Martha Jungwirth#
Sondermarke#
Rosita Desmoliano – so wurde Martha Jungwirth von ihrem Ehemann, dem „20er- Haus“-Museumsdirektor und Kunsthistoriker Alfred Schmeller, liebevoll und ironisch genannt, sagte sie doch beim Anblick der Werke großer Meister gerne: „Des mol i a no!“ Die Österreichische Post widmet der großen Künstlerin nun eine Sondermarke, die ein titelloses Werk aus 2013 aus der Serie „Fundraising“ zeigt.
Martha Jungwirth, die 1940 in Wien geboren wurde, von 1956 bis 1963 an der Hochschule für angewandte Kunst studierte und in den 1960er-Jahren auf erste Erfolge verweisen konnte, ist in der heimischen Kunstszene eine Einzelgängerin. Und das, obwohl sie ab 1968 gemeinsam mit Franz Ringel, Peter Pongratz, Wolfgang Herzig und anderen gemeinsame Ausstellungen unter dem Titel „Wirklichkeiten“ machte. Die Künstler wurden einerseits teils als lose Gruppe gesehen, andererseits meinte Jungwirth selbst, dass es darum ging, „wie jeder die Welt wahrnimmt – nicht darum, dass alle an einem Strang ziehen“. Während die anderen Künstler der „Wirklichkeiten“ einen Gegensatz zur damals vorherrschenden abstrakten Malerei aufzeigen wollten und eine gesellschaftsrelevantere, realistischere Malerei als Ziel proklamierten, arbeitete Jungwirth doch gerade an der Grenze zwischen abstrakter und gegenständlicher Malerei. Konsequent beschritt sie stets ihren eigenen Weg, der sich teilweise auch um das soziokulturelle Umfeld der Frau drehte: So schuf sie beispielsweise für die documenta 6 in Kassel ihre bekannte „Indesit-Serie“. In dieser wurden wie Röntgenbilder anmutende Zeichnungen von Haushaltsgeräten gezeigt. Mit der Serie wurde Jungwirth erstmals auch international wahrgenommen. Doch nicht nur damals, auch später wurden ihr Alltagsgegenstände und -situationen oftmals zur Inspirationsquelle, ihre Arbeiten sind stets Reflexionen auf die Wirklichkeit, nicht deren Reproduktion.
Martha Jungwirth liebt Farbexperimente, ihre Arbeiten sind stets energiegeladen – egal, ob sie Aquarelle malt, die ihren Schwerpunkt darstellen, oder mit Öl oder Tusche agiert. Gerne lässt sie den Betrachter Spuren des Malerischen erkennen. Sie trägt die Farbe mit Schwung auf und malt gerne und oft in der Natur – ja, die Natur wird förmlich in Kolorit und reine Malerei transformiert, wie Experte Florian Steininger einmal beschrieb. Hans-Peter Wipplinger, der Jungwirth die erste große Retrospektive in der Kunsthalle Krems widmete, formulierte es so: „Jungwirths charakteristische Kompositionen, die sich durch ihren eruptiven gestischen Duktus und ihr kraftvolles Kolorit auszeichnen, sind poetische wie dramatische Notationen von Erfahrungen, Stimmungen und Erinnerungen, die aufgrund ihres hohen Abstraktionsgehalts Raum für zahlreiche Assoziationen lassen.“ Martha Jungwirth, die in Wien und Neumarkt an der Raab lebt und arbeitet, wurde 2012 mit dem Österreichischen Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet; den Theodor-Körner-Preis und den Joan-Mirò-Preis erhielt sie bereits zu Beginn ihrer Karriere.