Reparatur eines Grazer Altstadthauses (Essay)#
Text und Bilder von
Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von
ISG Magazin Heft 3 / 2009 (Internationales Städteforum Graz)
Das Eckhaus Sporgasse 107 Färbergasse 1 in Graz, in einem älteren Katasterplan als "Haus der Vandalen" bezeichnet, Heimat der Bruderschaft "Vandalia", ist erstmals 1596 als "Casparn Ströllers Pekhen Haus" nachweisbar. Zwischen 1674 und 2005 war im Haus die "Apotheke zum goldenen Hirschen" untergebracht. Der Großteil der historischen Einrichtung der Apotheke kann heute im Grazer Stadtmuseum besichtigt werden.
Das viergeschossige Haus liegt mitten in der Altstadt nur knapp 70 m östlich des Hauptplatzes und ist somit auch Bestandteil des Kerns des UNESCO- Weltkulturerbes Graz. Es steht in einer anstei¬genden Zeile von Häusern zwischen Färbergasse und Hofgasse, die in die Spätgotik und in manchen Fällen vielleicht in noch frühere Bauepochen datiert werden können. So zeigt das östliche Nachbarobjekt im nächsten Obergeschoß zwei wertvolle spätgotische Pfostenfenster mit profilierten Natursteinrahmen und -Gliederungen, die auf unterschiedlich geformten Halbsäulen stehen. Auch in anderen Häusern fand man bei Sanierungen spätgotische Architekturelemente in den Obergeschossen.
Freilegung der ursprünglichen Qualität#
Beim Alter des Objektes verwundert es nicht, dass die Strukturen des Hauses Nr. 10 durch zahlreiche Bauveränderungen und -Erweiterungen wie beispielsweise einer Aufstockung aus der Zeit des Einzuges der Apotheke charakterisiert werden. Als Architekt HeinzWondra nach dem Auszug der Apotheke mit der Planung eines Nespresso-Geschäftes beauftragt wurde, versuchte er nicht nur Räume für die neue Nutzung zu schaffen, sondern auch in sehr zurückgenommener Weise die ursprünglichen architektonischen Qualitäten des Hauses zu ergründen und - wo möglich - wieder frei zu schälen. Durch Ergänzung einer tragenden Säule, deren Basis in einer inzwischen abgetragenen sekundären Wand noch gefunden wurde, konnte der heutige große, überwölbte Geschäftsraum wiederhergestellt und damit die ursprüngliche Architektur repariert werden. Am Südende des Geschäftsraumes gelangt man heute in einen kleinen engen Eckraum, der über einen weit gespannten niedrigen Segmentbogen zugänglich ist. Dieser dürfte angesichts der Säulenform bereits zur Zeit seiner Entstehung mit einer Steinsäule mittig unterstützt worden sein. Derartige Stützen sind gewöhnlich nur aus frühen Bauepochen bekannt, in denen man dem Prinzip des Schluss-steinbogens noch nicht so recht traute.Gelungene Sanierung#
Durch die gelungene Sanierung wurde ein Stück Grazer Identität repariert, erschlossen und den Grazern zurückgegeben. Selbst wenn einmal ein anderes Geschäftslokal im Erdgeschoss dieses Hauses einziehen sollte, so steht nun ein wertvolles repariertes Gehäuse zur Verfügung. Man würde sich wünschen, dass in der Regel historische Bauten in einer so behutsamen Weise erhaltend adaptiert werden.
Nachdem der Autor 1983 die damaligen ISG-Nachrichten, das spätere ISC-Magazin, initiiert hatte, seit fast 27 Jahren eng mit diesem Periodikum verbunden ist und seit Anfang dieses Jahres aus Altersgründen dem ISC nicht mehr als Geschäftsführer, sondern nur noch als einfaches Vorstandsmitglied zur Verfügung steht, möchte er sich herzlich bei allen Lesern für ihre Unterstützung des ISG und des Periodikums bedanken und hofft, dass die Leser dem ISG auch weiterhin die Treue halten.
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