Waldschnepfe#
Sondermarke#
Der kleine gedrungene Waldvogel ist dank seiner perfekten Tarnung und seines scheuen Wesens tagsüber fast unsichtbar, erst in der Dämmerung wagt sich der Einzelgänger aus seinem Versteck, um sich auf Nahrungs- oder Partnersuche zu begeben. Die neue Sondermarke aus der Serie „Wildtiere und Jagd“ ist der Waldschnepfe gewidmet, die sich oft erst durch ihren markanten Balzruf zu erkennen gibt.
Die Waldschnepfe (wissenschaftlich Scolopax rusticola) ist mit 35 Zentimetern etwa taubengroß, ihr auffallendstes Merkmal ist der lange Schnabel, der auf die nächtliche Futtersuche spezialisiert ist: Mit seinem beweglichen Ende erlaubt er der Schnepfe, auch ohne Sicht der feuchten Walderde Würmer, Larven und Insekten zu entlocken – pflanzliche Kost kommt nur im Notfall in Frage. Ihre großen dunklen Augen sind am rundlichen Kopf so weit hinten positioniert, dass sie ihr ein Blickfeld von 360° ermöglichen, das dichte bräunliche Federkleid der Waldschnepfe ist mit dunklen Flecken, Streifen und Zacken geschmückt. Männchen und Weibchen tragen die gleiche raffinierte Färbung: drückt sich die Waldschnepfe an den Waldboden, ist sie mit freiem Auge kaum auszumachen – am ehesten ist sie auf ihrem Balzflug durch die Baumwipfel zu beobachten. Die Balz, auch „Schnepfenstrich“ genannt, beginnt im Frühjahr, in der Dämmerung ziehen die Hähne ihre Kreise über Waldlichtungen und Waldränder und stoßen ihr typisches „Quorren“ und „Puitzen“ aus. Werden sie von einer Henne erhört, lassen sie sich wie ein Stein auf den Boden fallen, wo sich beide aufgeplustert begrüßen. Nach der Paarung zieht das Männchen weiter, das Weibchen übernimmt die Brut und die Jungenaufzucht, die allerdings nur etwa vier Wochen dauert. In dieser Zeit beschützt sie ihre Jungen äußerst effektiv, in Notsituationen kann sie ihre Küken sogar bis zu 100 Meter weit im Flug transportieren.
Das Verbreitungsgebiet der Waldschnepfe erstreckt sich von Westeuropa bis nach Japan; in Österreich findet man sie vor allem in den Fichten-Tannen-Buchenwäldern des Alpenraums und der Böhmischen Masse. Je nach geografischer Lage ist sie ein Zug- oder Standvogel: Während sie in Österreich nur äußerst selten überwintert, verweilt sie auf großen Teilen der Britischen Inseln, in Belgien oder den Niederlanden das ganze Jahr. Die südlichen Gebiete dienen der Schnepfe als Winterdomizil. Die Bejagung der Waldschnepfe ist in Österreich gestattet, doch nur außerhalb der Balz-, Brut-, Nist- und Aufzuchtzeiten. Die große Herausforderung für den Jäger besteht wohl im Aufspüren des gut verborgenen Vogels.
Das Markenmotiv zeigt einen männlichen und einen weiblichen Vogel, entworfen wurde die Sondermarke von der Künstlerin Kirsten Lubach.