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unbekannter Gast

„In München steht ein Hofbräuhaus...“ #

oder: In welch engen Bahnen sich Münchener Gastlichkeit einst bewegte#

Von

Günther Jontes

Sämtliche Bilder stammen von originalen Postkarten aus der Zeit von 1900 bis etwa 1935 aus den Sammlungen des Autors.


Bekanntlich geht die Gründung Münchens auf eine Mönchssiedlung zurück, was sich ja deutlich auch im Namen der Stadt widerspiegelt. Dementsprechend ist auch das Stadtwappen gestaltet, welches als „redendes“ den Namen zum Bild macht. Es ist das allbekannte Münchner Kindl, ein als Mönchlein gekleidetes Kind, das heraldisch nach rechts blickt, eine schwarze, goldgesäumte Kutte und dazu rote Schuhe anhat. Im Wappen trägt das Kindl in der linken Hand ein Eidbuch, während die rechte zum Schwur auf das Stadtrecht erhoben ist. Auf all diese Gesten können die populären alten Postkarten verzichten. Auf ihnen verbindet sich das Kindl mit kulinarischen Leitmotiven der Stadt an der Isar: Bier, Radi, Weißwurst und Brezen

Münchner Kindl
Lizenziert unter CC BY 4.0
Münchner Kindl
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Münchner Kindl
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München ist die Stadt der vielen weltbekannten Brauhäuser. Das berühmteste unter ihnen ist das Hofbräuhaus, dessen Name schon zum Ausdruck bringt, dass es sich um eine königlich-bayerische Gründung handelt. Und wenngleich es seit hundert Jahren kein Königreich Bayern mehr gibt, so hat sich dieser Name über alle Wandlungen und politischen Katastrophen hinweg bis heute erhalten. Für viele Leute, die München besuchen, ist das Hofbräuhaus am Platzl das prominenteste Ziel. Es steht für bajuwarische Lebenslust, Gemütlichkeit und Tradition des Biertrinkens. Und es ist immer ein köstlicher Anblick, wenn man beobachtet, wie eine japanische Reisegruppe im Gänsemarsch hereinkommt, mit Todesverachtung die im Arrangement inbegriffene Maß Bier trinkt, die Stelzen („Haxen“) verschlingt und bald nach einigen Takten „Im München steht ein Hofbräuhaus“ der Blechmusik im Gänsemarsch das Haus wieder verlässt.

Telegramm aus München
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Bis ins 16. Jahrhundert musste der bayrische Hof der Wittelsbacher in seiner Residenzstadt sein Bier aus anderen Braustädten importieren. Erst unter Herzog Wilhelm V. sollte sich dies ändern, der 1589 nahe der Residenz einen Brauereikomplex errichten ließ, der nun die Versorgung des Hofes selber in die Hand nahm. War die Braustätte zuvor herzoglich oder kurfürstlich gewesen, so wurde sie mit der Schaffung des Königreiches von Napoleons Gnaden als Folge des Friedensvertrages von Pressburg zwischen Österreich und Frankreich königlich. Und so haftet dieser Name noch heute an diesem Etablissement.

Erst 1897 wurde aber der stark vergrößerte und mit einem Gaststättenbetrieb versehene Neubau in Formen der deutschen Neurenaissance eingeweiht. München war im Zweiten Weltkrieg wegen seiner Eigenschaft als „Parteihauptstadt“ des nationalsozialistischen Deutschland eines der meistbombardierten Ziele alliierter Bomberflotten. In dieser Zeit wurde das kaum ein halbes Jahrhundert alte Hofbräuhaus vollständig zerstört. Seiner Bedeutung entsprechend wurde es aber in den Zeiten des deutschen Wiederaufbaus vorrangig in allen Details rekonstruiert und 1958 wieder in Betrieb genommen. Alte Postkarten zeigen seit 1900 also das Original, solche seit 1958 eine perfekte bauliche Kopie.

Postkarte
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Postkarte
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Ganz prächtig ausgestattet war der Festsaal, der im gewöhnlichen Tagesbetrieb als kulinarische Gaststätte diente, jedoch immer wieder auch Kongresse und große Feiern und Feste beherbergte.

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Sechs Maß an den Mann zu bringen: Eine wahrhaft herkulische Leistung!, unter CC BY 4.0
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Der Innere Hof ist kein Biergarten im üblichen Sinn, wo man breit gelagert an blankgescheuerten Tischen sitzt, seine Maß trinkt, dazu Radi und Brezen schmaust. Hier genoss man stehend, schwemmte seinen leeren Maßkrug an einem rinnenden Brunnen aus, ehe man sich eine neue bei den Schankburschen holte und mit Argusaugen beobachtete, ob wohl richtig eingeschenkt wurde. Leere Bierfässer dienten als Standplätze und es war leicht, einen „Herrn Nachbarn“ für einen Diskurs zu finden.

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Aus der Bierlaune erwachsende Heiterkeit oder gar Gemütlichkeit. Kann das gut gehen?

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Daraus ergibt sich dann eine souveräne Gleichgültigkeit gegenüber Tod und Leben, die ebenfalls ihre Ausdrucksformen findet

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Zehn Brauereien machen es dem Zecher schwer, woran er sich halten soll, unter CC BY 4.0

Postkarte: Ein magischer Ruf erschallt: „Ozapft is!“
Ein magischer Ruf erschallt: „Ozapft is!“, unter CC BY 4.0
Postkarte: Löwenbräu
Zu den Berühmtheiten zählt auch das Münchener Löwenbräu mit seinem Bräukeller, unter CC BY 4.0
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Essen und Trinken hält Leib und Seel z’samm! Missbrauch inbegriffen..., unter CC BY 4.0
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Die Weißwurst heißt so, weil das Brät nicht mit dem rötlichen Nitritpökel-, sondern mit gewöhnlichem Kochsalz gewürzt wird. Dadurch hat sie diese grau-weiße Farbe. Sie muss zur vollen Geschmacksentfaltung verzehrt werden, was auf Münchnerisch so ausschaut: „Sie darf das Zwölfeläuten nicht hören“, sondern muss unbedingt schon vorher auf den Tisch.. Sie ist die Münchener Wurst schlechthin und ihr Geltungsbereich als Original teilt die Welt in die Zonen dies- und jenseits eines fiktiven „Weißwurstäquators“. Die Weißwurst ist eine Brühwurst und besteht aus feinstgehacktem Kalbfleisch, Schweinerückenspeck und Gewürzen. Mehrere heften sich den Ruhm ihrer Erfindung auf ihre Fahnen. Aber angeblich wurde sie am Faschingssonntag 1857 im Gasthaus „zum Ewigen Licht“ am Münchener Marienplatz erstmals serviert.

Der „Donisl“ am Marienplatz ist heute wie einst das bekannteste Weißwurstlokal. Manche schälen sie und salzen sie nur. Andere wieder lassen sie im Darm und dazu nehmen sie einen spezifischen süßen Senf. Bier und Brezen dazu sind obligat.

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„Donisl“ am Marienplatz, unter CC BY 4.0
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Postkarte: Der Kampf mit einer Riesenstelzen
Der Kampf mit einer Riesenstelzen, unter CC BY 4.0

Alle Münchener Gastlichkeit bündelt sich beim Oktoberfest auf der „Wiesn“. Dies ist das größte Volksfest der Welt und zieht Jahr für Jahr Millionen von Besuchern aus aller Welt an. Seit 1810 wird es auf der Theresienwiese abgehalten und war ursprünglich nur die Begleitung für ein Pferdrennen. Von den Münchner Brauereien Augustiner, Hacker, Pschorr, Hofbräu, Löwenbräu, Paulaner und Spaten wird heute dazu gemeinsam ein besonderes Festbier gebraut, das zwischen 5,8 und 6,4 Volumsprozente Alkohol enthält. Nach einem prächtigen Festzug, bei dem die sechsspännigen Festwägen der großen Brauereien auf die Wiesn hinausziehen, wird um Punkt 12 Uhr das erste Fass durch den Münchener Oberbürgermeister angeschlagen, wobei genau mitgezählt wird, mit wie vielen Schlägen dieser den Hahn ins Fass treibt, um dann den erleichterten Ruf „Ozapft is!“ausstoßen zu können.

Heute gibt es auf der „Wiesn“ 144 gastronomische Betriebe, dazu 14 große und 15 kleinere Festzelte. Darin finden an die 120.000 Gäste einen Sitzplatz. Das Hofbräuzelt ist das größte und fasst gleichzeitig 11.000 Gäste. 2015 gab es 5,9 Millionen Besucher, die insgesamt 7,5 Millionen Liter Bier tranken. Die berühmte Spaten-Ochsenbraterei machte 122 Ochsen zu je 500 Portionen genussfertig. Um einen Ochsen zu braten, braucht man zwischen sechs und sieben Stunden. Das schafft man nur, wenn sich gleichzeitig mehrere dieser Viecher am Spieß drehen.

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So war es um 1900

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Bis heute eine Attraktion, wenn auf höchst kommerzielle und ökonomische Weise ein ganzer Ochs am Spieß gebraten und portionsweise den hungrigen Mägen zugeführt wird. Denn das Festbier braucht eine gesunde Unterlage!

Nach der nationalsozialisten Machtübernahme 1933 wurden dann andere Saiten aufgezogen. Man funktionierte das Oktoberfest zu einem Riesentreffen der Volksgemeinschaft um. Juden durften es nicht mehr besuchen, Hakenkreuzfahnen bestimmten das optische Bild. Mit dem Kriegsausbruch 1939 ging auch dies zu Ende und in der Nachkriegszeit gab es auch noch nicht mehr viel zu feiern.

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