Enthebungskarte#
Nachdem im 19. Jahrhundert die Gratulation mit Neujahrskarten, die in Erwartung eines Trinkgeldes überbracht wurden, Brauch geworden war, ließ der Antibrauch nicht lange auf sich warten. Vor unerwünschten Gratulanten sollten Enthebungskarten schützen, die man gegen eine Spende erwarb und an der Haustür befestigte.
1829 machte die Pfarre Schottenfeld, Wien 7, nach Klagenfurter Vorbild in Wien den ersten Versuch, "das blos ceremonielle und daher lästige Glückwünschen zum neuen Jahre zum Besten der Armen dieser Pfarre abzustellen". Die Spender sahen ihre Namen in gedruckten Listen veröffentlicht. Andere Pfarren, Sozialeinrichtungen und die Stadt Wien griffen die Idee rasch auf.
2024 kam der Brauch als "Praxis der Neujahrs-Entschuldigungskarten (NJEK)" auf die UNESCO-Liste des Immateriellen Kulturerbes. Sie entstanden als künstlerisch gestaltete Druckgrafik zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Der Erwerb dieser Karten wurde und wird mit Spenden für soziale Zwecke verbunden. Aktuell ist die Region Hall in Tirol eine der letzten Gegenden Österreichs, wo dies noch gepflegt wird.
Quelle:
Helga Maria Wolf: Das neue BrauchBuch. Wien 2000. S. 64
Bild:
Enthebungskarte zu Gunsten der Armen Wiens, 1868. Gemeinfrei
Siehe auch:
Heimatlexikon