„Hier ist noch nie ein Mensch gewesen“ #
Forscher wagten sich in das verwinkelte Labyrinth der Hirlatzhöhle bei Hallstatt. Nun erzählt einer von ihnen: „Absolutes Neuland.“ #
Mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt von der Kleinen Zeitung (21. Oktober 2018)
Von
Thomas Macher
Die Unterwelt liegt nahe Hallstatt und sie lockt Axel Hack noch immer: „Alles andere ist schon erforscht. Nur da unten kannst du noch zum Entdecker werden“, sagt der 32-jährige Deutsche.
Er meint das Labyrinth der Hirlatzhöhle tief im Dachsteingebirge. Seit dem vergangenen Monat liegt sie mit nun mehr als 112 Kilometer erforschter Länge auf Platz 21 der längsten Höhlen der Welt. Zu verdanken hat sie diesen Längenzuwachs Axel Hack und seinen drei Forscherkollegen Joel Corrigan, Tom Ford und Ian Holmes. Die vier seilten sich Anfang September von einem Einstieg auf dem Niederen Ochsenkogel ab. Der Einstieg liegt auf 2000 Meter Seehöhe; ihr Lager schlugen die Erforscher 830 Meter unter der Oberfläche auf.
„Auf was wir dann später gestoßen sind, war absolutes Neuland“, berichtet Hack. Mit Lampen und Seilen bewaffnet, tasteten sie sich durch die verschlungenen Gänge, auf der Suche nach einem Weg in die Höhle: „Wir waren 18 Stunden lang unterwegs, ohne Pause.“ 27 Stunden am Stück verbrachten die Männer in der Unterwelt: „Wir haben dort gekocht, gegessen, geschlafen.“
Zeit und Anstrengung in der Dunkelheit haben sich gelohnt. Denn am 6. September war es so weit: Das Team stieß auf einen Durchstieg, der noch nicht erforscht worden war. „Wir wussten, hier ist noch nie ein Mensch gewesen.“ Die Passage führte sie in den „Austrian Airspace“; eine der großen Hallen in der Hirlatzhöhle, die von einem Mitglied des Teams, Joel Corrigan, vor Jahren entdeckt worden war. „Als wir die Ausrüstung sahen, die unsere Vorgänger dort zurückgelassen hatten, war uns klar, dass wir eine Verbindung zur Höhle gefunden haben“, sagt Hack.
Durch die Verbindung ist die bisher bekannte Gesamtlänge der Hirlatzhöhle um 7,2 Kilometer gewachsen. Doch das Labyrinth dürfte noch viel weiter reichen. Bei der Expedition stießen die Forscher noch auf andere Schächte, die zur Hirlatzhöhle führen könnten. Axel Hack ist bereit: „Ich werde sicher wieder in die Höhle hinuntersteigen. Es gibt noch viel zu entdecken.“