Minnesänger als steirischer Landeschef #
Das turbulente Leben des Hugo von Montfort: Er nahm an einem Kreuzzug teil, wurde durch Heirat als Herr von Pfannberg in der Steiermark sesshaft. 1413 wurde er Landeshauptmann, aber bekannt ist er als letzter höfischer Minnesänger. #
Von Robert Engele mit freundlicher Genehmigung der Kleinen Zeitung
Graf Hugo XII. von Montfort (1357–1423) wurde wahrscheinlich auf Burg Hohenbregenz geboren und in der Klosterschule St. Gallen für die geistliche Laufbahn erzogen, was auch seine profunden Lateinkenntnisse erklärt – eine Seltenheit bei Laien im Mittelalter. Hugos Vater heiratete die verwitwete Gräfin von Pfannberg, damit wurde die gleichnamige Burg bei Frohnleiten Wohnsitz der Familie. Aber Gräfin Margarete hatte eine Erbtochter –Margarete die Jüngere –, mit welcher der kaum 16-jährige Hugo sicherheitshalber auch verheiratet wurde. Damit kamen die großen Besitzungen bei Frohnleiten und Peggau an die Montforter. Mit 20 nahm Hugo 1377 am Kreuzzug des Habsburgerherzogs Albrecht III. für den Deutschen Ritterorden gegen die heidnischen Litauer teil. Kämpfe in Italien folgten, schließlich wurde Hugo Landvogt der Habsburger zu Thurgau, Aargau und auf dem Schwarzwald.
Nach dem frühen Tod seiner Frau heiratete er die schöne Clementia Gräfin von Toggenburg, die aber auch bald starb. Nun ehelichte er Anna von Neuhaus, die Witwe des steirischen Landeshauptmanns Hans von Stadeck (Stattegg), erbte damit die großen Besitzungen bei Graz und widmete sich der steirischen Politik, indem er Herzog Wilhelm und dann Herzog Ernst dem Eisernen diente. Es war eine unruhige und wilde Zeit: Kaum waren die Streitigkeiten der Mitglieder der einzelnen habsburgischen Linien beendet, plagten Seuchen und Hungersnöte das Land, im Osten bedrohten die Ungarn, im Süden die Türken die steirischen Grenzen – und im Lande selbst trieben Raubritter ihr Unwesen.
Höfischer Minnesänger #
Am 24. April 1413 übertrug Herzog Ernst das Landeshauptmannamt an Hugo von Montfort (bis 30. Oktober 1415), der sogleich als herzoglicher Vertreter am Konzil von Konstanz teilnahm. Am 18. Jänner 1414 wurde in Graz ein Landtag der Stände abgehalten, auf dem der Herzog die alten Freiheitsbriefe der Steiermark bestätigte. Ein Landtag, der heute als der Beginn des regelmäßigen Landtagswesens gilt, obwohl derartige Landtage schon lange vorher üblich waren.
Berühmt und bis heute bekannt aber wurde Hugo als letzter höfischer Minnesänger, da er der Ritterlyrik zu einer späten Nachblüte verhalf. Bei ihm sank jedoch die alte Herrenkunst der Minne bereits ins Alltägliche und Moralische ab. „In welden und in owen“ reitend dichtete er seine „minneliedli“ und „tageweysen“. Insgesamt sind 40 Gedichte in einer Prachthandschrift überliefert. Neben seinen Liedern schrieb der Montforter auch Reden und Minnebriefe, mehr als 170 heute noch erhaltene Dokumente zeigen sein Wirken. Wahrscheinlich ist Hugo von Montfort sogar der älteste deutschsprachige Dichter, dessen Gesichtszüge wir heute noch kennen – dank zweier realistischer Abbildungen, wie der Grazer Germanist Wernfried Hofmeister, der Hugos Gesamtwerk neu herausgegeben hat, ausführt. Eine davon wurde als Fresko auf Burg Pfannberg sichergestellt.
Nach 1415 zog sich Hugo von Montfort ins Privatleben zurück und überlebte die meisten seiner Kinder und Enkel. Mit 65 Jahren starb er und wurde in der Brucker Minoritenkirche wahrscheinlich in einer Gruft vor dem Hochaltar bestattet.
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