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Spielzeug#

Spielzeug

"Spiel und Spielzeug sind so alt wie die Menschheit selbst", schrieb 1961 der Historiker Hubert Kaut. "Das Spielzeug in seinen verschiedenen Formen ist von der Steinzeit her in allen Kulturvölkern bezeugt: Ob es Püppchen oder Tiere aus Holz, Ton oder anderem Material waren, Ursprung und Zweck waren überall der gleiche … Erst unserer Zeit war es vorbehalten, unter Verlust der ursprünglichen Bestimmung und Veränderung des Charakters und Wesens des Spielzeuges, die Produktion und den Absatz, also untergeordnete Merkmale, in den Vordergrund zu stellen - eine große Gefahr für die Kulturentwicklung !" 

Kauts Buch "Alt Wiener Spielzeugschachtel" beschrieb alles, was "die Welt des Kindes" seit dem 18. Jahrhundert ausmachte: Babyspielzeug, Puppen und Puppenzimmer, Grödner Holzwaren, gedrechseltes und bewegliches Spielzeug, Bausteine und Baukasten, Ritter, Soldaten, Zinnfiguren, Stecken-, Schaukel- und Räderpferde, Miniaturfahrzeuge, Eisenbahnen, Spielzeug für Zuhause (Laterna magica, Guckkasten, Stroboskopscheiben, Stereoskop, Papiertheater, Mandelbogen, Ankleidepuppen, Bilder- und Malbücher, Verwandlungsspiele, Gesellschaftsspiele, Domino, Puzzle u.a.) 

Das klassische Mädchenspielzeug ist die Puppe, deren älteste Form aus Holz geschnitzt war (Docke), es gab sie als Wickelkind oder Figur mit aufgemalter Kleidung und Haaren. Selbst gebastelte Modelle ("Fetzenbankert") entstanden aus einem Kochlöffel und einigen Tüchern. Renaissance- und Barockpuppen der Oberschichten waren große, hölzerne Gliederpuppen mit kostbaren Kleidern. (Von diesen "Manneken" kommt das Wort "Mannequin".) Seit der Barockzeit stellte man Köpfe aus Wachs oder Porzellan her, auch Glasaugen und Perücken aus Menschenhaar waren üblich. Im 19. Jahrhundert erhielten diese Köpfe einen Leib aus Handschuhleder, der mit Sägespänen gefüllt war. Ab 1810 gab es Puppen aus Papiermaché. Um 1900 stellte das Mädchenspielzeug Erwachsene dar, die gut gekleidete bürgerliche Hausfrau und - seltener - den Respekt gebietenden Hausvater. Gemeinsam mit den bis ins Detail eingerichteten Puppenhäusern, Kaufmannsladen etc. lassen sie interessante Rückschlüsse auf die Alltagskultur zu. Die Babypuppe aus Gummi, Zelluloid und später Plastik, kam vor dem Ersten Weltkrieg auf den Markt. 

Nicht nur Töchter, auch Söhne wurden mittels Spielzeug in ihre spätere Rolle eingeübt. So waren klassische Bubenspielzeuge Ritter, Soldaten, Zinnfiguren, Stecken-, Schaukel- und Räderpferde. Bausteine und Baukasten wurden um 1800 zuerst von Kunsthändlern verkauft, wie vom Verleger Trentsensky, der für seine "Mandelbogen" (Ausschneidebogen, Anziehpuppen etc.) berühmt war. Ein halbes Jahrhundert konkurrenzlos blieb der deutsche Anker-Steinbaukasten. Die aus Steinmehl gegossenen Elemente konnten (wie später die Legosteine) zusammengesteckt werden. Nach Vorlagen entstanden romantische Burgen, Fabriken und andere Bauwerke.

Um 1900 erfand der Eisenbahn-Ingenieur Johann Korbuly den "Matador"-Holzbaukasten, bestehend aus Klötzen mit Löchern und Stäbchen, wodurch bewegliche Objekte möglich wurden. Der erste Baukasten kam 1903 auf den Markt, Nachfolger produzierten bis 1986. Nach einem weiteren Jahrzehnt, in dem es keine Matador-Baukasten gab, werden diese seit 1997 wieder in Österreich Waidhofen/Thaya (NÖ) wieder hergestellt. 1997: Verlagerung der Produktion nach Österreich (Waidhofen/Thaya) hergestellt. Seit 2019 befindet sich der Firmensitz in Markersdorf (NÖ).

1934 produzierte der dänische Tischlermeister Ole Christiansen die ersten Lego-Steine aus Kunststoff, die er 1958 zum Patent anmeldete. Seither umfasst die Lego-Palette zahlreiche Modelle, bis zu Computerspielen, von denen nicht alle so erfolgreich waren wie das ursprüngliche Standard-System.


Quellen:
Beitl: Wörterbuch der deutschen Volkskunde. Stuttgart 1974. S.756
Hubert Kaut: Alt-Wiener Spielzeugschachtel. Wien 1961
Matador

Bild:
Puppenstube, um 1930. Foto: Alfred Wolf


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