Folklore #
Das englische Kofferwort setzt sich aus folk (Volk) und lore (überliefertes Wissen, Kunde) zusammen. In Frankreich und Italien bezeichnet Folklore bestimmte Formen der populären Kultur, ebenso wie die wissenschaftliche Disziplin, die sich damit beschäftigt. Skandinavische Volkskundler meinen in erster Linie das mündlich überlieferte Erzählgut. Im Deutschen hat das Wort einen abwertenden Klang, man denkt vor allem an kommerzielles, künstlich arrangiertes Schaubrauchtum, erfundene Traditionen (Invented tradition) und Tourismus.
Die fachliche Diskussion war ein Thema der 1960er- bis 1980er- Jahre, ausgelöst vom Münchner Volkskundler Hans Moser (1903-1991), der Folklorismus als „Volkskultur aus zweiter Hand“ verstand. Die akademische Folklorismusdebatte um die Begriffe echt - unecht (= schlecht), die der Wissenschaft anfangs Impulse gab, ist in der Ethnologie kein Thema mehr. Die Erscheinungen bestehen weiter, z.B. Auftritte von Krampusperchten. Obwohl die meisten dieser Gruppen Ende des 20. Jahrhunderts entstanden, berufen sie sich in ihren Homepages gerne auf die "Tradition". In seinem Buch "Europäische Ethnologie und Kulturwissenschaften" betont der deutsche Ethnologe Dieter Kramer die "gern übersehene Spaßkomponente" bei Bräuchen von Jugendlichen.
Weil das Brauchgeschehen etwas äußerst Lebendiges ist, vermischen sich ständig alte und neue Elemente. Man kann diese Legierung als etwas Altes ansehen oder aus vorhandenen Elementen etwas völlig anderes entstehen lassen. Crossover erweist sich als Megatrend des 21. Jahrhunderts. Dazu zählen immer mehr Hybride Events.
Quellen:
Hans Moser: Vom Folklorismus in unserer Zeit. In: Zeitschrift für Volkskunde. Münster 1964
Dieter Kramer: Europäische Ethnologie und Kulturwissenschaften. Marburg 2013
Hybride Events Gregor J. Betz, Ronald Hitzler , Arne Niederbacher, Lisa Schäfer (Hg.) Wiesbaden 2017
Bild:
Aufmarsch der Blasmusik, Goldegg (Salzburg). Foto: Angela Thierry, 1985. Freundlicherweise für das Austria-Forum zur Verfügung gestellt