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ALT WIENER ERFRISCHUNGEN#

Zitrone
Limonade

Zu diesem Thema habe ich in der Dillinger Reise Zeitung etwas gefunden, das ausgezeichnet hierher passt.

An heißen Sommern hat es in Wien nicht gefehlt. So im Jahr 848, allwo im Juni sogar die Weinstöcke verdorrten. Im Jahr 923 erzeugte der Sonnenbrand das Antonius-Fieber, 1014 trocknete die Donau aus und die toten Fische verpesteten die Luft. 1165 sengten heiße Winde die blühenden Pflanzen, 1277 verbrannte das Viehfutter, 1590 rauchten die Äcker, 1679 vermehrte die Hitze die wütende Pest, 1701 bis 1704 wurde die Wärme unerträglich, 1746 gab das Gras brandigen Geruch von sich, 1782 war es, als man „in Afrika zu sein glaubte“, 1846, das es an manchen Tagen 37 Grad Réaumur im Schatten hatte. Zu all diesen Zeiten suchte man die innere Glut zu lindern und galt als beste Labung „ein abgekühltes Fläschlein Wein, ist denn gar heiß, so merk mich wohl nimmt man eine große Flasche voll.“

Noch größer war die Erquickung, wenn man sich unter die Erde flüchtete; welcher Zuflucht Stätten in tiefen Weinkellern gab es gar viele in Alt Wien. Die armen Frauen, denen dies letztere Vergnügen nicht zugänglich war, tranken Wasser mit Essig, bis für sie eine Delikatesse erfunden wurde: „Zucker-Schäuffelein, gemacht von Berbersbeer-Saft, welcher mit Schwefelgeist sauer gemacht worden, welche über die Massen wohl kühlen und erfrischen“.

Zur Erquickung diente auch das laue Wannenbad, das von Eheleuten gemeinsam genommen wurde, wobei der Pokal nicht fehlen durfte, denn: aussig Wasser, innen Wein, dabei kann man erst fröhlich sein“. Bald wurde der Wein vom Bier verdrängt, das den Vorteil hat, dass es gleichzeitig den Hunger stillte und „durch seine betäubenden Ingredienzen einen festen tiefen Schlaf gewährte.“

Zarte Seelen erfrischten sich seit Anfang des 17. Jahrhunderts an der Limonade, bereitet aus Wasser, Zitronensaft und Zucker, später am Brausepulver, das Weinsäure und doppelt kohlensaures Natron enthielt, und den ganzen Sommer musste der Maitrank herhalten, wozu auch der getrocknete Waldmeister zweckdienlich war. In vornehmen Häusern hatte sich mittlerweile aus Paris das Fruchteis eingebürgert, zur Josephinischen Zeit kam es unter das große Publikum; es wurde in Zelten, dem sogenannten Limonaden Hütten, feilgeboten. Solche bestanden auf dem Neuen Markt, Graben, Hof, auf der Burgbastei, beim Kärntner Tor. Das Gefrorene ward in Bechern serviert, als vornehmste Limonaden Hütte galt die am unteren Graben, wo die feine Gesellschaft auf leichten Sesseln bis Mitternacht verweilte und sich dabei an „harmonischer Musik“ ergötzte.

Die Besetzungen Wiens durch Napoleon 1805 und 1809 brachten die französischen Limonadiers in diese Stadt, die ihre vielerlei pikanten Erfrischungsmittel den Wienern bekannt machten, welche dann auch nach dem Abzug der Franzosen im Gebrauch blieben. Das Gefrorene wanderte in die Kaffeehäuser, wo durch treffliches Eis Benko auf dem Stephansplatz, Taroni und Kramer auf dem Graben, Corti auf dem Josefsplatz, Wahrschmidt auf dem Neuen Markt, Hohenauer in der Wollzeile, Corti im Volks- und Paradeis-Garten, Pelikan auf dem Wasserglacis berühmt wurden. Der erste Versuch, auch der Masse der Bevölkerung das Gefrorene zugänglich zu machen, geschah in den Sechziger Jahren; wandernde Zuckerbäcker boten auf dem Glacis eine Portion feil um ein altes „Zehnerl“, wobei Tasse und Löffel aus einem essbaren harten Teig bestanden. F.S.

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