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Kaffeehaus (Café)#

Graben-Café, 1912

Im Wien der Jahrhundertwende gab es Lokale, in denen sich speziell Künstler und Literaten trafen. Für manche Stammgäste waren sie wie ein Wohnzimmer, in dem sie gesellschaftliche Kontakte pflegten. Das konnte billiger kommen als daheim, da man nicht heizen musste, stundenlang bei einer Schale Kaffee und dem vom Ober (Kellner) stets dezent servierten Glas Wasser sitzen bleiben und internationale Zeitungen lesen konnte. Das Glas Wasser soll ein Brauch aus Arabien sein, wo Wasser noch kostbarer war als Kaffee.

Manche Kaffeehäuser waren nicht nur für die Qualität des Getränks, sondern auch für zusätzliche Attraktionen bekannt. So gab es Konzertcafés, wo u. a. Johann Strauß Vater und Josef Lanner spielten, Billardcafés und Literaturcafés. Seit 2011 steht die Wiener Kaffeehauskultur auf der UNESCO-Liste des Immateriellen Kulturerbes.

Mitte des 20. Jahrhunderts wurden viele Wiener Kaffeehäuser zugesperrt und die großen, meist an einer Hausecke gelegenen Lokale an Banken und Autohändler vermietet. In den 1980er Jahren setzte eine gewisse Renaissance und Renovierungswelle ein (Café Schwarzenberg, Raimund, Landtmann, Zartl, Central). Die typische Einrichtung besteht aus Thonetsesseln und Tischchen mit Marmorplatten. Sie stehen oft in den Fensternischen. Eine besondere Stellung im Wiener Kaffeehaus hat der Kellner inne, der auf keinen Fall so genannt werden will, sondern "Herr Ober". Der Oberkellner ist der Kopf der Kaffeehausmannschaft, er kennt seine Stammgäste und deren Vorlieben und redet sie persönlich an. Die Hierarchie beginnt mit dem Pikkolo (mit weißem Sakko), der serviert. Der Kellner (Zuträger) nimmt die Bestellungen auf, nur der Ober kassiert.

Kaffeespezialitäten

Es gibt zahlreiche Wiener Kaffeespezialitäten, die bekanntesten sind:

  • Schwarzer (Mokka) - kleiner oder großer Espresso ohne Milch und Obers
  • Schale Gold - kleiner oder großer Schwarzer mit heiß geschäumter Milch
  • Einspänner - Schwarzer mit Schlagobershaube, im Glas serviert
  • Kleiner oder großer Brauner - Schwarzer mit Kaffeeobers
  • Melange - halb Schwarzer, halb heiße Milch (geschäumt)
  • Verlängerter - mit heißem Wasser zum Großen verlängerter Kleiner Schwarzer oder Brauner
  • Eiskaffee - kalter Schwarzer mit Vanilleeis und Schlagobers, im Glas serviert

Zum Kaffee gehört Gebäck wie Briochekipfeln, Buchteln, Golatschen, Gugelhupf und Strudel. Das Wiener Frühstück besteht aus Kaffee, Semmeln, Butter, Marmelade und evtl. einem weichen Ei. Während im klassischen Kaffeehaus auch kleine warme Speisen serviert werden (z. B. Gulasch, Würstel, Toast), bietet die Café-Konditorei süße Backwaren (Kuchen, Torten) an.

2024 gab es in Wien rund 2000 Kaffeehäuser, die sich nach wie vor großer Beliebtheit erfreuen. So zeigte eine Studie der Wirtschaftskammer, dass jeder Zweite mehrmals pro Monat ein Kaffeehaus besucht, jeder Dritte zumindest jede Woche und 2 % täglich. Sie geben knapp unter 15,- € für die Konsumation aus. Motive sind vor allem "Atmosphäre und Gemütlichkeit" (70 %).


Quellen:
Erich Danzer: Kaffee-Spezialitäten. Wien 1983
Das Wiener Kaffeehaus. Ausstellungskatalog Historisches Museum der Stadt Wien 1980
Karl Teply: Die Einführung des Kaffees in Wien. Wiener Geschichtsblätter. Sonderreihe 6/1980
UNESCO
Wiener Kaffeehäuser nach wie vor beliebt - wien.ORF.at, publiziert 8. Oktober 2024

Bild:
Innenansicht des Graben Cafes in Wien I. 1912 von Josef Hoffmann entworfen und u. a. mit dem Wiener Werkstätte Stoff Krieau von Wilhelm Jonasch eingerichtet. Postkarte. 1912 © IMAGNO/Austrian Archives


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