Markt#
Die Entwicklung des Marktes ist untrennbar mit der Entwicklung der Stadt und neuer, urbaner Lebensformen verknüpft. Städter brauch(t)en Lebensmittel aus dem Umland. Diese wurden anfangs weniger in Geschäften gehandelt, als von den Produzenten unter freiem Himmel verkauft. Das erste erhaltene Stadtrecht, das Herzog Leopold VI. (1176-1230) den Wienern am 18. Oktober 1221 verlieh, regelte neben der politischen Mitsprache der Bürger Angelegenheiten des Handels.
Durch die Jahrhunderte bewahren Straßennamen die Erinnerung an die frühesten Wiener Märkte: Hoher Markt, Neuer Markt, Fleischmarkt, Bauernmarkt, Heumarkt, Getreidemarkt, Kohlmarkt …
Auf den Märkten konnten die Wiener aus erster Hand Waren kaufen, die in der Stadt nicht erzeugt wurden. Bauern aus der Umgebung kamen mit Kraut und Rüben, Geflügel und Eiern, Milchprodukten und Getreide. Den Beginn der Marktzeit markierte - vom Mittelalter bis in die Barockzeit - die Marktfahne. Etwa zwei Stunden lang hatten Bürger, Klerus und Hofgesinde - nicht aber Zwischenhändler - Gelegenheit zum Lebensmittelkauf.
Vorschriften zur Kontrolle des Marktlebens, zum Konsumentenschutz und gegen den Zwischenhandel fanden sich schon 1340 in einer Verordnung Herzog Albrecht II. (1298-1358). Durch die Jahrhunderte wollten die Obrigkeiten preisregulierend wirken. Lebenswichtige Güter sollten nicht unnötig verteuert werden. Ein Leitmotiv seit den ältesten Marktordnungen war die Ablehnung der Fürkäufer, Vorkäufer oder Ablöser. Die solcherart Kriminalisierten waren - abgesehen von Wiener Gewerbsleuten wie Greißler, Häringer oder Kässtecher - großteils Frauen aus den unteren Sozialschichten. Außer den an bestimmten Wochentagen abgehaltenen Märkten gab und gibt es Jahrmärkte (in Wien seit 1278) und Gelegenheitsmärkte.
2023 gibt es in Wien 17 Detailmärkte, die vor allem Lebensmittel anbieten: II. Karmelitermarkt, Volkertmarkt, Vorgartenmarkt, III. Rochusmarkt, VI. Naschmarkt, X. Viktor-Adler-Markt, XII. Meidlinger Markt, XV. Meiselmarkt, Schwendermarkt, XVI. Brunnenmarkt, XVIII. Kutschkermarkt, Gersthofermarkt, Johann Nepomuk Vogl-Markt, XIX. Nussdorfer Markt, Sonnbergmarkt, XX. Hannovermarkt, XXI. Floridsdorfer Markt. Dazu kommen fünf temporäte Märkte (Wochenmärkte), sowie der Flohmarkt am Naschmarkt, der Antiquitätenmarkt Am Hof, Anlassmärkte, Gelegenheitsmärkte und der Großmarkt in Wien 23. Dazu kommen nach einer Probezeit vier neue Märkte, der Neubaumarkt in Neubau, der Servitenmarkt am Alsergrund, der Matznermarkt in Penzing, und der Alszeilenmarkt in Hernals. Vergrößert werden der Kutschkermarkt und der Viktor-Adler-Markt. Rund 387.000 Gäste pro Woche besuchen die Wiener Märkte. Das entspricht einem Zuwachs von 8 Prozent seit 2019.
Eine Marktgemeinde ist ein Ort mit historischen oder formal verliehenem Marktrecht. Seit 1849 ist der Namenszusatz Markt (z.B. Markt Allhau) kein Titel im rechtlichen Sinne mehr und die Abhaltung von Märkten an andere Bedingungen gebunden. Dennoch werden immer noch Gemeinden zum Markt erhoben, etwa „Gemeinden, denen besondere Bedeutung zufolge ihrer geografischen Lage und ihres wirtschaftlichen Gepräges zukommt“ (Niederösterreichische Gemeindeordnung).
Quellen:
Helga Maria Wolf: Die Märkte Alt-Wiens. Wien 2006. S. 12 f., 217 f.
Wikipedia: Marktgemeinde (Stand 21.1.2019)
Wiener Märkte
"Kurier" 18.5.2023
Bild: "Die Gnädige mit dem Küchentrabanten" beim Einkauf auf dem Markt. Aus: Wienerstadt. Wien 1895
Siehe auch: