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Gruß#

Gruss

Bestimmte Formeln und Gebärden des Grußes zeigen die Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen, Vereinen etc. Als Gebot der Höflichkeit sind Grußformen abhängig von Kultur, Zeit, Mode, Region, Gesellschaftsschicht, Alter u.a. Die frühesten Formen des Grußes waren Bezeugungen der Waffenlosigkeit und friedlichen Gesinnung. Das altsächsische Recht gebot dem Lehensmann, vor seinem Lehensherrn alles Eisenzeug (Waffen, Helm) abzulegen. Hutabnehmen war wie Händeschütteln ein Zeichen der Schutzlosigkeit, da man dabei keine Waffe halten konnte.

Seit dem 12. Jahrhundert kamen Grußformeln mit Gebetswünschen auf. Das als typisch österreichisch geltende "Grüß Gott" ein unmittelbarer Nachkomme solcher Wunschgrüße, wurde im 19. Jahrhundert von der katholischen Geistlichkeit im süddeutschen Sprachraum propagiert. Es ist die verkürzte Form von „(Es) grüß(e) dich (bzw. euch) Gott“. Ursprünglich war damit „Gott segne Dich“ gemeint, wie im Gebet "Gegrüßet seist du Maria", in Anlehnung an die Verkündigung des Engels Gabriel (Lk 1,26–38). Viele lehnen die Formel wegen ihres religiösen Bezuges ab und greifen zum neutralen "Guten Tag" bzw. je nach Tageszeit "Guten Morgen", "Guten Abend" - obwohl auch diese im Mittelalter hießen: Gott gebe dir einen guten Tag etc. Wenigen dürfte bewusst sein, dass auch die saloppen Abschiedsgrüße "Tschüs(s)/adjüs) , adiós, adeus und adieu ihren Ursprung im lateinischen ad deum – „zu Gott“ haben. Das italienische "Ciao" (Tschau) kam über die Radetzky-Armee in das österreichische Heer. Wie "Servus" bedeutet es eigentlich Diener oder Sklave. Unterwürfigkeit drückten auch "G'schamster (gehorsamster) Diener" oder "Habe die Ehre" aus. Als moderne Form bürgerte sich „Hallo!“ ein. Handwerker und andere Gruppierungen hatten/haben ihren eigenen Gruß: "Gott grüß die Kunst" (Buchdrucker ), "Glückauf" (Bergleute), "Gut Holz" (Kegler), "Hals- und Beinbruch" (Schauspieler), "Petri bzw. Waidmannsheil" (Fischer, Jäger). 

Der Friedensgruß als religiöses Ritual ist bei Juden, Christen und Muslimen bekannt. In der katholischen Messe wird er nach dem Vaterunser vom Priester mit der Formel: "Der Friede des Herrn sei allezeit mit euch." zum Ausdruck gebracht, die Gemeinde antwortet: "Und mit deinem Geiste." Nach seiner Aufforderung "Gebt einander ein Zeichen des Friedens." (Offerte vobis pacem) reichen die Gläubigen den Nachbarn die Hand, um dem Wunsch nach Friede, Gemeinschaft und Liebe zu unterstreichen.

Der Fragegruß war ein ritterlicher Brauch, den man z.B. im althochdeutschen Hildebrandslied (Handschrift um 830) findet. Man fragte nach Herkunft und Stammbaum, stellte sich und seine Heldentaten vor. Auf dem Lande blieb der Fragegruß, auf den man keine Antwort erwartet, länger üblich als in der Stadt. Hier kam er wieder als Übernahme aus dem Angelsächsischen in Gebrauch. Aus "How do you do ?" oder "How are you ?" wurde "Wie geht es Ihnen ?", was aber nicht als anteilnehmende Erkundigung, sondern als Grußformel zu verstehen ist.

Gruß-Gebärden hängen von der Stellung der beiden Personen ab. Der Orient und das päpstliche Zeremoniell kennen die alte Form des Niederwerfens (Proskynesis) vor dem Höhergestellten bzw. den Fußfall (Niederknien), die üblicherweise durch Verbeugungen (Diener, Knicks) ersetzt wurden. Herren begrüßten Damen mit Handkuss. Gleichrangige Personen grüßen nonverbal mit Händeschütteln, Umarmung (Wangen-)kuss, Zunicken oder Winken. 

Schriftliche Grußformeln in der Geschäftskorrespondenz haben sich in den letzten Generationen gelockert. Aus den "Sehr geehrten Herren“ sind zumindest "… Damen und Herren" oder „Liebe(r) …" geworden - eine früher private Anrede. Statt mit "Mit vorzüglicher Hochachtung" endet man mit "freundlichen" oder "besten" Grüßen. 

Bei E-Mails und SMS werden Abkürzungen (z.B. lg, mfg) und Emoticons (Wortkreuzung aus Emotion und Icon) verwendet. Diese Zeichenfolgen aus normalen Satzzeichen bilden (um 90 ° gewendet) ein Smiley, um in der elektronischen Kommunikation Stimmungs- und Gefühlszustände auszudrücken. Erstmals wurden 1992 in den USA :-) und :-( vorgeschlagen.


Quellen: 
Beitl: Wörterbuch der deutschen Volkskunde. Stuttgart 1974. S.308
Lutz Röhrich: Das große Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten. Freiburg/Br. 1991. Bd 1 / S. 591
Wikipedia: Gruß (Stand: 3.3.2024)
Wikipedia: Emoticon (Stand: 3.3.2024)

Bild:
Handkuss als Grußgeste, Kolorierte Postkarte 19. Jh. Gemeinfrei


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