Von der Hofburg zu den Hofstallungen (Essay)#
Text und Bilder von
Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von
ISG Magazin Heft 1-2 / 1991 (Internationales Städteforum Graz)
Die Abbildung zeigt das gesamte zentrale Areal zwischen Messepalast und Michaelerplatz, ein Gebäudeensemble, das heute noch durch eine starke Symmetrieachse bestimmt ist. Sie führt vom Michaelerplatz und die Durchfahrt zum Heldenplatz, über diesen hinaus an der Neuen Hofburg vorbei durch das Neue Burgtor zwischen dem Naturhistorischen Museum und dem Kunsthistorischen Museum hindurch bis zum Haupteingang der ehemaligen Hofstallungen, des heutigen Messepalastes.
Noch vor den meisten Bauten wurde diese Achse von Johann Bernhard Fischer von Erlach durch die Gestaltung ihrer zwei Endpunkte, des Torbaues der Alten Hofburg am Michaelerplatz und der Hofstallungen, definiert. Die späteren Bauten, wie die Neue Hofburg, zu der das Pendant auf der anderen Seite der Achse fehlt, das Burg-tor und die zwei Museumsbauten, respektieren dieses Ord-nungsprinzip.
Genau am Eingangsportal des Hofstallgebäudes knickt diese Achse leicht nach Westen ab, was sich aus der Topographie des südlich anschließenden Geländes erklären läßt.
Hier einige Fakten zu den Bauten zwischen dem Ensemble der Hofstallgebäude und dem Michaelerplatz:
- Das Ensemble der Hofstallgebäude (Messepalast) wurde von Johann Bernhard Fischer von Erlach geplant und in den Jahren 1723 bis 1725 zunächst von diesem und später von seinem Sohn Emanuel Fischer von Erlach weitergeführt. Es entstanden damals die gesamte, fast 400 m lange Gebäudefront und die Bauten um den nördlichen Hof des Ensembles.
Vor allem in den Jahren 1850 bis 1854 wurden später weitere Bauten hinzugefügt, die das ursprüngliche Konzept zwar modifizierten, jedoch in der Grundkonzeption sich an die ursprüngliche Planung hielten und auch den Duktus der ersten Planung soweit aufnahmen, daß sie zu einem fast homogen wirkenden Ensemble verschmolzen. Nur eine neukonzipierte große Halle wurde im Zentrum eingefügt.Es blieb unserer Zeit vorbehalten, höchst unadäquate weitere Zu- und Umbauten sowie Bauveränderungen auch größeren Ausmaßes vorzunehmen, welche heute den gesamten hinteren Bereich des Ensembles sehr traurig erscheinen lassen.
Die Alte Hofburg stammt in ihren frühesten Bauteilen aus dem 13. Jahrhundert. In den folgenden Epochen, bis ins 20. Jahrhundert, wurde sie immer wieder verändert und erweitert. Eine erst zum Teil viel später ausgeführte Umplanung der Alten Hofburg, besonders im Bereich des Michaelerplatzes - nach Plänen von Fischer von Erlach - definierte bereits im frühen 18. Jahrhundert die bis heute dominierende Symmetrieachse zwischen Hofburg und Hofstallungen (Messepalast).
- Das Burgtor wurde nach Plänen von Peter Nobile 1824 im typischen Stil des Klassizismus errichtet. Dieses Tor entstand anstelle eines älteren ebenfalls genau über der Achse des Fischer von Erlach.
- Die zwei großen Museumsbauten folgten dann nach einem Wettbewerb 1866 für das Kunsthistorische Museum, aus dem die Architekten Gottfried Semper und Carl Hasenauer als Sieger hervorgingen. Dieses und auch das Naturhistorische Museum wurden von diesen Architekten zwischen 1872 und 1881 errichtet. Auch sie nehmen die alte Fischer-von-Erlach-Achse voll auf.
- Später folgte dann die Neue Hofburg, in der heute die Nationalbibliothek, das Ephesus-Museum und das Völkerkundemuseum untergebracht sind - ebenfalls nach Plänen von Semper und Hasenauer. Die Bauten wurden 1881 begonnen, unter Förster und F. Ohmann weitergebaut und immer noch nach den alten Plänen zwischen 1907 und 1913 fertiggestellt. Das ebenfalls geplante Pendant auf der anderen Seite der Achse wurde jedoch nicht mehr realisiert.