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Adventkranz #

Diakonie-Adventkranz im Bundeskanzleramt. Foto: H. M. Wolf, 2019

Den Adventkranz erfand der spätere Gründer der Inneren Mission, Johann Hinrich Wichern (1808-1881), damals Direktor des 1833 eröffneten Hamburger Erziehungsheimes Rauhes Haus. Von ihm stammt (aus dem Jahr 1838) der älteste bekannte Bericht. Ein "einfacher Kranz, den der Kronleuchter auf seinen Armen trägt" wurde als Adventsleuchter bezeichnet. Bei der täglichen Andacht kamen alle Bewohner im Betsaal zusammen, sangen ein Adventlied und entzündeten eine Kerze. 1844 schrieb Wichern: "Daher kommt's, dass im Hause die Tage bis Weihnachten nicht selten nach Lichtern gezählt werden." Nach der Überlieferung hatte der erste Adventkranz 24 kleine rote Kerzen für die Werkstage und 4 große weiße für die Sonntage. 2024 überreichten Vertreter der Diakonie de, Wiener Bürgermeister Michael Ludwig einen ähnlich gestalteten evangelischen Adventkranz.

Ähnliche Bräuche gab es in anderen evangelischen Heimen, so im Waisenhaus der Kaiserswerther Diakonissen. Dort stellte man am ersten Adventtag einen kleinen Tannenbaum auf, an dem die Kinder jeden Tag ein Licht und einen Bibelvers anbrachten. Die "Verheißungssprüche" mussten sie auswendig lernen und aufsagen. Im Lauf des 19. Jahrhunderts gab es diese Texte gedruckt, mit bunten Bildern verziert und in Sternform ausgestanzt - eine Vorform des Adventkalenders.

'Liturgischer Adventkranz'. Foto: Doris Wolf, 2012

1925 befand sich in Köln der erste Adventkranz in einer katholischen Kirche. Bis der Brauch in Österreich ankam, verging seit der Erfindung rund ein Jahrhundert. Als Innovatoren wirkten die bündischen Jugendbewegungen der Zwischenkriegszeit. Das evangelische Requisit vertrug sich gut mit der Lichtsymbolik der katholischen Kirche, die bald eine Segnung dafür etablierte. Der Klosterneuburger Liturgiker Pius Parsch (1884-1954), der 1950 das Werkbuch „Adventabend“ schrieb, empfahl rote oder gelbe Kerzen und ein violettes Band als Schmuck. Adventkränze in katholischen Kirchen haben oft - analog zur Farbe der Messgewänder - drei violette Kerzen und eine rosa für den 3. Sonntag (Gaudete).


Ein Zitat des hl. Ambrosius (+ 397) wurde auf den Adventkranz übertragen: „Was immer grün ist und nie sein Laub verliert, soll dich mahnen, dass du niemals deine Hoffnung verlierst, dass vielmehr stets durch den Glauben die Hoffnung auf Heil in dir lebt."

Zur Segnung - aus dem Benediktionale: "Wir danken dir, Herr, unser Gott. Du schenkst uns die Freude des Advents. Voll Hoffnung und Zuversicht erwarten wir das Fest der Geburt deines Sohnes Jesus Christus. Segne diesen Kranz, um den wir uns in den Tagen des Advents versammeln. Segne die Kerzen. Sie erinnern uns an Jesus, der allen Menschen Licht sein will. Und wie das Licht der Kerzen immer heller wird, so lass uns immer mehr dich und die Nächsten lieben. Darum bitten wir durch ihn, Christus, unseren Herrn."

Der weltweit größte hängende Adventkranz ziert den Vorplatz der Basilika Mariazell. Er hat 12 Meter Durchmesser und wiegt sechs Tonnen. Der Kranz besteht aus Nordmanntannen und trägt (wie der "Wichern-Kranz") 24 Kerzen, von denen täglich eine mehr beleuchtet wird.


Quellen:
Hermann Bausinger: Adventskranz. Würzburg 1977
Hermann Kirchhoff: Christliches Brauchtum im Jahreskreis. München 1990. S.17
Pius Parsch: Adventabend. Klosterneuburg 1950. S. 132
Tina Peschel: Adventskalender. Geschichte und Geschichten aus 100 Jahren. Dresden 2009. S. 10
Mariazell, publiziert 29.11.2020
Wiener Bezirksblatt 20/2024
Geistliche Einführung in die Liturgie der Advent- und Weihnachtszeit. Vortrag von Prof. Dr. Marco Benigni, Veranstaltet vom Pius-Parsch-Institut Klosterneuburg und dem Deutschen Liturgischen Institut Trier, am 30.11.2024

Bilder:
Rekonstruierter evangelischer Adventkranz,
Liturgischer Adventkranz, 20. Jh. Fotos: Doris Wolf


Siehe auch:
--> Heimatlexikon

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