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Der eiserne Herzog unterm Mikroskop #

Herzog Ernst der Eiserne liebte den Kampf. Doch mit 40 hatte er kaputte Knie und litt unter enormen Schmerzen, zeigen neueste Forschungen.#


Von Robert Engele mit freundlicher Genehmigung der Kleinen Zeitung


Herzog Ernst
Bilder zu Herzog Ernst

Es war eine Zeit voller Kämpfe, in der Herzog Ernst der Eiserne lebte und die steirische Linie der Habsburger begründete, die schließlich zur Stammlinie der Dynastie werden sollte.

Ernst wurde 1377 in Bruck an der Mur geboren, wo er auch am 10. Juni 1424 völlig überraschend starb. In erster Ehe heiratete er 1392 Prinzessin Margarethe von Pommern, deren Ehe aber kinderlos blieb. Als Margarethe 1407 starb, entschloss er sich zu einer Wallfahrt nach Palästina.

Bärenstarke Prinzessin #

Nach seiner Rückkehr hörte Ernst von der ungewöhnlichen Schönheit und Stärke der Prinzessin Cymburgis von Masowien, die Heuwagen aufhob und Hufeisen zerbrach – die ideale Partnerin für Ernst, der als Herkules galt und seine Rüstung kaum ablegte. Bei einem Turnier am Hofe des polnischen Königs besiegte er alle Gegner und bat um die Hand von Cymburgis. Aus dieser Ehe gingen neun Kinder hervor, darunter der spätere Kaiser Friedrich III. Damit wurde die masowische Prinzessin zur zweiten Stammmutter der Habsburger.

Am 18. März 1414 wurde Ernst als letzter Herzog von Kärnten auf dem Fürstenstein in Karnburg in slowenischer Sprache eingesetzt und nannte sich „Erzherzog“. Damit war er der erste Habsburger, der diesen von Rudolf IV. erfundenen Titel führte.

Im Krieg lag Ernst, der erst nach seinem Tod den Beinamen „der Eiserne“ erhielt, vor allem mit seinem Bruder Leopold IV. dem „Dicken“. Es ging um die Vorherrschaft in den österreichischen Ländern. Erst das Eingreifen der Stände, die sich erstmals mittels Landtagen in die Alleinherrschaft der Fürsten einmischten, und der Tod Leopolds beendeten den Bruderzwist.

Ernst musste sich mit der Herrschaft über die Herzogtümer Steiermark, Kärnten und Krain begnügen. Zum Handelszentrum seiner Länder wollte der Herzog Bruck machen und verlegte 1418 den allgemeinen Niederlagszwang (alle durchreisenden Händler mussten ihre Ware auf dem Markt eines bestimmten Ortes feilbieten) von Graz nach Bruck, musste diese Entscheidung jedoch 1421 wieder rückgängig machen. Das war wahrscheinlich der Anlass, den heutigen Grazer Hauptplatz anzulegen, der ja zuvor verbaut war.

Als Ernst mit 47 Jahren starb, wurden seine Innereien im geliebten Bruck, seine Gebeine in der Gruft des Stiftes Rein neben den Gebeinen seiner ersten Gattin Margarethe beigesetzt. Beim barocken Neubau der Kirche wurden 1746 die Gebeine in die jetzige Herzog-Ernst-Kapelle übertragen und beigesetzt. Aus dieser Zeit stammt auch die mächtige Grabplatte aus rotem Salzburger Marmor, die den Herzog ganzkörperlich darstellt.

Im Zuge der Renovierungsarbeiten in der Reiner Stiftskirche wurde im Herbst 2012 auch das Grabmal von Herzog Ernst und seiner Gattin geöffnet. „Somit konnte die Anthropologin Silvia Renhart die Gebeine untersuchen“, berichtet Pater August Janisch. „Die beiden wiesen eine für die damalige Zeit beachtliche Körpergröße auf, Ernst der Eiserne maß 175,6 Zentimeter, seine Gattin 164 Zentimeter“, so Renhart, „sie waren, zumindest solange sie halbwegs gesund waren, ein prächtiges, imposantes Paar.“

Denn später, so zeigen die Untersuchungen, muss der Herzog fürchterliche Schmerzen ertragen haben. Massive Veränderungen, speziell am rechten Kniegelenk in Form von Wülsten, Unebenheiten und Auszackungen sowie ein abnorm abstehender Oberschenkel, lassen den Befund zu, „dass Ernst der Eiserne sich in den letzten Jahren seines Lebens nur mit großen Schmerzen und wohl nur unter Zuhilfenahme von Krücken und nur begrenzt auf dem Pferd fortbewegen konnte“, so die Anthropologin.

Wie ein Spitzensportler #

„Wahrscheinlich zeigte er sich in diesen Jahren seinen Untertanen nur zu Pferd oder auf einer Sänfte getragen, denn ein Herrscher hatte ja etwas darzustellen. Ein Krüppel auf Krücken hätte nicht zu diesem Bild gepasst.“ Die Ursache für die Deformationen der Hüft- und Kniegelenke dürfte teils angeboren, teils auf das extrem intensive Reiten zurückzuführen sein. „Die Herzöge damals waren ständig zu Pferd unterwegs, mit der körperlichen Leistung einem heutigen Spitzensportler vergleichbar“, meint die Wissenschaftlerin. Mehrere Eiterherde im Kiefer deuten darauf hin, dass er auch hier unter Schmerzen litt und in der Folge sein Immunsystem stark angegriffen war. So konnte schon eine relativ leichte Infektion schlussendlich zum Tod führen.

„Spätestens Ende März 2013 ist die Grabkapelle wieder fixer Bestandteil der Stiftsführungen“, freut sich schon Pater Janisch.

MITARBEIT: KARL MAYER



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© "Damals in Graz", Dr. Robert Engele