Vier#
Die Zahl vier gilt, ähnlich wie drei, als Symbol der Ganzheit. Kreuz und Quadrat weisen diese Bedeutung auf. Nach der antiken Kosmologie besteht alles aus den vier Elementen, denen man die Temperamente zuordnete. Vier Himmelsrichtungen führen zu den vier Enden der Welt. Der Mond hat vier Phasen. In der Antike sprach man von vier Kardinaltugenden. Vier ist die Zahl der Evangelien und der erweiterten Gruppe der Virgines capitales. Hier tritt Dorothea
zu den "drei heiligen Madln". Der vierblättrige Klee bringt Glück, weil er über das normale Maß hinausgeht. Das akademische Viertel bezeichnet die Viertelstunde nach der angegebenen Beginnzeit (cum tempore = c.t.)
Auch in Redensarten findet sich die Zahl, wobei mit "alle Viere" Arme und Beine gemeint sind: "mit allen vieren danach greifen" (gierig sein), "alle viere von sich strecken" (faul sein), "auf allen vieren gehen" (kriechen), "auf alle viere fallen" (bei einem Unglück keinen großen Schaden erleiden). Ein "Vierer" ist ein dummer Mensch, dem einer der fünf Sinne fehlt. "Unter vier Augen" heißt vertraulich reden.
Vier Elemente - vier Temperamente (antikes Griechenland):
1) Erde - melancholisch
2) Wasser - phlegmatisch
3) Luft - sanguinisch
4) Feuer - cholerisch
Vier Himmelsrichtungen - vier Winde (antikes Griechenland):
1) Norden - Boreas
2) Westen - Zephyros
3) Süden - Notos
4) Osten - Euros
Vier Kardinaltugenden (nach Plato und Aristoteles):
1) Klugheit
2) Tapferkeit
3) Zucht und Maß
4) Gerechtigkeit
Vier Evangelisten - Symbole :
1) Markus (erster Evangelist, schrieb um 65-70) - Löwe
2) Matthäus (schrieb um 85) - Mensch
3) Lukas (schrieb zwischen 80 und 90) - Stier
4) Johannes (schrieb das jüngste Evangelium, um 95 - 100) - Adler
Vier Fakultäten der mittelalterlichen Universität:
1) Artistenfakultät (philosophische Grundausbildung)
2) Theologische Fakultät
3) Juristische Fakultät
4) Medizinische Fakultät
Die vier letzten Dinge:
1) Tod
2) Gericht
3) Himmel
4) Hölle
Quellen:
Otto Betz: Das Geheimnis der Zahlen. Stuttgart 1989. S. 61 f.
Peter D'Epiro, Mary Desmond Pinkowish: 7 Weltwunder, 3 Furien. München 1998. S. 63 f.
Großer Katechismus der katholischen Religion, Wien 1894/1929. S.196, 2022,13
Lutz Röhrich: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, Freiburg/Br. 1992. Bd. 3/S. 1678
Bild:
Viereckiges, versenktes Taufbecken mit Kreuz und den Evangelistensymbolen in der Pfarrkirche St. Paul, Wien 19. Foto: Helga Maria Wolf, 2008