Esther Stocker#
Sondermarke#
Schwarz-weiße Raster und Linien, die durch Brüche und Verschiebungen der Erwartungshaltung des Betrachters widersprechen – das ist typisch für Esther Stocker. Die 1974 in Schlanders in Südtirol geborene Malerin und Installationskünstlerin liebt es, Berechenbares zu erstellen und es dann zu brechen, wie in dem namenlosen Werk von 2015, das für diese Briefmarke aus der Serie „Junge Kunst in Österreich“ verwendet wurde. Oft zeigt sie in ihren Arbeiten Ordnung und löst diese im nächsten Schritt wieder auf. Diese Methode wendet sie sowohl in der Malerei als auch in Videoarbeiten, Rauminstallationen und Interventionen an Fassaden an. Ihr Interesse gilt auch der Wahrnehmung von Kunst, die sie herausfordert, wenn sie scheinbar strenge Regeln für ihre Werke aufstellt und diese selbst nicht einhält. Esther Stocker studierte ab 1994 an der Akademie der Bildenden Künste Wien in der Klasse von Eva Schlegel. Später bildete sie sich an der Accademia di Belle Arti di Brera in Mailand und am Art Center College of Design in Pasadena in Kalifornien weiter. 2001 erhielt sie das Staatsstipendium für Bildende Kunst. Auch mehrere Auszeichnungen kann Esther Stocker vorweisen, den Anton-Faistauer-Preis konnte sie ebenso erringen wie den Msgn. Otto Mauer-Preis – eine der größten Auszeichnungen für bildende Kunst in Österreich – und den Preis der Stadt Wien für bildende Kunst sowie den Paul-Flora-Preis.
Die erste Solo-Exposition fand 1997 in der Galerie Trabant in Wien statt. Die Galerie Krobath (Wimmer), auch heute Stockers Heim-Galerie, und die Galerie Antonio Ferrara in Reggio Emilia folgten 2001. Weitere Einzelausstellungen gab es über die Jahre beispielsweise im Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig in Wien, im Künstlerhaus Hannover, im Kunstraum Dornbirn, im Center for Contemporary Non-Objective Art in Brüssel, im Museum 52 in London und an vielen anderen Orten. An Gruppenausstellungen nahm Esther Stocker beispielsweise in der Österreichischen Galerie Belvedere teil, ebenso im Wiener Parlament, im Vasarely Museum Budapest, im MUAC Mexiko City, im 21er Haus im Belvedere, im Austrian Cultural Forum New York, im Essl Museum Klosterneuburg, im Künstlerhaus Wien, im BA-CA Kunstforum und in der Secession sowie bei der Biennale in Venedig.
Heute arbeitet sie in Wien – und an der Grenze zwischen Malerei, Raum und Objekt. Ihre Farben sind die Nichtfarben Schwarz und Weiß. Wenn sie beispielsweise ihre Gitterstrukturen auf Papier erstellt und diese im Anschluss zu riesigen Knäueln faltet und zerknüllt, die zu Skulpturen werden, lotet sie auf allen Ebenen die Möglichkeiten einer abstrakten Formensprache aus. Sie bringt die Abstraktion in den Raum. Die Grenze zwischen Malerei und Installation verschiebt sich bei ihr ständig, ein Bezug auf die Tradition der abstrakten Malerei ist aber eine Konstante in ihrem OEuvre, das Ordnung und Unordnung gleichermaßen thematisiert.