Drehbare, quietschende Scheibe als Schallplatte. (Essay)#
Das erste Piefke-Denkmal der Welt ist in Gänserndorf enthüllt worden.
Von Petra Tempfer
"Irgendwie wie eine Dusche", murmelt eine junge Frau ihrem Nachbarn zu. "Das Denkmal ist aber besser als die Musik", antwortet dieser. Darauf folgt eine rege Diskussion über Kunst und Geschichte, in die sich weitere Anwesende einbringen – Stein des Anstoßes ist der musikalische Festakt rund um die Enthüllung des ersten Piefke-Denkmals der Welt, die am Mittwoch in Gänserndorf auf dem Platz vor der Stadtbücherei über die Bühne ging. Offenbart wurde dabei – begleitet von für Marschkapellen typischem Glockenspiel, Flügelhorn und Oboe – ein schwach gewölbter, 2,9 Meter hoher Monolith aus schnell rostendem Cortenstahl, aus dem sich ein Nirosta-Stahlrohr wölbt. Auf diesem baumelt eine dicke Scheibe, in die das Wort "Piefke" gestanzt ist. Als ein Besucher der Enthüllungs-Feier daran dreht, wenden sich die Umstehenden mit schmerzverzerrten Gesichtern ab: Eine an der Scheibe kratzende Nadel erzeugt ein erbärmlich-quietschendes Geräusch.
"Das ist Absicht", meint der Komponist Christoph Theiler dazu, der mit der Regisseurin Renate Pitroff als Künstlergruppe "wechselstrom" das Piefke-Denkmal entworfen hat. "Heutige Popmusiker bekommen die goldene Schallplatte verliehen, der Militärmusiker Piefke erhält eine rostige."
Der preußische Kapellmeister Johann Gottfried Piefke (1815–1884) konnte nämlich laut Theiler als erster Musiker überhaupt bei seinem Konzert am 31. Juli 1866 in Gänserndorf eine Heerschar an Anhängern um sich sammeln. Rund 60.000 Menschen kamen damals zu der Veranstaltung. Diese fand im Zuge jener Parade statt, mit der der Sieg der Preußen über die österreichische und sächsische Armee bei der Schlacht bei Königgrätz zelebriert wurde. Durch diesen war der Deutsche Krieg für Preußen entschieden.
"Die Zahl der Anhänger ist vergleichbar mit einem Popkonzert", erklärt Theiler, der bewusst ein schnell rostendes Material gewählt hat – in etwa einem halben Jahr wird das derzeit graue Denkmal mit Rost überzogen sein. "Nur der Nirosta-Arm bleibt glänzend", verkündet der Komponist. Das Stahlrohr solle ein Blasinstrument symbolisieren, "weil das, was bleibt, die Musik Piefkes ist."
Mit dem rostigen Denkmal solle hingegen die für Österreicher negativ behaftete Schlacht in den Hintergrund rücken. "So demütigend ist die Erinnerung daran gar nicht", meint Robert Pintz (SPÖ), Stadtrat für Kultur und Vizebürgermeister von Gänserndorf, dazu. "Otto von Bismarck hat ja mit dem preußischen Kronprinzen Friedrich – zum Ärger König Wilhelms I. – verhindert, dass die Siegesparade mitten auf der Wiener Ringstraße abgehalten wird", sagt Pintz, "wodurch den Österreichern die große Scham erspart blieb."
Erklärende Tafel geplant#
Auf die Frage, wie ihm das Denkmal gefalle, meint Pintz lächelnd: "Schauen Sie, es ist eigenartig, aber wenn man den Zusammenhang kennt, sieht man es ein wenig anders." Aus diesem Grund möchte Pintz eine Tafel neben der Konstruktion anbringen lassen, auf der der geschichtliche Hintergrund erläutert wird. Dadurch solle der Name Piefke eine andere Bedeutung als bisher erlangen. Mit ein Grund, warum dem 20.000 Euro teuren Projekt Theilers, das dieser im Zuge des Viertelfestivals Niederösterreich eingereicht hat, zugestimmt wurde.
"Wir wollen damit auf unsere gemeinsame Geschichte aufmerksam machen", meint Pintz, "Deutschland ist ja einer unserer wichtigsten Handelspartner, und wir sind sehr stark abhängig – auch was den Tourismus betrifft." Dass jetzt scharenweise Deutsche nach Gänserndorf pilgern werden, glaubt die Verkäuferin eines Geschäftes mit Blick auf das Denkmal nicht: "Freiwillig würde ich mir das nicht anschau’n."
"Wiener Zeitung" Printausgabe vom Freitag, 11. September 2009
Es sollte auf der Gedenktafel aber nicht vergessen werden, darauf hin zuweisen, daß dieser Piefke Namensgeber für die Bezeichnung von Deutschen in österreich ist-
--Esser Dagmar, Sonntag, 21. Februar 2010, 13:40
Erschütternd für welchen Unsinn das Land Niederösterreich Steuergeld verschwendet. Historische Bezüge völlig falsch. Wien hätte von den Preußen kaum erobert werden können, da die siegreiche österreichische Südarmee Wien deckte. Darüber hinaus drohte Bismarck schon bei den Präliminarien von Nikolsburg mit seinem Rücktritt, wenn der Krieg gegen Österreich fortgesetzt würde. Die angebliche Siegesparade wird mit der relleen Piefke-Parade verwechselt, bei der sich Piefke und seine Soldaten in Wien so aufführten, noch dazu in Anwesenheit des deutschen Kaisers, dass sie aus der deutschen Armee entlassen wurden. Hat das Land Niederösterreich bei einer derartigen Steuergeldverschwendung keine Historiker als Gutachter ?
-- Glaubauf Karl, Dienstag, 6. November 2012, 14:15