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unbekannter Gast

Ortsbild und Tourismus#

Text und Bilder von

Hasso Hohmann

Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von

ISG Magazin Heft 3 / 2009 (Internationales Städteforum Graz)



Hasso Hohmann



Univ.-Doz. DI Dr. Hasso Hohmann, Studium der Architektur und der Völkerkunde, Geschäftsführer des INTERNATIONALEN STÄDTEFORUMS CRAZ und von EUROPA NOSTRA AUSTRIA, Vorlesungen an der TU Craz über islamische und altamerikanische Baukunstgeschichte, Stadt- und Ortsbildsach-verständiger; hohmann@gmx.at



Graz
Ein Teil des Grazer Zentrums zwischen Dom und Stadtpfarrkirche, wo seit 1974 eine eigene Kommission für die Stadtbildpflege verantwortlich ist.

Die Pflege des Erscheinungsbildes eines Ortes könnte man vielleicht auch einfach mit Ensemblepflege übersetzen. In Österreich gibt es dafür den Terminus des Ortsbildes und dessen Pflege, also die „Ortsbildpflege". Das Ortsbild bezieht sich nicht nur auf kleinere Gemeinden, sondern auch auf die großen Städte und ist in allen österreichischen Landesbaugesetzen heute in vielen Paragraphen fest verankert. Der Terminus Ortsbild in diesen Gesetzen bezieht sich auf die gesamte Gemeinde, nicht nur auf ausgewählte Zonen. Es geht um alle Veränderungen, vor allem aber um Zu- und Neubauten und die Rücksicht auf den Duktus eines Strassen- oder Platzraumes, um historisch wertvolle Ensembles und bei Denkmalen um deren Umfeld.

Daneben gibt es für jedes Bundesland als Lex Specialis unterschiedliche Ortsbzw. Stadtbildgesetze für bestimmte aus-gewiesene Zonen. In vielen anderen europäischen Staaten sind Denkmal- und Ensemblepflege nicht voneinander getrennt. In Österreich musste der Konkurrenzierung mit den bestehenden Ortsbildgesetzen wegen der Ensembleschutz weitgehend aus dem Denkmalgesetz herausgenommen werden.

Gestaltetes Gesamtbild#

Frohnleiten
Die Stadtgemeinde Frohnleiten nördlich von Graz wird gerne als Perle an der Mur bezeichnet. Seit 1977 bemüht sich dort ein Ortsbildsachverständiger um das Ortsbild.

Vielleicht kam es in Österreich deshalb zum eigenen Begriff des Ortsbildes, weil in einem Tourismusland wie Österreich die Gäste besonders viel im Bild festhalten. Das Bild eines Ortes, das Ortsbild, das der Gast fotografiert, soll harmonisch bleiben bzw. werden und von bestehenden Störelementen befreit werden. Anders lassen sich die unterschiedlichen Kulturlandschaften und auch die Naturlandschaften Österreichs nicht vermarkten. Ein günstiger Nebeneffekt ist dabei, dass auch die Bewohner der jeweiligen Gemeinde eine besser gestaltete Lebensumwelt erhalten, was nicht von Nachteil sein sollte. Wenn das von manchen Tourismusstrategen als störend empfundene Steinhaus am Ossiachersee in Kärnten von Architekt Günther Domenig allerdings aus den Werbeprospekten herausretuschiert wird, bin ich mir schon nicht mehr ganz so sicher. Man sollte sich klarmachen, dass wir es mit Ortsbildern zu tun haben, die sich ständig ändern - ob wir das nun wollen oder nicht. Es geht nur darum, dass die Veränderung kultiviert vor sich geht. Kultur kann man dem Steinhaus nun sicher nicht absprechen.

Hartberg
Die Stadtpfarrkirche und der romanische Karner sind die Highlights der historischen Ortsbildstadt Hartberg in der Oststeiermark

Bei der Ortsbildpflege geht es im wesentlichen um die Erhaltung und Gestaltung von Fassaden, von Gebäudeoberflächen, um das Bild, nicht um die Substanz hinter dem Sichtbaren. Grundsätzlich dürfen ortsbildgeschützte Bauten ausgehöhlt werden, solange das Bild dadurch nicht verändert wird. Das birgt die Gefahr in sich, dass in Ortsbildgemeinden eine Art Disneyworld entsteht, bei der die äußere Schale historisch aussieht, meist auch ist, dahinter aber irgendein billiger Stahlbetonskelettbau verborgen wird. In der Architektur sollte es aber um Authentizität gehen, um die Erhaltung und Gestaltung von Objekten als Ganzes, um Dokumente einer bestimmten Zeit, die es durch Interventionen zu adaptieren gilt und bei denen klar zwischen Originalem und Hinzugefügtem unterschieden werden kann.

Intakte Umwelt#

Vielleicht kann man alle Ortsbildgesetze in Österreich vereinheitlichen und zugleich so mit dem Denkmalgesetz verknüpfen, dass auch die historisch wertvolle Substanz viel stärker als bisher geschützt wird. Dabei sollte es um eine intakte Umwelt zuerst für Österreicher, nicht um eine intakt wirkende Scheinwelt für Touristen gehen. Erst wenn der Umgang mit der wertvollen Bausubstanz zu einem Gewinn für uns selbst wird, wenn wir einen Mehrwert aus dem Umgang mit historischen Bauten beziehen, kann auch der Tourist, der oft auf der Suche nach Authentischem ist, wirklich überzeugt werden.

Viele Regionen im ehemaligen Osten haben noch ungestörte Dörfer und Städte. In manchen Zonen werden diese bereits vorbildlich saniert und adaptiert. Diese Orte werden bald zu neuen Zielen für die Tourismusplaner, mit denen sich Österreich wird messen müssen. Die Entwicklung muss früh genug erkannt werden.