Notiz 106: Nun also: Herbst#
(Der Saisonauftakt)#
Von Martin Krusche#
Der vertraute Ablauf: eben haben wir noch unter der Hitze gestöhnt, plötzlich sitze ich morgens mit Wollsocken im Büro, nachdem ich nachts wieder eine dickere Decke gebraucht hab. So fällt der Herbst über einen her. Ich mag dieses Klima, dieses Licht, und daß ich mich wieder deutlich munterer fühle.
Fotograf Richard Mayr ist von seiner August-Reise zurückgekehrt. „Hast sicher viel gesehen“, sagte ich kürzlich bei unserer Begegnung. Er lächelte. Das Konvolut seiner Fotos von unterwegs spricht eine deutliche Sprache. Mit Mayr werde ich demnächst durch die Kleinregion touren, um die ausgewählten Objekte festzuhalten.
Über den Sommer ist mir noch allerhand aufgefallen. Speziell der alte Tabernakelpfeiler im Gemeindegebiet von Hofstätten. Diese Wegmarke wirkt taufrisch, ist also ein Beleg für das Engagement der Menschen, um solche Flurdenkmäler zu erhalten.
Das Errichtungsjahr 1669 markiert ein Zeitfenster ganz jenseits unserer Vorstellungsgabe. (Ich hab nicht einmal eine verläßliche Vorstellung von meinen Urgroßeltern.) Ein Denkanstoß, was Kultur und ihre Artefakte bedeuten. Menschliches Wissen geht sehr schnell verloren. Wir wissen kaum, was unsere Leute vor hundert Jahren bewegt hat, was sie gedacht haben.
Der wuchtige Breitpfeiler in Kaltenbrunn ist auch renoviert worden. (Den sah ich vor einer Weile noch im alten Zustand.) Ich hab freilich nicht nur jene auf Dauer ausgerichteten Zeichen im Fokus. Mich interessieren auch die temporären. Zum Beispiel: Anfang Juni ist Pfingsten ein Anlaß, daran zu erinnern, wie laut unserer Mythologie „der Heilige Geist, der auf die Jünger herabkam“.
Die Botschaft über dem Kircheneingang ist ein unverkennbarer Appell, Menschen gesamt als eine Gemeinschaft zu verstehen und jede Art der Gewalttätigkeit zu unterlassen, was ja einschließt, daß auch Unterlassungen sich als Gewaltform äußern können.
Das Schema#
Durch ein Plauderstündchen mit dem Kommunikationsexperten Heimo Lercher kam ich zu einer sehr anregenden Publikation, die unser Thema bündelt. Lerchers „Bartholomäer Wander Bibel“ beschreibt „Wander- und Spazierwege entlang von Glaubenszeichen in und um Sankt Bartholomä“.Das ist zwar ein anderes Konzept als unser Buchprojekt, aber diese handliche Broschüre reiht sich unter die bis heute eher karg gehaltenen Publikationen über Klein- und Flurdenkmäler. Vor allem ist zur Einleitung des Bändchens eine kleine Typologie vorhanden, die ich sehr nützlich finde.
Sie können dieses Dokument nicht nur online durchblättern, sondern auch als PDF herunterladen und bei Bedarf ausdrucken: (Der Link)
Wie geht es nun mit unseren Wegmarken weiter? Einige Redaktionssitzungen werden meine Foto-Tour mit Richard Mayr begleiten. Das kommende Buch ist ein Teil des Vorhabens. Mich beschäftigt aber auch, was zusätzlich an kulturellen Akzenten gesetzt werden kann und was wir an Zeichensystemen in unserem Lebensraum nutzen, um damit Kommunikationssituationen zu etablieren. Aber das ist ein anderes Vorhaben…
- Wegmarken (Ein kulturelles Zeichensystem)
- Dorf 4.0: Die Notizen-Übersicht
- Alle Fotos (außer dem ersten): Martin Krusche