten bleibt. Sie ist nicht nur eine leidenschaftliche Fotografin, auch ein Pin Ball Wizard, wir haben einst mit ihren Kompetenzen als Experimentalbäckerin einige spannende Sessions absolviert.
Die bewegendste war dabei sicher jene im Jahr 2014, als wir über Europa und den Großen Krieg von 1914 nachdachten. Ida trieb ein „Kriegskochbuch“ auf und es gab für uns ein Essen auf jene karge Art, so mit Brotsuppe und bloß Wasser als Getränk.
Dazu hatte uns Jaqui Pölzer ihre Küche mit dem alten Herd zur Verfügung gestellt, der noch - wie ein Ofen - mit Holz beheizt wird. (Es macht in den Eindrücken einen qualitativen Unterschied, ob man sich von kargem Essen erzählt oder ob man es am Tisch hat.)
Wenn ich nun schon bei Reminiszenzen bin, eben hab ich Alex Rehak auf Facebook entdeckt. Er und Jim Cogan hatten in den 1970ern die Gruppe „Turning Point“ formiert und waren etliche Male in den Charts recht erfolgreich. (Damals ist uns der Begriff „Austropop“ noch kaum vertraut gewesen.)
Von Jim hab ich gelernt wie man Blues Harp spielt. Mit Alex war ich als Roadie auf Tour. Das sind für mich prägende Erfahrungen gewesen. Zu diesem Teil der Geschichte siehe: „Bis zum Anschlag“ (Popkultur als Rahmenbedingung und Arbeitsinhalt)!
Nun ist übrigens auch der Lyrikbereich des „Trails“ eingerichtet, um zu dokumentieren, was hier eigentlich der Auftakt dieser Leiste war; dieses Dialogische mit Autorin Erva Surma und Künstler Heinz Payer. Ich hab in unserem Gesamtvorhaben ja dieses Thementrio festgeschrieben: Volkskultur, Popkultur und Gegenwartskunst. Das hat definitiv gemeinsame Wurzeln und so manche Wechselwirkung. Die Lyrik-Leiste: (Link)
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