Koloman, hl.#
Der irische Pilger Koloman befand sich auf dem Weg in das Heilige Land. Im Jahr 1012 wurde er bei Stockerau(Niederösterreich) wegen seiner fremdländischen Kleidung als Spion verdächtigt, gefoltert und gehängt.
Nach der Legende hing der Leichnam zwei Jahre lang auf einem Holunderstrauch, ohne zu verwesen und der dürre Strauch begann zu grünen. Als ein Jäger den Ermordeten in die Seite stach, floss Blut aus der Wunde.
Der Kult des hl. Koloman breitete sich rasch aus, nachdem Markgraf Heinrich I. (994-1018) am 13. Oktober 1014 Reliquien in das Stift Melk bringen ließ. Das Heiligengedächtnis wird am 13. Oktober begangen. „Koloman, Märtyrer in Stockerau“ ist in den Diözesen Wien und St. Pölten ein gebotener, in Eisenstadt ein nicht gebotener Gedenktag.
Koloman ist der Patron der Reisenden, Pferde, Vieh, der Verurteilten; gegen Krankheiten und Seuchen. Bis 1663, als man den hl. Leopold dazu bestimmte, war er der Landespatron Österreichs.
Darstellungen zeigen Koloman als Pilger mit einem Strick in der Hand und seinen Marterwerkzeugen.
Es war Brauch, beim Betreten des Stephansdoms den Kolomanistein zu berühren, über den das Blut des Heiligen geflossen sein soll. Herzog Rudolf IV. (1339-1365) ließ den in Messing gefassten Stein im Zuge der Erweiterung der Kirche am 3. Mai 1361 über der Schwelle des neuen Nordportales einmauern, darunter legte er persönlich Reliquien. Die Umschrift lautet: "Hic est lapis, super quem effusus est sanguis ex serratione tibiarum S. Colomanni Martyris, quem huc collocavit illustris Dominus Rudolphus IV. Dux Austriae etc. " Heute ist der Kolomanistein, auf dem durch jahrhundertelange Berührung eine Mulde entstanden ist, hinter der Türe des Schriftenstandes versteckt. Auch in Eisgarn im Waldviertel (Niederösterreich) gibt es einen "Kolomanistein". In einer Lärchenallee neben der Straße befindet sich ein Doppelschalenstein, auf den 1713 ein Bildstock des hl. Koloman aufgemauert wurde. Der Legende nach soll der Heilige hier gerastet haben. Das Wasser, das sich auch bei Trockenheit in den Schalen befindet, gilt als heilsam. Der Kolomanikirtag in Melk besteht seit 1451, er ist einer der größten und ältesten Niederösterreichs. Am Tag des Pferdepatrons pflegte man Umritte. Kolomanibüchlein sollten gegen Seuchen und Unwetter schützen und „eisenfest“ machen. Wohl wegen des Klanges seines Namens rief man Koloman als Heiratspatron an: „Heiliger Koloman, schick mir einen braven Mann!“ Im Wallfahrtsort Aigen am Inn (Gemeinde Bad Füssing, Bayern) musste man ein schweres, eisernes "Kolomännl" als Gewissensprobe - der bei Heiratsbitte - stemmen.
Quellen:
Alle heiligen Zeiten. Lieder und Texte im Jahreskreis. Atzenbrugg 2010. S. 193 f.
Gustav Gugitz: Fest- und Brauchtums-Kalender. Wien 1955
Keller, Hiltgart L.: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Stuttgart 1970. S. 316f.
Wimmer, Ott - Melzer, Hartmann : Lexikon der Namen und Heiligen (Bearb. Josef Gelmi). Innsbruck 1988. S. 490
Wolf, Helga Maria: Österreichische Feste & Bräuche im Jahreskreis. St. Pölten 2003
Wolf, Helga Maria: Mythos Wasser. St. Pölten 2009
Niederkorn-Bruck, Meta (Hg.)Ein Heiliger unterwegs in Europa. Tausend Jahre Koloman-Verehrung in Melk
ORF 1000 Jahre, publizert 13.10.2014
Stockerau
Bilder:
Koloman aus Albrechts Dürers Holzschnitt „Die Schutzheiligen von Österreich“ (1515, Nachdruck von ca. 1625)
Kolomanistein im Stephansdom. Foto: Peter Diem
Siehe auch: