Flachs #
Funde verweisen auf Flachsanbau in vorgeschichtlicher Zeit. Der römische Gelehrte Plinius (23-79) vermerkte das Weben von Leinen durch die germanischen Frauen. Das Capitulare de villis Karls des Großen (um 794) empfiehlt den Flachsanbau. Bis ins 18. Jahrhundert blieb dieser ein Hauptgebiet ländlicher Arbeit. Lein (Linum usitatissimum), eine einjährige Stängelfaserpflanze, erreicht ca. ½ m Höhe. Sie trägt rund 100 Tage nach der Aussaat blaue Blüten, aus denen sich nach zwei Wochen Samenhülsen entwickeln. Sobald sich diese zeigen, beginnt die Ernte. Durch Dreschen oder Riffeln mit einem Eisenkamm trennt man die Samenkapseln von den Stängeln. Leinsamen und Leinöl finden in der Medizin Verwendung. Die Fasern, von denen 20 Prozent brauchbar sind, werden durch Mark und Holz geschützt. Diese entfernt man in mehreren Arbeitsgängen, u.a. durch Erhitzen und Brecheln, Ausschlagen und Kämmen.
Das Spinnen der Flachsfasern war eine typische Winterbeschäftigung der Frauen auf dem Lande. Mit Hilfe von Spindeln oder Spinnrädern wandelten sie die Wergbüschel in einen zusammenhängenden Faden. Er wurde zu Zöpfen gewunden in Lauge gekocht, um ihn zum Weben geschmeidig zu machen. Flachs (Haar) war seit dem Mittelalter Handelsware auf dem Haarmarkt, der sich auf verschiedenen Abschnitten der Rotenturmstaße, Wien 1, befand.
In der älteren volkskundlichen Literatur findet man viele Hinweise auf magische Handlungen bei Aussaat - zu bestimmten Tagen - und Pflege, wie den Zauberspruch "Flachs wachs!", Besprengen mit Weihwasser, Vergraben der Schalen von Ostereiern. In den Museen sind verzierte Flachsschwingen (zum Ausschlagen) zu sehen, die als Liebesgabe dienten.
Quellen:
Franz C. Lipp, Vom Flachs zum Leinen. Linz 1989
Wörterbuch der deutschen Volkskunde. Stuttgart 1974. S. 219 f.
Bild:
Flachs spinnende Tiroler Bäuerin. Foto: Alfred Wolf, 1948
Siehe auch: