Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!

unbekannter Gast

Der steirische Escorial: ein Zahlenspiel #

Seit 1. August ist auch Schloss Eggenberg Unesco-Welterbe. Wer aber waren die Eggenberger und wie konnten sie sich so ein großes Schloss leisten?#


Von Robert Engele mit freundlicher Genehmigung der Kleinen Zeitung


Schloss Eggenberg
Schloss Eggenberg, der steirische Escorial, aus der Vogelperspektive
© NUNNER

Von den reichen Grazer Bürgerfamilien des 15. Jahrhunderts sind die Eggenberger am bekanntesten. Sie waren vermutlich als Weinhändler in Radkersburg zu Reichtum gelangt.

Ulrich Eggenberger, der erste urkundlich genannte Vertreter der Familie, war Wirt und Geschäftsmann, der in Agram, Ofen und Radkersburg Niederlassungen besaß und Handel trieb. 1432 wird „Vlrich Egkhnnperger“ als Stadtrichter von Graz erwähnt. Sein Stadthaus lag auf dem heutigen Grund der Steiermärkischen Sparkasse in der Schmiedgasse. Dazu besaß er ein Haus in der Murgasse und einen Acker in Algersdorf. Seit 1436 gehörte er einem exklusiven Konsortium von zwölf Männern an, denen Herzog Friedrich V. (der spätere Kaiser Friedrich III.) das Recht der Münzprägung und der Wechselgeschäfte übertrug. Damit legte er den Grundstein zur Größe seiner Familie. Ob die erste Ausweisung der Juden aus Graz im Jahr 1438/39 mit der Konkurrenz zu seinen Geschäftsfeldern zusammenhängt, ist nicht bekannt.

Die Familie teilt sich #

Als Ulrich 1448 starb, hinterließ er sein Vermögen seinen Söhnen Balthasar und Johann. Letzterer begründete die Ehrenhausener Linie der Eggenberger. Balthasar trat in die Fußstapfen seines Vaters, wurde Handelsmann und baute in Kärnten Gold ab.

Schloss Eggenberg
Schloss Eggenberg mit Rosengartenin einer Biedermeier-Ansicht, der kürzlich wieder restauriert wurde
© APA

Schließlich wurde er Münzmeister und Geldgeber Kaiser Friedrichs und damit noch reicher. Durch das Prägen minderwertiger Münzen („schwarze Pfennige“, die stark kupferhaltig waren) wurde eine Inflation angekurbelt, die das Schicksal vieler kleiner Leute besiegelte. Wohl um sein Seelenheil zu sichern, bedachte Balthasar das „Spitall bey der Muerpruggen“ mit einer Stiftung. Unter seinem Enkel Seyfried kam dieses Eggenberger Stift im Paradeishof (heute Kastner & Öhler) an die protestantischen Landstände, die darin ihre Stiftsschule einrichteten. Denn wie die meisten steirischen Adeligen wechselten auch die Grazer Eggenberger im 16. Jahrhundert zum protestantischen Glauben.

Die drei Raben im Wappen#

Aber zurück zu Balthasar: 1467 organisierte er für König Matthias Corvinus von Ungarn das Münzwesen und wurde dafür geadelt. Die drei Raben im Wappen der Eggenberger sollen eine Reverenz an den Beinamen des Ungarnkönigs („corvus“: lateinisch für Rabe) sein.

In der Folge etablierten sich die Eggenberger als Handelsherren, ohne groß politisch tätig zu sein. Bedeutung erlangte die Familie erst wieder durch zwei außergewöhnliche Mitglieder: Ruprecht aus der (katholischen) Ehrenhausener Linie, der Feldherr war und in den Freiherrenstand erhoben wurde, und Johann Ulrich von Eggenberg (1558-1634), den absoluten Star des Hauses.

Johann Ulrich von Eggenberg
Johann Ulrich von Eggenberg
© KK

Johann studierte an der protestantischen Elite-Uni in Tübingen und bereiste halb Europa, bevor er in den Grazer Hofdienst trat. Aber er erkannte schlau die Zeichen der Zeit und trat zum katholischen Glauben über. Rasch kletterte er die Karriereleiter hinauf, wurde Günstling der Erzherzogin- Witwe Maria von Bayern und Freund ihres Sohnes Kaiser Ferdinand. 1621 wurde Johann Landeshauptmann der Steiermark, dann Fürst und 1625 Statthalter in Innerösterreich. Im selben Jahr gab er den Auftrag zum großen Umbau des Familiensitzes Schloss Eggenberg nach dem Vorbild des spanischen Escorials. Sein Architekt: Pietro de Pomis.

Die gesamte Architektur ist einer strengen Zahlensymbolik unterworfen. Den 365 Jahrestagen entspricht die Anzahl der Außenfenster, jedes Stockwerk enthält 31 Räume. 24 Prunkräume entsprechen den 24 Stunden, sie haben 52 Fester für die Wochen. Ergänzt man diese durch die acht Fenster des Planetensaales, erhält man die 60 Sekunden oder Minuten usw.

Wolken über dem Schloss?#

Johann Ulrich erlebte die Fertigstellung aber nicht mehr, er starb 1634 als der letzte große Eggenberger. 1713 starben die letzten männlichen Familienmitglieder. Durch Heirat kam das Schloss an die Grafen von Herberstein.

Heute gehört es dem Land Steiermark und ist gefeiertes Unesco-Welterbe. Doch Altstadtschützer warnen, dass der Titel schnell wieder aberkannt werden könnte – weil direkt hinter dem Schloss ein Neubau geplant ist.



zur Übersicht
© "Damals in Graz", Dr. Robert Engele

Weiterführends#



Bild 'sim-link'
Austria-Forum Beiträge in ähnlichen Gebieten