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Öl#

Oel

In den antiken Kulturen des Mittelmeerraums und Orients kam den Früchten des dort gedeihenden Ölbaums besondere Bedeutung zu. Könige wurden mit Olivenöl gesalbt. Es diente auch Heilzwecken. In Südeuropa trägt man zur Prozession am Palmsonntag Ölzweige und spricht ihnen die gleichen Wirkungen zu wie bei uns den Palmkätzchen. Auf Darstellungen zeichnet der Ölzweig, wie der Palmwedel, Märtyrer aus. 

Verschiedene Öle pflanzlicher oder tierischer Herkunft spiel(t)en in Liturgie und Zauberglauben eine Rolle. Das "ewige Licht" das in katholischen Kirchen in einem Leuchter vor dem Tabernakel brennt, ist eine Öllampe. Chrisam (gr. Salbe), Olivenöl mit einem Zusatz aromatischer Stoffe, wird vom Bischof in der Karwoche geweiht und bei den Sakramenten der Taufe, Firmung, Priesterweihe und Krankensalbung (früher: "Letzte Ölung") verwendet. 

Öl war im Süden ein weit verbreitetes Leuchtmittel. Öllampen brannten im altrömischen Haushalt ebenso wie in den Katakomben. Öl von den Lampen bei den Gräbern der Märtyrer sprach man besondere Kraft zu, mehr noch dem, das aus den Knochen der Heiligen fließen soll. Am bekanntesten ist das Walpurgisöl aus Eichstätt (Deutschland), das den Gläubigen schon im 9. Jahrhundert "gegen alle Gefahren des Leibes und der Seele" verkauft wurde. 

Für die Kostbarkeit des Öls spricht die Vorstellung, dass es Unglück bedeutet, wenn man es verschüttet. Das selbe glaubte man von Salz. Die Redensart "Öl ins Feuer gießen" (Ein Übel ärger machen) findet sich im 16. Jahrhundert. Der damals aufkommende Begriff "Ölgötze" für jemand, der steif und stumm herumsteht, war ein Schlagwort der Reformationszeit. Man verspottete damit die katholischen Heiligenfiguren, dabei scheint eine Herleitung von plastischen Darstellungen der am Ölberg schlafenden Jünger möglich.


Quellen:
Beitl: Wörterbuch der deutschen Volkskunde. Stuttgart 1974. S. 612 f.
Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Berlin 1935/1987. Bd. 6/Sp. 1238 f., Bd. 9/Sp. 83
Lutz Röhrich: Das große Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten. Freiburg/Br. 1992. Bd. 2/S. 1119 f.

Bild:
Ewiges Licht beim Tabernakel, Pfarrkirche Goldegg (Salzburg). Foto: Angela Thierry, um 1990.Freundlicherweise für das Austria-Forum zur Verfügung gestellt


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