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Hotel-Tradition seit 435 Jahren #

Alte Gasthöfe und Hotels haben immer viel zu erzählen – vor allem, wenn sie auf 435 Jahre gelebte Tradition zurückblicken können, wie das Romantik Parkhotel im Grazer Bezirk St. Leonhard.#


Von Robert Engele mit freundlicher Genehmigung der Kleinen Zeitung


Hotel „Die goldene Birn“, 1874
Dieses 1874 gemalte Bild zeigt das Hotel „Die goldene Birn“ nach dem damaligen Neubau. Das alte Haus wurde abgerissen.
© ENGELE

Vor 1866 war hier ein einstöckiger Gasthof mit einem romantischen Bach davor, der heute unterirdisch unter der Maiffredygasse verläuft“, erzählt Hotelchef Peter Florian. „Wir haben die Hotelgeschichte bis ins 17. Jahrhundert zurück verfolgen können, 1650 hört die Überlieferung auf. Wir beziehen uns aber auf das Bild, das zur 300-Jahrfeier im Jahr 1874 gemalt wurde.“

Damals hatte ein Baumeister aus Marburg an der Drau den Gasthof gekauft, abgerissen und an derselben Stelle dreistöckig das neue Hotelgebäude errichtet. Er war schlau und hat damit spekuliert, dass genau gegenüber Erzherzog Johann 1841 bis 1843 ja sein Palais Meran im spätklassizistischen Stil gebaut hatte (seit 1963 beherbergt es die Kunst- Universität) und auch seine Nachkommen immer viele vornehme Gäste empfingen. Außerdem war damals die Leonhardstraße die traditionelle Einzugsstraße aus dem Osten nach Graz, was ein großes Verkehrsaufkommen bedeutete. Die nach Kaiserin Elisabeth (Sisi) benannte Elisabethstraße war einst ja als repräsentative Gründerzeitstraße mit zahlreichen Adelssitzen angelegt worden. Von Durchzugsstraße war damals noch lange keine Rede. Und die Rechnung des Baumeisters ging wohl auf, denn in der damaligen Leonhardstraße existierten nur zwei Gasthöfe mit Quartiermöglichkeit: Der uralte Schanzlwirt in St. Leonhard und eben „Die goldene Birn“, wie damals das Parkhotel noch hieß.

„Wanzenburg“#

Sissy und Peter Florian
Sissy und Peter Florian vor dem Gemälde, das seinerzeit zur 300-Jahr- Feier gemalt wurde.
© FRANKL

Ein erneuter Besitzerwechsel zu Beginn des 20. Jahrhunderts brachte aber den Erfolgslauf der „Goldenen Birn“ ins Stocken, ja das Hotel verkam derart, dass es in Graz bald den Ruf einer „Wanzenburg“ hatte. Schließlich musste es sogar versteigert werden. Den Zuschlag erhielt 1933 ein Bäckerehepaar vom Lendplatz, August und Maria Florian, die Großeltern des jetzigen Besitzers.

Der Grund, warum ein Bäcker vom Lend ein Hotel auf der anderen Seite der Stadt erwerben wollte, war ganz einfach: August Florian hatte die Sorge, dass er seine Mehlspeisen nicht verkaufen könnte und meinte, dass das im eigenen Hotel leichter gehen würde. „Auf diese Tradition setzen wir heute noch“, blickt Enkel Peter stolz zurück und gibt eine Anekdote von der Eröffnungsfeier im Jahr 1934 zum besten: Als seine Großeltern in der Nacht nach der Feier wieder zurück auf den Lendplatz gegangen sind, sagte plötzlich der Großvater zu seiner Frau: „Weißt was, des führst du, des mag i net.“

Dampfheizung#

Und so übernahm mit 52 Jahren Florians Großmutter ein Hotel mit Wirtshaus und der Großvater blieb Bäcker und stellte die haus gemachten Mehlspeisen her, die im eigenen Cafe des Hotels verkauft wurden. Das Gebäude selbst wurde von Grund auf restauriert, die erste Dampfheizung der Steiermark eingebaut und das Haus in „Parkhotel“ umbenannt, weil es an drei Parkanlagen grenzt – den Meran-Park des Erzherzog Johann, den damals schon beliebten Stadtpark und den Lessing- Park.

Aber auch die Gästeliste konnte stets mit klingenden Namen aufwarten – hier stiegen Luis Trenker und Heinrich Harrer ebenso ab wie Johannes Heesters, Robert Stolz, Karl-Heinz Böhm und der deutsche Kanzler Helmut Kohl. Und heute wird der Betrieb als klassischer Familienbetrieb mit Romantik-Hotel und Spa-Bereich demnächst schon in der vierten Generation erfolgreich weitergeführt.



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© "Damals in Graz", Dr. Robert Engele



Anmerkung#

Das Romantik Parkhotel Graz ist nicht mehr Mitglied der Romantik Hotels und heißt deshalb seit 2015 Parkhotel Graz (ohne Zusatz "Romantik")

Siehe dazu auch den Beitrag Parkhotel Graz

-- Ziegler Katharina, Mittwoch, 26. August 2015, 12:37