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Treffen wir uns bei der Weikhard-Uhr? #

Wie eine der ersten öffentlichen Uhren in Graz auf das Dach des Landhauses kam. 367 Jahre später wurde dann die Weikhard-Uhr im Jahr 1930 zum beliebtesten Treffpunkt der Grazer.#


Von Robert Engele mit freundlicher Genehmigung der Kleinen Zeitung


Weikhard-Uhr
Weikhard-Uhr
Weikhard anno 1911
So sah das Geschäftslokal von Anton Weikhard anno 1911 aus, im Vordergrund der Bauernmarkt am Hauptplatz.
© KK

Mitte des 16. Jahrhunderts tauchten in Graz die ersten öffentlichen Uhren auf. Kaiser Ferdinand I. holte Domenico dell’ Allio in die Stadt, der den Haupttrakt des Landhauses, der im Jahr 1500 nach Blitzschlag abgebrannt war, bis 1563 neu erbaute. Er errichtete im Landhaushof der Mode der Zeit entsprechend einen Uhrturm, der durch eine Stiege in den ersten Stock zur „Landstube“ führte. Doch schon 21 Jahre später hatte man andere Ideen und riss den Turm wieder ab – einzig die Stiege blieb erhalten.

Heute steht die Landhauskapelle auf den Fundamenten dieses Turms. Als Ersatz wurde vom Zimmermeister Valentin Wildauer 1586 ein hölzerner Dachreiter auf das Dach des Landhauses gesetzt (Foto oben) und dort die Uhr vom ehemali- gen Hofturm angebracht. Die ersten Kleinuhrmacher, die sich mit der Erzeugung von Hals- und Taschenuhren beschäftigten, lassen sich zu Beginn des 17. Jahrhunderts in Graz nachweisen. Neben ihnen gab es die Hofhandwerker, die auch die öffentlichen Uhren zu betreuen hatten. Einer von ihnen war der Uhrmacher, Büchsen- und Pulvermeister Hans Schuller, der von 1568 bis 1586 landschaftlicher Zeugwart war und die Landhausuhr betreute.

Uhr vom Uhrturm
1586 wurde die Uhr vom Uhrturm im Landhaushof auf dem Dachreiter des Landhauses angebracht.
© ENGELE

Weikhards Vorläufer #

„Die Werkstatt, die der Kleinuhrmacher Johann Planckh 1720 begründete, besteht noch heute als Firma Anton Weikhards Söhne am Hauptplatz“, berichtet Fritz Popelka in seiner „Geschichte der Stadt Graz“. Der Name Weikhard selbst scheint 1850 erstmals auf, als Maria, die Tochter des Uhrmachers Johann Rummel, ihr Erbe an Anton Weikhard verkaufte. Das kleine Geschäft befand sich in der Annenstraße 531 (heute Nr. 12). Weikhard vererbte 1888 das Geschäft an seinen Sohn Anton, der ein Gold- und Silberwarenlager einführte und 1889 Antonia heiratete, die Tochter des Hutfabrikanten Anton Pichler. Da seine Firma blendend lief, verlegte er 1889 das Geschäftslokal auf den heutigen Südtirolerplatz.

Uhrenreparaturwerkstätte
Anton Weikhard eröffnete nach der Übersiedlung auf den Murplatz Nr. 1 eine Uhrenreparaturwerkstätte mit fünf Gehilfen.
© KK

Schon 1900 musste er den Firmensitz vergrößern und eröffnete eine Reparaturwerkstätte mit fünf Gehilfen. Seinen Sohn, der wieder Anton hieß, schickte er in die Schweiz, um das Uhrmacherhandwerk zu lernen. Alles lief bestens – doch da war ein Konkurrent, der Weikhard das Leben schwer machte. Der erfolgreiche Uhrmacher Greiner erhielt nämlich den lukrativen Auftrag, sämtliche Uhren für das neu erbaute Landeskrankenhaus zu liefern – ein Bombengeschäft. Um Weikhard zu ärgern, machte Greiner einen Umweg und transportierte die Uhren für das LKH auf einem Fuhrwagen mit dem riesigen Transparent „Uhren für das Landeskrankenhaus“ direkt an Weikhards Geschäft vorbei. Anton II. tobte vor Zorn. Als dann Greiner auch noch die leer stehenden Geschäftsräume im Haus Hauptplatz 13 kaufen wollte, war das zu viel für ihn. Sofort setzte er sich in den Zug nach Wien, wo der Eigentümer des Hauses lebte.

Des Uhrmachers Rache #

Am 8. Juli 1911 kaufte Weikhard das Haus, ohne es innen gesehen zu haben – und kündigte Greiner. Seit 1. Oktober 1911 gibt es nun die Firma Weikhard an der neuen Adresse. Nach dem Ersten Weltkrieg ging das Geschäft an seine Söhne Anton III., Uhrmacher, und Hermann, Juwelier und Goldschmied, über. 1930 wurde die berühmte Weikhard-Uhr am Hauptplatz vor dem Geschäft errichtet, die zum wohl beliebtesten Treffpunkt der Grazer wurde. 1953 wurde die Firma in die Bereiche Uhren und Juwelier getrennt. Seit 1988 sind sie wieder unter der gemeinsamen Leitung von Klaus und Hermann Weikhard zusammengeführt.



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© "Damals in Graz", Dr. Robert Engele