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Ein Spital für „arme Weiber“ #

Wie die Elisabethinen vor 320 Jahren nach Graz kamen und gegen „etliche Bedencken“ ein Spital für arme Frauen gründeten.#


Von Robert Engele mit freundlicher Genehmigung der Kleinen Zeitung


Das Wappen der Stifterin Maria Theresia von Wagensperg
Das Wappen der Stifterin Maria Theresia von Wagensperg zeigt Teile des alten Spitalsgebäudes
© KONVENT-ARCHIV

In erster Ehe war Maria Theresia, eine geborene Fürstin zu Liechtenstein aus Graz, mit Graf Jakob von Leslie verheiratet. Leslie war nicht nur aus altem schottischem Adel, sondern auch ein alter Haudegen, der es bis zum kaiserlichen General-Feldmarschall gebracht hatte.

Als „General über das kaiserliche Fußvolk“ war Graf Leslie viel unterwegs und befand sich 1669 mit dem Heer im Reich. Und seine zartbesaitete Frau lebte in Aachen. Dort besuchte sie das Kloster der Elisabethinen und beobachtete, wie die Schwestern arme, kranke Frauen pflegten. Dabei kam ihr der Gedanke, auch in ihrer Heimatstadt Graz ein solches Kloster samt Spital zu errichten, weil hier die kranken Frauen aus der armen Bevölkerung dahinsiechten – Fürsorge und Pflege gab es für sie keine.

Die Pest wütete in Graz #

Gründerinnen des Elisabethinenklosters
Diese drei Ordensschwestern gründeten das Grazer Elisabethinenkloster
© KONVENT-ARCHIV

Doch Graf Leslie zog von einem Kriegsschauplatz zum nächsten und seine Gattin mit ihm. Erst als der General aus Gesundheitsgründen nach Graz zurückkehrte, griff sie ihre Idee wieder auf, obwohl Leslie sie nicht unterstützen wollte. Er kannte den wankelmütigen Charakter seiner Frau. Mehrere Damen der Grazer Gesellschaft aber ermutigten Maria Theresia, ihren Plan zu verwirklichen. Denn die Zeiten waren alles andere als rosig – die Pest wütete von Juni bis Dezember 1680 und forderte nach Aufzeichnungen der Totengräber 3465 Opfer. Wenn man bedenkt, dass nach Schätzung des Historikers Fritz Popelka damals in Graz nur um die 15.000 Menschen wohnten, war fast ein Viertel der Bevölkerung der Pest zum Opfer gefallen.

Vor diesem dramatischen Hintergrund schrieb die Gräfin 1687 einen Brief nach Aachen und bat, dass einige Schwestern nach Graz kommen sollten, um eine Niederlassung der Elisabethinen zu gründen. Damit begannen aber erst die Schwierigkeiten.

Die edle Stifterin zögerte nämlich bald schon und bat die Schwestern, noch etwas zu warten. Die Schwestern vom dritten Orden des hl. Franziskus – die allgemein Barmherzige Schwestern genannt werden und die neben den drei gewöhnlichen Gelübden auch das vierte ablegen, nämlich armen, kranken Frauen zu helfen – waren verwirrt. Schließlich bat Maria Theresia doch um die erzbischöfliche „Confirmation, eine eigene Stiftung zu introducieren“. Aus Salzburg kam sofort die Frage, welche Summe sie zur Verfügung stellen wolle und ob die anderen in Graz bestehenden Frauenklöster Bedenken dagegen hätten. Anfangs nannte Maria Theresia 30.000 fl (Florin oder Gulden) als „Fundationssumme“, die sie im September 1691 jedoch auf 20.000 herabsetzte. Daraufhin erteilte der Salzburger Erzbischof dem Bischof von Seckau die Anordnung, die Schwestern in Graz am besten überhaupt „abzuschaffen“, wie Erich Linhardt in seinem Buch über „Die Elisabethinen in Graz“ festhält.

„Etliche Bedencken“#

Kloster und Spital der Elisabethinen
Alte Ansicht von Kloster und Spital der Elisabethinen
© KONVENT-ARCHIV

Linhardt belegt dies aus einem Schriftstück des Bischofs mit dem Titel „Etliche Bedencken über die Fundation des armen Pressthafften Weiber Spitals zu Grätz“. Aber die Bedenken kamen zu spät, denn seit Oktober 1690 waren bereits drei Schwestern aus Düren bei Aachen unter Leitung von Mutter Josepha de Ruppe in der Grazer Vorstadt eingetroffen – und nun zum Spielball der Mächtigen geworden, die sich über die Stiftung nicht einigen konnten. Auch machte den Schwestern die Gewöhnung ans fremde Land große Schwierig keiten. „Vor lauter Betrübniß und Leiden“ starb im Juni 1692 eine von ihnen im Alter von erst 30 Jahren. Im selben Jahr starb auch Graf Leslie. Seine Witwe heiratete wenige Wochen später Graf Balthasar von Wagensperg, einen kaiserlichen Statthalter. Aber auch der hatte keine Freude mit den Schwestern.

Nach einigen Interventionen kam im Jänner 1693 doch noch der Stiftungsbrief aus Salzburg und auch der Kaiser stimmte dem Klosterbau zu. Nach dem baldigen Tod ihres zweiten Mannes zum zweiten Mal Witwe geworden, stellte Maria Theresia weitere 3000 Gulden zur Verfügung, mit denen das Wels’sche Haus samt Garten am Mühlbach in der Murvorstadt gekauft wurde, wo man begann, ein Krankenzimmer für sechs Kranke mit einer Apotheke einzurichten. 1694 wurde mit dem Klosterbau begonnen. Später unterstützte sogar der strenge Kaiser Josef II. das Hilfswerk der Elisabethinen. Aber erst 1808 war sein Neubau mit 30 Betten fertig – und der Aufstieg zu heutiger Größe nicht mehr aufzuhalten.



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© "Damals in Graz", Dr. Robert Engele



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