Alte Mühle mit neuer Wohnnützung (Essay)#
Text und Bilder von
Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von
ISG Magazin Heft 4 / 2003 (Internationales Städteforum Graz)
Sanierung der Heinrich- Mühle von Kirchberg#
Das herrschaftliche Wohnhaus der Heinrich-Mühle von Kirchberg an der Raab erhielt seine Fassaden im späten 19. Jh. Einige Details aus dieser Zeit wie die Gestaltung der Eckquaderung des Hauses oder der aufwendig gestaltete hölzerne Erker über dem Eingangsbereich machen das Besondere des Objektes aus.
Der mächtige Gebäudekubus war bereits sehr sanierungsbedürftig. Er konnte u.a. aus Mitteln des Steiermärkischen Revitalisierungsfonds und Förderungen vom Bundesdenkmalamt saniert und adaptiert werden; inzwischen ist er wieder vollständig bewohnt. Hervorzuheben ist die sanfte Sanierung, die nicht alles beseitigte, was nicht unbedingt gebraucht wird. So verblieb beispielsweise der alte Sparherd in der Küche, und der moderne Elektroherd steht nicht weit davon. Da die Küche Platz für beides hat, ist eine solche Lösung sicher kostensparend und erhält zugleich das Ambiente eines historischen Gebäudes. Vielleicht kann der größere Sparherd auch zu besonderen Anlässen wieder einmal zum Einsatz kommen.
Auch der mit interessantem Schnitz- und Sägedekor gestaltete breite hölzerne Erker über dem Haupteingang an der Ostseite wurde sorgfältig saniert. Die Gewölbe oder die Holzbalkendecken, die alten Holzfenster und die vielen Rahmenfüllungstüren konnten erhalten und saniert werden. So wurde die Qualität dieses Hauses erhalten, gesteigert und mit neuem Leben erfüllt.
Das früher viel größere Gebäude-Ensemble der im Raabtal auffälligen Mühle war schon Anfang der 70er Jahre des 20. Jh. zum Teil sehr baufällig. Der Großteil der Bauten stammte aus dem 19. Jh. Einige Bauten sind aber zumindest im Kern älter, wie ein Blick in die Keller mancher Gebäude oder das Studium der Fassaden zeigen. Besonders auffallend waren bzw. sind die originellen Ziegelgitter an mehreren Heubergeräumen. Eines der Gitter hoch oben in der Giebelwand hatte die Form eines Taubenschlages. Das Motiv, ein hölzerner Taubenschlag, steht noch im Hof der Mühle und wurde inzwischen saniert; der Bau mit dem Ziegelgitter daneben wurde leider abgetragen.
Auch mehrere andere Bauten wurden in den letzten Dekaden niedergerissen. Teile der Mühle am Mühlgang neben der Raab werden derzeit demoliert - der Betrieb der Mühle ist inzwischen unrentabel geworden. Auf die Idee, die Wasserkraft zur Elektrizitätsgewinnung zu nutzen, scheint niemand gekommen zu sein, oder es hat sich wohl nicht gerechnet.
Es steht zu hoffen, daß die kleine Hofkapelle, das letzte größere Wirtschaftsgebäude mit Ziegelgittern und auch der Keller jenseits der Strasse, die alle dringend einer Sanierung bedürfen, erhalten werden können. Für die Nutzbauten sind neue Funktionen in Kombination mit innovativen Planungen gefragt.