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Crossover#

Maibaum vor Hochhaus, Wien 16, Foto: Doris Wolf, 2013

Wie in anderen Lebensbereichen sieht man sich in der Europäischen Ethnologie Trends und Gegentrends gegenüber, wobei der Megatrend Crossover (Überschneidung, Verschmelzung) heißt. Beispiel sind Volks-, Volx- Weltmusik, "Trachten" oder Bräuche Soziologen sprechen neuerdings von Hybriden Events.

Je globalisierter die Lebenswelt wird, umso mehr besinnt man sich auf regionale Eigenheiten. Für die Verschränkung von Globalität und Lokalität wurde der Begriff Glokalisierung geprägt. Der Markt reagiert darauf mit Ethnomarketing. Differenzierungstendenzen werden bewusst gepflegt, z.B. beim Essen (Geschützte Herkunftsbezeichnung).

Der Landflucht - dem Wegziehen der Generation in Erwerbsarbeit - steht die zumindest temporäre Stadtflucht der Zweitwohnungsbesitzer gegenüber. Häufig sind sie es, die alte Häuser revitalisieren und Impulse für Dorffeste geben. Die Grenzen zwischen Stadt und Land werden immer durchlässiger.

Besondere Bedeutung beim Crossover kommt den allgemeinen Bildungschancen und den neuen Medien zu. Der kanadische Medientheoretiker Marshall Mc Luhan (1911-1980) hat schon 1962 den Begriff Global Village geprägt. Er bezieht sich auf die moderne Welt, die durch elektronische Vernetzungen zu einem "Dorf" zusammenwächst.

In Wien werden seit einem Jahrzehnt gern Kirtage mit ländlichem Anstrich und Veranstaltungen wie die Wiener Wiesn mit Anklängen an das bayrische Oktoberfest besucht. Andererseits suchen sich moderne Popfeste Veranstaltungsorte in den Bundesländern.

Es entstehen zahlreiche Events, die sich an eine große Zielgruppe wenden. Viele könnte man mit dem Etikett Folklore versehen. Der Begriff geht zurück auf den Münchner Volkskundler Hans Moser (1903-1990): In seinem 1962 erschienenen Aufsatz "Vom Folklorismus in unserer Zeit" verstand er diesen als "Vermittlung und Fortführung von Volkskultur aus zweiter Hand" - mit kommerzieller Nutzung. Nach drei Jahrzehnten ebbte die fachliche Diskussion ab. Die Erscheinungen bestehen weiter, z.B. Auftritte von Krampusperchtengruppen in Wiener Einkaufsstraßen. Die meisten dieser Gruppen entstanden Ende des 20. Jahrhunderts, in ihren Homepages berufen sie sich gerne auf die "Tradition". In einem der jüngsten Bücher zum Fach, "Europäische Ethnologie und Kulturwissenschaften" betont der deutsche Ethnologe Dieter Kramer die "gern übersehene Spaßkomponente" bei Bräuchen von Jugendlichen.


Bild:
Maibaum vor Hochhaus, Wien 16, Foto: Doris Wolf, 2013


Siehe auch:
--> Essay Crossover
--> Hybride Events


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