Guckkasten#
Das optische Spielzeug zählt - wie Panorama, Diorama oder Stereoskop - zu den Vorläufern des Kinos. Guckkasten gab es für die Kinder zu Hause oder als Attraktion wandernder Schausteller für Erwachsene. Die "Guckkästner" führten auf Kirtagen, Jahrmärkten oder im Prater geographische, naturkundliche und aktuelle Bilder vor. Der Zuschauer blickte durch eine Öffnung, im Kasten befanden sich außer den Darstellungen optische Linsen und Spiegel, durch die Effekte wie Bewegung oder 3D erzielt wurden. Bei den ersten Modellen, die Anfang des 18. Jahrhunderts in Paris und Augsburg aufkamen, bestanden die Bilder aus kulissenartig angeordneten, grell kolorierten Kupferstichen. Die Vorführer erklärten die Szenen, Spielwerke und Drehorgeln steigerten die Wirkung der Darbietungen. AuchPapierheater für Kinder wurden als Guckkasten bezeichnet.Im 19. Jahrhundert waren Reiseillusionen wie "Franklin's Nordpolfahrt" oder "Das Innere Afrikas" gefragt. Ab 1820 bauten Schausteller in Wien mehrere Guckkasten in Art eines Theaters oder Kinos auf und nannten diese "Optische Zimmerreise" oder "Europorama".
Für die imaginären Reisen bediente man sich verschiedener Techniken, wie der Laterna magica oder Panorama-Apparate. Vorläufer der Laterna magica gab es im 16. Jahrhundert. Dabei wurden transparente Bilder vor dem Brennpunkt einer Kamera angebracht und vergrößert an die Wand projiziert. Als Blechkasten mit Öllämpchen, entsprechender Optik und Bilderstreifen (Auf Glas handgemalte Darstellungen) eroberte die Zauberlaterne die biedermeierlichen Kinderzimmer. Mit zwei Apparaten ließen sich Überblendungen, so genannte Nebelbilder und Illusionen herstellen. Populäre Vorträge, Vorgänger der Diaabende, behandelten publikumswirksame Themen wie "Das Niltal vor 4000 Jahren".
Beim Stereoskop und Kaiserpanorama (seit 1885 in Wien) betrachtete man zwei ähnliche Aufnahmen durch zwei Linsen, wodurch ein 3D-Effekt entstand. Kleine Stereoskope gab es im 19. Jahrhundert in vielen bürgerlichen Haushalten. Eine Vorstellung des Kaiserpanoramas mit 50 Bildern exotischer Landschaften, ferner Länder oder berühmter Gemälde für 25 Personen dauerte rund eine halbe Stunde.
Als tragbares Modell für den Hausgebrauch war der Guckkasten "Polyorama Panoptique" zwischen 1820 und 1850 üblich. Ein solches befindet sich in der neuen Schausammlung des Alseum.
Quellen:
Hubert Kaut: Alt Wiener Spielzeugschachtel. Wien 1961. S. 64 f.
Informationen zur Ausstellung "Zauber der Ferne" im Wien Museum (4.12.2008-29.3.2009)
Bilder:
Diorama-3D-Bilder um 1900
Polyorama Panoptique im Alseum