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Das vergessene Licht des Barock #

Die Welt vor dem elektrischen Licht ist kaum noch vorstellbar. Das Schloss Eggenberg lässt Besucher ein beeindruckendes Schauspiel miterleben: das prunkvolle Leben im Kerzenlicht. #


Mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt von der Kleinen Zeitung (Sonntag, 10. April 2016)

Von

Robert Preis


Bildercollage: Schloss Eggenberg
Quelle: Kleine Zeitung

Wenn im Planetensaal des Nachts die Sterne funkeln, hat das einen guten Grund. Im Schloss Eggenberg herrscht seit 200 Jahren ein ganz eigentümliches Licht vor. Keine einzige Glühbirne erhellt die einstigen Prunkräume der Adelsfamilie, nur reines Kerzenlicht verströmt barockes Flair.

Ja, bei Einbruch der Nacht beherrscht auch heute noch das warme Licht der Kronleuchter die Beletage, und weil es ein Erlebnis der besonderen Art ist, finden im Schloss Eggenberg auch heuer wieder Führungen bei Kerzenlicht statt (siehe Kasten).

Allein der Planetensaal wird durch 168 Kerzen erhellt, insgesamt sind es mehr als 600 Kerzen in den 24 Prunkräumen. Nur auf diese Weise lässt sich das Leben vor über 250 Jahren erahnen, ist nachzuvollziehen, wie sich die Nächte im Rokoko anfühlten. Denn natürlich, Licht war ein enormer Luxus, Innenräume über mehrere Stunden mit Kerzenlicht auszuleuchten, konnte sich kaum jemand leisten. Dazu kam natürlich der Hang zur Inszenierung, denn das Glas, das Silber und Gold der Kronleuchter vermengt mit dem Licht der Kerzen wirft raffinierte Effekte an die Wände der Prunkräume.

Es war Johann Seyfried von Eggenberg (1644–1713), der keine Kosten und Mühen scheute und für die Ausstattung auch Anleihe am französischen Königshof nahm. So ist bekannt, dass er allein für seine Hochzeit im Jahre 1666 mehr als 140.000 Gulden für die Ausstattung seiner Frau ausgab – das war mehr als ein Jahreseinkommen. Der teuerste Einzelposten war eine vergoldete französische Kutsche, dazu kamen Juwelen, Textilien, Möbel, Gemälde und Kleidung. Da die Handwerker Nachtschichten einlegen mussten, waren „Körzen“ besonders wichtig. „Zu diesem Zweck wurde jährlich auch eine große Menge Rinder- und Hammelfett gekauft“, schildert der Sammlungskurator im Schloss Eggenberg, Paul Schuster. „Aus diesem Fett wurde durch ebenso mühsames wie wenig appetitliches Schmelzen Unschlitt zur Herstellung von Talgkerzen gewonnen.“

350 Kilo Talgkerzen pro Jahr wurden für Haushalt und Handwerker in Eggenberg verarbeitet. Diese Talglichter wurden in Extrarationen für die Nachtschichten hergestellt, waren aber nicht nur billig, sondern auch rußend und übel riechend und deshalb für die Prunkräume ungeeignet. Eine Alternative der späteren Jahre war Bienenwachs. Dieses hatte den Vorteil, nicht zu rußen und vor allem keinen unangenehmen Geruch zu verbreiten.

Eine Eintragung aus dem Jahr 1689 zeigt, wie wichtig dem Fürsten die Beleuchtung war. Denn er ließ sich die Kerzen 1037 Gulden kosten, kaum weniger als die genannte goldene Kutsche. Zum Vergleich: Das Bild „Triumph des Todes“ Jan Brueghels des Älteren, das heute in der Alten Galerie zu sehen ist, kostete ihn 150 Gulden.

Maria Eleonora von Eggenberg (1694–1774), Fürst Seyfrieds Enkelin, legte ebenfalls Wert auf Kronleuchter. Und noch heute sieht es weitgehend genauso aus, wie sie es einst in Auftrag gegeben hatte. Gemälde, Seidendamaste, asiatische Kostbarkeiten und Spieltische. Denn im Schloss traf sich die feine Gesellschaft stets zum Spiel nach Einbruch der Nacht.

Höhepunkt der Lustbarkeit im Schloss war der Besuch Kaiserin Maria Theresias und Franz I. im Jahr 1765. Zwei Jahre davor hatten Fürstin Maria Eleonore und ihr Gemahl Johann Leopold Graf Herberstein den zweiten Stock in neues Licht getaucht. Beeindruckend ist die Reflexion der mit Gold belegten Ornamente an Wänden und Möbeln. Der Planetensaal bietet bei Nacht zudem ein in Mitteleuropa einzigartiges Erlebnis – mit 16 Lustern und 28 Armleuchtern. Werkstücke aus böhmischen Glasbläsereien setzten die Räumlichkeiten außerdem gekonnt in Szene.

Doch trotz des enormen Aufwands, den man betrieb, muss man sich Folgendes veranschaulichen: Für unser heutiges Lichtempfinden herrschte damals trotz Kerzenlicht nahezu Dunkelheit. Ein Vergleich: Eine durchschnittliche Zimmerbeleuchtung hat heute eine Beleuchtungsstärke von 500 Lux. Der hellste Punkt im Eggenberger Galeriezimmer weist in unmittelbarer Umgebung des Lusters mit acht Kerzen aber gerade einmal sechs Lux auf. Wie schnell man sich aber daran gewöhnt, zeigen die Kerzenlicht- Führungen im Schloss Eggenberg. Hier wird ein Besuch zur Zeitreise.



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© "Damals in der Steiermark", Robert Preis

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