Trail: Gstett'n#
von Jörg-Martin WillnauerDu hast ein Faible für die Gstett'n.
Vergess'ne Winkel in der smarten Stadt.
Wo sich Vergangenheiten ans Gedächtnis kletten,
wie ein von Kinderhand bemaltes Blatt.
Wo Unkraut Hauptkraut wird. Und bleibt.
Benutztes anders nützt und neue Blüten treibt.
Wo eine Pfütze schimmert und das Licht
sich sammelt, spiegelt und zerbricht.
Wo sich die Brombeerrute ungebremst verbreitet,
sich die Matratze öffnet, krümmt und weitet;
ein Schlüsselbund im alten Spind
in Schlösser passt, die längst verrostet sind.
Und ein obszöner Schriftzug an der Wand
wird blass und der Verfall charmant.
Jetzt nehmen Fantasien und Wein
ungeahnte Räume ein.
Du regst dich kaum und registrierst:
Den alten Stiefel dort bewohnen Ratten!
Und während du noch meditierst,
wirft hinter dir ein Bagger schwarze Schatten.
(In Wien heißt das Gedicht Wien. In Salzburg Salzburg. In Leibnitz Leibnitz. Und in Graz widme ich diese Zeilen einem Ex-BGM nicht.)