Die Februar-Kämpfe in Eggenberg #
Am 12. Februar 1934 erreichten die Kämpfe zwischen Schutzbund und Bundesheer, Polizei und Heimwehr ihren Höhepunkt. Auch Graz war Kampfplatz.#
Von Robert Engele mit freundlicher Genehmigung der Kleinen Zeitung
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges hatten sich in der jungen Republik politische Wehrverbände gebildet, die militärisch organisiert und bewaffnet waren – der sozialdemokratische Schutzbund und die christlich-soziale Heimwehr.
Aufmärsche, Demonstrationen, Streiks, Provokationen und Schlägereien standen an der Tagesordnung und führten zur Radikalisierung. Alles war extrem: Nach der Weltwirtschaftskrise 1929 herrschte verheerende Arbeitslosigkeit. Österreichs wichtigste Nachbarländer wurden totalitär regiert: Benito Mussolini in Italien und seit 1933 Adolf Hitler in Deutschland, wobei das offen erklärte Ziel des „Führers“ der „Anschluss“ Österreichs war. Unzählige Sprengstoffattentate der Nazis gehörten zum Alltag.
Austrofaschismus#
Auf den Terror von unten reagierte die Regierung Dollfuß mit autoritärem Druck von oben: Der Nationalrat wurde aufgelöst, die Todesstrafe eingeführt, Regimegegner in Anhaltelagern festgesetzt. Im Mai 1933 verbot Kanzler Engelbert Dollfuß KPÖ, NSDAP und Republikanischen Schutzbund. Alles stand nun auf Messers Schneide. In dieser explosiven Situation durchsuchte die Polizei in den frühen Morgenstunden des 12. Februar 1934 das Parteiheim der Sozialdemokraten in Linz nach Waffen. Das führte zu wilden Schießereien, in Wien wurde vom Parteivorstand der Generalstreik ausgerufen. Um 11.30 Uhr schalteten E-Werkarbeiter den Strom ab, alle Straßenbahnen blieben stehen – doch mehr Streikaktionen gab es nicht.
Auch in der obersteirischen Industrieregion mit Zentrum Bruck und in den Grazer Industrievororten Eggenberg und Gösting entflammten am selben Tag noch schwere Auseinandersetzungen. In Graz versuchte man, Polizeiwachstuben zu stürmen, aber die Schutzbündler konnten sich nirgends so richtig festsetzen.
Bürgerkrieg in Graz#
Am Abend des 12. Februar begann die Schlacht um das Konsumgebäude in Eggenberg. Hierher hatten sich die Schutzbündler geflüchtet, nachdem sie in den Straßenkämpfen dem Bundesheer unterlegen waren. „Es war furchtbar“, erinnerte sich Zeitzeuge Franz Walch 1984. „Die erste Kompanie des Alpenjägerregiments hat mit Artillerie und Granatwerfern das Konsumvereinsgebäude beschossen. Nach zwölf Stunden war jeder Widerstand erlahmt.“ Am nächsten Morgen wurde die weiße Fahne gehisst, die Arbeiter ergaben sich.
Nicht weit entfernt, in der Metallfabrik Waagner-Biro und im Metallwalzwerk, flammte am Nachmittag erneut Widerstand auf – wieder siegte das Bundesheer, diesmal unter Einsatz von Feldartillerie. Auch in der Obersteiermark brach der Widerstand der Arbeiter unter der Übermacht des Gegners zusammen. Am 17. Februar wurde der Grazer Schutzbundführer und Metallgewerkschafter Josef Stanek hingerichtet, am 18. Februar der Brucker Arbeiterführer Koloman Wallisch. In Österreich waren Hunderte Tote zu beklagen, neun Menschen wurden hingerichtet.
„Die sozialistische Jugend war enttäuscht, als sie merkte, dass die Parteiführung nur so getan hatte, als wäre die Bewegung stark“, resümiert Karin Schmidlechner, Zeithistorikerin an der Grazer Uni. „Viele sind zu den Kommunisten abgewandert.“
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