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Das Figl-Denkmal#

von Peter Diem

Foto: P. Diem
Foto: P. Diem
Der populärste Politiker der Nachkriegszeit

Der am 2. Oktober 1902 in Rust im Tullnerfeld geborene Bauernsohn war seinem Beruf nach Agraringenieur, widmete sich jedoch bald der Politik. Seit dem Jahr 1933 Direktor des Niederösterreichischen Bauernbundes, war er in der NS-Ära zweimal inhaftiert. Noch 1945 wurde über ihn das Todesurteil gefällt. Leopold Figl war einer der Mitbegründer der ÖVP und bis 1961 ihr Obmann; vom 20. Dezember 1945 bis zum 2. April 1953 war er Bundeskanzler. Während der sechs Jahre, in denen Figl Außenminister war, konnte er den Staatsvertrag unterzeichnen. Von ihm stammen die bekannten Worte "Österreich ist frei".

Schluss von Figls Rede im Belvedere abspielen

Leopold Figl starb nach schwerer Krankheit am 9. Mai 1965 als Landeshauptmann von Niederösterreich.

Dipl.-Ing. Dr. h.c. Leopold Figl verdient es - genauso wie Dr. Karl Renner, Ing. Julius Raab und
Dr. Bruno Kreisky - unter die Großen der politischen Geschichte der Republik Österreich gezählt zu werden.

Der Niederösterreicher Leopold Figl war wohl der populärste aller Nachkriegspolitiker Österreichs. Nicht nur seine Vorliebe für ein Gläschen Wein, sondern vor allem seine tief menschliche Art zu sprechen, wird allen jenen, die ihn erlebten, in Erinnerung bleiben. Immer wieder ist man gerührt, wenn man seine schlichte Weihnachtsansprache aus dem Jahre 1945 von der Schallplatte hört:

"Ich kann euch zu Weihnachten nichts geben. Ich kann euch für den Christbaum, wenn ihr überhaupt einen habt, keine Kerzen geben. Ich kann euch keine Gaben für Weihnachten geben. Kein Stück Brot, keine Kohle zum Heizen, kein Glas zum Einschneiden... Wir haben nichts. Ich kann euch nur bitten, glaubt an dieses Österreich ..."



Figls Weihnachtsworte abspielen

Leopold Figl wurde geradezu zu einem Symbol für den unbeugsamen Nachkriegsösterreicher. Bezeichnend ist ein Bericht eines Zeitgenossen, des legendären Gewerkschaftsführers und Innenminsters Franz Olah. Er ist am Ende dieses Beitrags abgedruckt.

Die frühere Regierungsgasse zwischen Herrengasse und Minoritenplatz heißt heute Leopold-Figl-Gasse.

Leopold Figl, Aus: Wikicommons unter CC
Leopold Figl
Aus: Wikicommons unter CC
Der Bauernsohn aus dem Tullnerfeld

Diese Worte sind zu einem Symbol für den unbändigen Willen der Kriegsgeneration geworden, Österreich aus Schutt und Trümmern wieder aufzubauen. Sie sollten uns Nachgeborene mahnen, uns trotz unseres Wohlstandes aktiv um die Res publica zu kümmern.

Wie sehr diese Zeit freilich verblasst ist (oder wie stark das Bild vom „Bundes-Poldl" von seiner Vorliebe für den Wein geprägt ist), zeigt ein Versprecher eines Radioreporters, der aus der erwähnten Weihnachtsansprache einmal wie folgt zitierte:

„... kein Stück Brot, keine Kohle zum Heizen, kein Glas zum Einschenken ..."

--> Nemetschke/Kugler, Lexikon der Wiener Kunst und Kultur, Wien 1990, erwähnt zwar die beiden eher nichtssagenden Denkmäler für Rudolf von Alt und Clemens Maria Hofbauer am Minoritenplatz, berichtet aber nicht über das ebendort aufgestellte, hochaufragende Denkmal für Leopold Figl.

--> Nach Felix Czeike, Historisches Wien-Lexikon, 1997, wurde das Denkmal von Obermoser und Coufal geschaffen und am 13. Juli 1973 enthüllt.

Franz Olah (geb. 1910) über Leopold Figl ("Wiener Zeitung" vom 23.7.2009):

Leopold Figl hat Sie einmal den "gefährlichsten Mann Österreichs" genannt. Wie hat er das gemeint?

Das kann ich nicht genau sagen, mein Freund Leopold hat oft in Rätseln gesprochen. Wir waren bis zu seinem letzten Tag eng befreundet, er hat mich noch an sein Sterbebett geholt. An einem Sonntag kam ich nach Hause und meine Frau hat zu mir gesagt: "Setz dich gleich wieder ins Auto und fahr zum Figl, er verlangt nach dir." Das war Ende April 1965. Wie ich gekommen bin, lag er schon im Koma. Ein paar Wochen zuvor waren wir noch beim Ehepaar Figl zu einer Brettljausen eingeladen. Da hat er zu mir gesagt: "Komm her, wir haben was zu reden." Und dann sind wir ins Nebenzimmer gegangen und er hat mich gefragt: "Wie geht es dir denn jetzt?" "Schlecht", hab’ ich geantwortet, ich war ja im September 1964 als Innenminister zurückgetreten. Daraufhin sagte Figl: "Wir haben die Absicht, dir zu helfen, du musst wirtschaftlich gestärkt sein. Also wirst du günstig ein Grundstück zum Kauf bekommen und eine Konzession für eine Tankstelle erhalten. Da kannst du ein paar Leute anstellen, und von dort versuchst du ein Comeback. Ich werd’s mir überlegen", hab’ ich geantwortet, gemacht habe ich es dann aber nicht.

Figl ist zwei Wochen später gestorben, er war ein anständiger Mann: Er hat mir nicht aus eigennützigen politischen Motiven geholfen, sondern weil er mich seit unserer Zeit im Konzentrationslager kannte.


Standort: Wien 1., Minoritenplatz, seit 1973
Künstler: Bildhauer Obermoser, Franz Anton Coufal


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