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Adventkalender #

Adventkalender für alle, Wien 19. Foto: Doris Wolf

1903 gilt als Geburtsjahr des Adventkalenders. Sein Erfinder Gerhard Lang (1880-1974) stammte aus einer evangelischen Familie, sein Vater war Pfarrer in Maulbronn (Deutschland). In diesen Kreisen waren sowohl der Adventkranz als auch der Adventbaum - der jeden Tag mit Kärtchen mit einem Bibelspruch geschmückt wurde - als Zeitmesser vor Weihnachten bekannt. Außerdem pflegte seine Mutter für den Buben 24 "Wibeles", schwäbische Biskuitkeks, auf einem Karton zu befestigen, von denen er jeden Tag eines wegnehmen durfte. Nach einer Buchhändlerlehre ließ sich Lang 1902 in München nieder, im folgenden Jahr erschien sein erster Weihnachtskalender "Im Lande des Christkinds", „ein reizendes Spielzeug ... eine rechte Vorweihnachtsfreude, ... die den Kindern das lange Warten verkürzen“ sollte. 24 Felder mit Gedichten des Erfinders wurden Tag für Tag mit einem bunten Bild überklebt. Der Kalender erschien im Verlag des Lithographen Friedrich Reichhold, in den Lang 1908 als Gesellschafter eintrat (Reichhold & Lang München - RLM). In diesem Jahr war der Weihnachtskalender erstmals gewinnbringend. Was für spätere Adventkalender typisch erscheint, nahm Gerhard Lang schon vorweg: Bereits im 2. Jahr waren sie, als Beilage einer Zeitung und mit rückseitig aufgedrucktem Kalender, ein Werbegeschenk. Bald gab es verschiedene Varianten, als Abreißblock, Bilderalbum, Laterne, zum Schieben oder Aufstellen. Bis zur Auflösung der Firma RLM 1940 waren es rund 30 Modelle in 40 Ausführungen. Die heute üblichen Türchenkalender kamen um 1920 auf den Markt. Rasch hatten andere Verlage das neue Produkt entdeckt. Ihre Imitationen waren billiger als die nach originellen Entwürfen und aufwändig hergestellten Modelle der Firma RLM.

Eine Umfrage ergab 2024 dass der klassische Adventkalender nur mehr einen Teil des Angebots ausmacht. 50 % sind mit Schokolade oder Süßwaren gefüllt,30 % mit Kosmetik. Im Angebot finden sich auch Spiele, Rätsel, Tee, Kerzen, gesunde Snacks, Schmuck und Erotik. 1/3 der Kunden fällt den Kalender selbst. Der Durchschnittspreis liegt bei 20 bis 30 € mit nach oben offenen Werten.

So wie den "Christbaum für alle" findet man auf vielen öffentlichen Plätzen einen Adventkranz für alle und einen Adventkalender für alle. Ganze Ortschaften verkleiden sich als Adventdorf, indem in den Häusern die Fenster entsprechend gestaltet und zunehmend Tag für Tag beleuchtet werden.


Quellen:
Adventkalender. Ausstellungskatalog NÖ Landesmuseum. Wien 1980
Tina Peschel: Adventskalender. Geschichte und Geschichten aus 100 Jahren. Dresden 2009. S. 10
Helga Maria Wolf: Weihnachten. Kultur & Geschichte. Wien 2005. S. 17 f.
2024, publiziert 26.11.2024

Bild:
Adventkalender für alle, Wien 19. Foto: Doris Wolf


Siehe auch:
--> Heimatlexikon
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