Watschenmann#
Watschenmann bezeichnete einen Kraftmesser, wie er sich seit 1890 bei Schießbuden befand. Er bestand aus einer lebensgroßen Figur mit großem, lederüberzogenem Kopf. Die Stärke der Ohrfeige, die man ihr verabreichte, war auf einer darüber angebrachten Skala abzulesen.
Die Praterattraktion gab einer legendären österreichischen Radiosendung den Namen, die 1954/55 und von 1967 bis 1975 zu hören war - eine Satire auf Missstände in Politik und Gesellschaft. Die erste "Watschenmann"-Serie wurde von "Rot-Weiß-Rot", dem amerikanischen Radiosender im besetzten Nachkriegsösterreich, Sonntag Vormittag ausgestrahlt. Nach dessen Schließung übernahm der Österreichische Rundfunk Programm und Redaktion. Die Einstellung der Sendung mit 1. Jänner 1956 rief heftige Proteste hervor, 130.000 Hörer unterschrieben für die Weiterführung. Doch erfolgte diese erst nach dem Rundfunkvolksbegehren 1967 bis 1974. Nachfolgesendungen waren "Aufguss bitte" und "Der Guglhupf" (1978 bis 2009). "Der Watschenmann" - gestaltet von Walter Davy (1924-2003), Jörg Mauthe (1924-1986), Peter Weiser (1926-2012), Wolf Neuber (1924-1999) und anderen - wurde zum Synonym für pointierte Satire. Es gab z.B. Gespräche zwischen zwei Engerln und zwischen zwei Teuferln, die einander Aktualitäten und Erlebnisse erzählten und die Reaktionen ihrer "Chefs" vorhersagten; Fragespiele zwischen dem Dummen und dem noch Blöderen; dem Opa und den Kindern; Szenen aus "Bagdad" (d.h. Wien) und die "Poldi-Huber-Briefe".
Quellen:
Information zur Ausstellung "Der Watschenmann. Vom Austeilen und Einstecken: eine österreichische Radiogeschichte" im Wiener Literaturhaus 2008.
Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Wien 1992-1997. Bd. 5 / S. 592
Bild:
"Die Kraftmaschine". Foto von Emil Mayer, um 1900
Siehe auch:
Heimatlexikon