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Fischer #

Bild 'Fischer'

Fische bildeten einen wesentlichen Teil der Ernährung, nicht zuletzt wegen der vielen kirchlich gebotenen Fasttage. In Wien wurden zahlreiche Sorten in der Donau gefangen und auf den Märkten verkauft. Bis ins 16. Jahrhundert züchtete die Stadt Wien im Stadtgraben Fische. Damals bildeten Fischer und Fischhändler eine gemeinsame Bruderschaft. Wolfgang Schmeltzl (um 1500-1557), der 1548 einen fiktiven Reisebericht verfasste ("Ein Lobspruch der Hochlöblichen weitberühmbten Khünighlichen Stat Wienn in Österreich"), lobte die Vielfalt der aus Böhmen, Mähren und Ungarn auf die Märkte gebrachten Fischarten. 

Die Straßenbenennung „Fischhof“ in der Inneren Stadt erinnert an den vermutlich ersten Fischmarkt Wiens (1255). Eine Generation später befand er sich auf dem Hohen Markt. Weit über vier Jahrhunderte (1282 bis 1753) stand der Fischmarkt im Bereich der Häuser Hoher Markt 5, 6, 7 und 8. Frisches Wasser lieferte der durch ein Schöpfrad betriebene Ziehbrunnen. Die Händler mussten Gebühren für dessen Erhaltung und die für den Verkauf notwendigen Tröge entrichten, teils der Stadt direkt, teils den Bürgern, denen die Gemeinde das einträgliche „Trögelamt“ verpachtet hatte. 

Um den Verkauf zu beschleunigen, durften Fischer, die mit frischer Ware handelten, um 1340 im Winter weder Hut noch Mantel tragen. Einem Fisch, der teurer als 12 Pfennige und länger als einen Tag auf dem Markt war, mussten sie als sichtbares Zeichen des Ablaufdatums den Schwanz abschlagen. Wer sich nicht daran hielt, durfte sich mit seiner Familie ein Jahr lang nicht in Wien aufhalten. Der Verkauf von Heringen und Stockfischen (getrockneter Kabeljau) war dem zünftischen Gewerbe der Häringer vorbehalten. 1449 gab es auf dem Hohen Markt Heringtische, ein halbes Jahrhundert später Heringhütten. Beschauer kontrollierten, "ob Stockfische und Heringe gehörig gebeizt, die Lauge nicht mit zu viel Kalk versetzt, die Fische nicht zu alt und nur durch Kunstgriffe dem Äußerlichen nach verkaufbar zugerichtet sind“, wie es 1804 in der Instruktion der Marktbeamten hieß. 

2019 wurden bundesweit 4.250 t Speisefisch (+4,1% zum Vorjahr) von 500 Aquakultur- Unternehmen vermarktet. Dabei entfiel ein Drittel der Produktion auf Regenbogen- bzw. Lachsforellen, gefolgt von Karpfen (14,6%) und Bachsaiblingen (13,2%) Die Versorgungsbilanz 2020 wies 65.100 t Fisch (7,3 kg pro Kopf) aus. Die Gesundheitsbefragung 2020 ergab, dass 55,1 % der Bevölkerung (in Privathaushalten im Alter von 15 und mehr Jahren) mindestens einmal pro Woche Fisch aßen.

Viele Bibelstellen handeln vom Fischfang, z.B. Lk 5,1-11; Mt 4,18-22; Joh 21,1-14. Mit fünf Broten und zwei Fischen speiste Jesus 5000 Menschen. (Mk 6,30-44) In Mt 4,19 und Mk 1,17 machte er den Fischer Simon-Petrus und seinen Bruder Andreas zu "Menschenfischern", Aposteln. Daran knüpfen die künstlerisch gestalteteten barocken Fischerkanzeln an, z.B. in Altmünster, Fischlham, Gaspoltshofen, Traunkirchen (Oberösterreich), Tautendorf (Niederösterreich), Neusiedl/See (Burgenland), St. Peter ob Judenburg (Steiermark).


Quellen: 
Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Wien 1992-1997. Bd. 2/S. 310
Helga Maria Wolf: Die Märkte Alt-Wiens. Wien 2006. S. 85 f.
2020
Statistik

Bild: 
Fischerkanzel in Tautendorf (Niederösterreich). Foto: Alfred Wolf


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