Antibräuche#
Antibräuche richten sich gegen bestehende Bräuche. Sie werden bewusst eingeführt oder entstehen aus spontanem Protest. Festgelegte Ordnungen reizen dazu, sie zu durchbrechen. Das besonders Feierliche verlockt zum Antibrauch. Wer einen Brauch stört oder ein Ritual durchbricht, setzt den Teilnehmenden gegenüber ein deutliches Signal.
Beispiele:
Katholischer Feiertag "Josef, der Werkmann" gegen den Arbeiterfeiertag am 1. Mai. Das Fest wurde erstmals am 1. Mai 1956 begangen. Evangelisches Gustav-Adolf-Fest zu Fronleichnam, Enthebungskarte zu Neujahr, Opernballdemonstration.Auch zu dem von der FPÖ veranstalteten Akademikerball in der Hofburg gibt es Antibräuche, 2024 kam es zu mehreren Gegendemonstrationen ohne gröbere Zwischenälle. 2000 Personen nahmen teil. Danach zogen vermummte Personen durch die City und zündeten pyrotechnische Gegenstände. 2014 war es zu Sachbeschädigungen und einer erheblichen Anzahl an verletzten Demonstranten und Polizisten gekommen. In den Jahren danach beruhigte sich die Situation aber deutlich. Der Unmut richtete sich vorwiegend gegen deutsch-nationale Burschenschafter, die bereits seit 1952 den Ball ausrichteten. Seit 2012 organisiert. die FPÖ Wien die - seither "Akademikerball" genannte - Veranstaltung.
Quellen:
Helga Maria Wolf: Das BrauchBuch. Alte Bräuche, neue Bräuche, Antibräuche. Freiburg/Br. 1992
Akademikerball: Protest ohne Vorfälle - wien.ORF.at, 2024
"Kurier", 17.2.2024
Bild:
Josef der Arbeiter. Kleines Andachtsbild nach Josef Führich, 19. Jahrhundert. Gemeinfrei