Burg Forchtenstein#
Gemeinde: Forchtenstein
Burgenland, Forchtenstein
Katastralgemeinde: Neustift an der Rosalia Burgenland, Neustift an der Rosalia
Mächtiger Festungsbau auf einem senkrecht abfallenden Felsen am Ostabhang des Rosaliengebirges.
Erste urkundliche Erwähnung 1343. Sie wurde von den Grafen von Mattersburg gegründet. Der Kern - vor allem der runde Bergfried - stammt aus dem 14. Jh. Mitte des 15. Jahrhunderts besaßen die Habsburger die Anlage, die während der folgenden Jahrhunderte an Adelige verpfändet wurde. Wegen der Türkengefahr wurde sie durch Vorwerke, einen Zwinger und einen Torbau verstärkt.
1622 verpfändete Kaiser Ferdinand II die Herrschaften Forchtenstein und Eisenstadt an Nikolaus Esterházy. Der 1626 zum Erbgrafen von Forchtenstein ernannte Nikolaus bestimmte die Burg, die er im gleichen Jahr käuflich erworben hatte, zum Familiensitz. Er ließ bis auf den Bergfried alle vorhandenen Gebäude niederreißen und zwischen 1630 und 1640 eine repräsentative, aber wohlbefestigte Residenz als Hauptstützpunkt seines ausgedehnten Herrschaftsbereiches errichten. Als Architekten beschäftigte er die Italiener Giovanni Battista Carlone und Simone Retacco, die auch für Kaiser Ferdinand II tätig waren. In diesen Jahren entstand die 1642 geweihte Kapelle, aber auch das äußere Burgtor, der Neptunbrunnen im Zwinger und das Innere Burgtor. Während des Thököly-Aufstandes von 1662 war Forchtenstein die einzige westungarische Burg, die von den Rebellen nicht eingenommen werden konnte.
Paul I Esterházy wurde 1687 durch Kaiser Leopold I. zum Reichsfürsten erhoben. Er baute die Burg zu Eisenstadt als neue Residenz aus und verlegte seine Hofhaltung dahin. Forchtenstein verlor damit seine Rolle als Wohnschloss. Im Norden und Süden wurden weitere Trakte und gewaltige Bastionen hinzugefügt. Die Burg erhielt damit ihre heutige Gestalt.
Ende des 17. Jh. wurden die Wände des Inneren Hofes mit Wandmalereien versehen, die die militärischen Aktivitäten Nikolaus und Pauls verherrlichten. 1761 wurde das zweite Stockwerk der Kernburg erhöht und der Dachstuhl ausgewechselt.
Seit 1815 ist die Burg öffentlich zugänglich. Sie gehört daher zu den ältesten Museen der Welt. Forchtenstein ist nach wie vor im Familienbesitz. 1994 brachte Fürstin Melinda Esterházy die Burg in eine Privatstiftung ein.
Das Burgmuseum Forchtenstein beherbergt eine komplett erhaltene Rüstkammer mit Waffen aus dem 16. bis 19. Jahrhundert, Kriegsbeute aus den Türken-, Franzosen- und Preußenkriegen, historische Fahnen und Ahnenbilder. Mit ca. 20.000 Exponaten ist die Burg Forchtenstein die größte öffentlich zugängliche Privatsammlung Mitteleuropas. Sie hat drei große Schwerpunkte: Archiv, Schatzkammer und Zeughaus. Das Familienarchiv umfasst einen ganzen Trakt der Hochburg. Archivmaterial auf ca. 8,5 km Regalen in 22 Räumen ist eine Fundgrube für Historiker. Die Schatzkammer des Hauses Esterházy ist eine der letzten erhaltenen Kunst- und Wunderkammern der Spätrenaissance.
Eine Sehenswürdigkeit ist der 142 m tiefe Brunnen. Hervorstechendstes Merkmal der Burg ist der 50 m hohe Bergfried, dessen Mauern 5 bis 7 m dick sind. Sein unterer Teil ist das einzige Bauwerk, das noch auf die Mattersdorfer Grafen zurückgeht. Der runde Turm ist an der von einem benachbarten Hügel bedrohten Westfront kielartig zugespitzt, um Kanonenkugeln leichter abprallen zu lassen. Unter dem Turm befindet sich ein 14 m tiefer Keller, der auch als Verlies verwendet wurde. Im Osten überragt, als Gegenstück zum Bergfried, ein barocker Zwiebelturm mit zwei Geschoßen das Hauptgesims.
Eigentümer: Seit 1622 Fam. Esterházy
Weiterführendes#
- Forchtenstein (AEIOU)
- Burg Forchtenstein (Bildlexikon)
- Burg Forchtenstein (Video Album)
- Burg Forchtenstein (Museen)
Web-Link#
Der Text und die Literaturangaben sind aus dem Buch 'Österreichisches Burgenlexikon - Schlösser, Burgen und Ruinen' (1991) von Georg Clam Martinic übernommen. Der Beitrag wurde jedoch im Oktober 2010 mit folgenden Quellen aktualisiert:
Burgen und Schlösser in Österreich und Südtirol (2005) von Gerfried Sitar und Anna Hoffmann
und mit Webrecherchen.
Literatur#
- Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs. Burgenland, bearb. von Adelheid Schmeller-Kitt, hg. vom Institut für österreichische Kunstforschung des Bundesdenkmalamtes, 2. Aufl., Wien 1980, Seite 96 ff
- Prickler, Harald, Burgen und Schlösser, Ruinen und Wehrkirchen im Burgenland, Wien 1972, Seite 46 ff
- Schmeller, Alfred, Das Burgenland, Salzburg 1965, 104 ff