Noli me tangere in österlichen Bildwerken#
Von Ernst Lanz Die Lebens- und Leidensgeschichte Jesu hatte Künstler der letzten 2000 Jahre stets zu visualisierten Einzelleistungen inspiriert. Als gewaltiger theologischer wie metaphysischer Höhepunkt gewann auch die österliche Auferstehung ihren gebührenden Platz in vielen sakralen Kunstwerken. Basis war das Neue Testament, vor allem die überlieferten Begebenheiten wie sie im Evangelium des Johannes (20, 17) verzeichnet wurden.Maria aus Magdala kam mit der Absicht - gemeinsam mit zwei anderen Frauen - den Leichnam Jesu im Felsengrab mit Öle einzusalben sowie einzubalsamieren. Jedoch sah sie am leeren Grab zwei Engel, die sie anwiesen den Nazarener nicht bei den Toten zu suchen, sondern bei den Lebenden. Magdalena suchte und sprach einen Mann an, den sie für den Gärtner hielt. Sie erschrak, es war der Auferstandene. Sichtlich vor Freude sank sie vor ihm in die Knie und wollte ihn umarmen. Aber Jesus wehrte rasch ab und sagte "Berühre mich nicht! / Noli me tangere!" heißt es in der frühen lateinischen Bibel Vulgata. "Denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen", setzte er fort. Magdalena sah, dass ihr Meister nicht von dieser Welt, noch von der anderen war ... An dem Osternachmittag schloss sich der Auferstandene zwei seiner Jünger an, die ihn nicht erkannten und ging mit ihnen nach Emmaus.
Schon sehr früh arbeiteten theologisch interessierte Künstler an der Umsetzung diverser österlicher Themen auf Kunstwerken. So etwa auf einer Elfenbeinschnitzerei auf einem kleinen Behälter, bekannt als Lipsanothek (Behältnis für ein Reliquiar). Dieses frühchristliche Kleinod aus dem vierten Jahrhundert schien offenbar auf seinem Bildwerken die erste Noli me tangere-Szene zu beinhalten. Doch erst mit der detaillierten Buchmalerei des neunten und zehnten Jahrhunderts verfestigte sich das Thema. In der Renaissance und im Barock setzten die Maler sogar eine Landschaft hinzu. Ebenso bekam diese Szenerie Symbole, das Leben Jesu und Zukunft der christlichen Religion andeuteten. Ein Baum in der Landschaft wird zum Sinnzeichen des alten Bundes. Die Wundmale des Heilandes beweisen seinen Kreuzigungstod. Die Kreuzfahne wird zum Beiwerk des Triumphes des Nazareners über dem Tod. Oftmals wurde die Gestalt Christi zum attraktiven verewigten bärtiger Jüngling erhöht. Ein Baum in der Landschaft deutete den alten Bund an. Die Wundmale des Heilandes bewiesen seinen Kreuzigungstod. Die wallende Kreuzfahne drückte den Triumph des Nazareners über den Tod aus. Oftmals wurde seine Gestalt zum verewigten bärtigen Jüngling erhöht. Hochrangige Künstler schufen außergewöhnliche Beispiele dieses Lieblingsthemas in der Sakralkunst. Fra Angelico freskierte es 1435/36 im Florentiner Kloster San Marco, wobei er Jesus als Gärtner abbildete. Martin Schongauer schuf in den 1480-er Jahren einen schlichten quadratischen Kupferstich. Albrecht Dürer tat es um 1509 - 11 dasselbe als Holzschnitt in der Kleinen Passion. Einige Jahre später schuf der Regensburger Maler Albrecht Altdorfer ein Tafelbild, in dem innerhalb einer dunklen Höhle der Auferstandene dominiert und auf einer kleinen Nebenhandlung Maria Magdalena ihren Herrn erkennt (1517; München, Alte Pinakothek). Endlich im 17. Jahrhundert, das Barock war erblüht, nahm sich Rembrandts 1638 dieses Themas an. Der Auferstandene trägt Strohhut und Spaten und wird von Magdalena freudig in der für Rembrandt so typischen Hell-Dunkel-Inszenierung begrüßt (London, Buckingham Palace Royal Collection).
Quellen (Auswahl)
Siehe auch
Ernst Lanz 2002/2019-2020