ARNOLD LUSCHIN-EBENGREUTH#
Feiert heute eine Persönlichkeit den 90. Geburtstag, so ist dieses Ereignis nichts außergewöhnliches mehr, denn so mancher wird oft noch viel älter.
Doch im Jahr 1931 war ein derartiges Jubiläum noch etwas besonderes. Hofrat Arnold Luschin-Ebengreuth zählte zu den Glücklichen den 90. Geburtstag zu begehen. Er war ein berühmter Rechtshistoriker. Als Lehrer, wie auch als Leiter des Seminars für österreichische Reichsgeschichte offenbarte Hofrat Luschin umfassende Gründlichkeit und umfangreiches Wissen. Obwohl er seit Jahren den wohlverdienten Ruhestand genießen kann, so lässt der Universitätsprofessor bis heute als Vorsitzender der ersten Staatsprüfungskommission wie auch als Vorstand des Joanneums alle Anwesenden durch staunenswerten Frische seine 90 Jahre völlig vergessen.
Von seinem Refugium aus, dem Schlösschen Rosenberg kommt noch immer ein geistiges Schaffen des hoch angesehenen Gelehrten, und bringt der Alma Mater, der er seit dem Jahr 1869 als Lehrer angehört, im Ausland Ruhm und Anerkennung. Die Themen seiner ältesten Arbeiten befassen sich mit der Entstehungszeit des österreichischen Landrechtes und die Geschichte des österreichischen Gerichtswesens. Besonders seine „Österreichische Reichsgeschichte“ wird von all den Schülern als Lehrbuch bevorzugt.
Auch er, Luschin hatte eine ganz besondere Vorliebe für das Münzwesen. Darüber hat der, in Lemberg Geborene, zahlreiche Aufsätze veröffentlicht, und wem diese noch unbekannt, hat die Gelegenheit im Joanneum eine ausgezeichnete und umfassende Münzsammlung vorzufinden, die Luschin zu verdanken ist,
Nicht nur mit der Vergangenheit beschäftigt sich der Hofrat, auch die Gegenwart, die große Veränderungen mit sich brachte, nicht nur für den Rest Österreich, auch die wunderbare Steiermark erlitt furchtbare Wunden, denn der gesamte Süden der grünen Mark wurde slowenisch und für immer verloren. Dem Kampf und Verlust der geliebten Heimat gedachte der Gelehrte in einer Denkschrift, die auch in Englisch erschien.
Wie sehr Hofrat Arnold Luschin-Ebengreuth von allen geschätzt, wurde ihm von der Gemeinde Graz bereits vor Jahren das Ehrenbürgerrecht verliehen. So ist es kein Wunder, dass man auch das seltene Fest seines 90. Geburtstages feierlich begehen wollte. Die Historische Landeskommission der Steiermark überreichte ihm eine Festschrift die von seinem langjährigen Mitarbeiter, Hofrat Loserth stammte.
Auch ausländische Blätter ehrten den verdienstvollen Jubilar, eine davon war die Zeitschrift des deutschen Vereines für die Geschichte Mährens und Schlesiens die einen mit Luschin Bild geschmückten Leitartikel, indem sie darin erinnern, dass der Gelehrte aus Graz auch der sudetendeutschen Geschichte seine Aufmerksamkeit schenkte.
Ein vielsagender Spruch auf einer Münze lautet: „honor et virtus. Ehre erwächst aus der Tüchtigkeit.“ Passend auf den betagten Ehrenbürger.
1883 fand in Wien die Ausstellung der Münzforscher statt. Der III. Vereinstag deutscher Münzforscher ist am 6. September im Festsaal der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften durch die Rede des Obmannes des Festausschusses Reg.Rat C. von Ernst eröffnet worden. Kein geringerer als der Grazer Universitätsprofessor Luschin Ritter von Ebengreuth hielt den Festvortrag und gab in verständlichen Umrissen nach der Begriffsbestimmung von Münzrecht, Münzregal und Münzhoheit einen Überblick der geschichtlichen, rechtsgeschichtlichen Entwicklung der Münzhoheit und des Münzregals, welche die interessierte Zuhörerschaft äußerst lebhaft aufnahm.....
Luschin befasste sich sehr intensiv mit den Beischlägen ungezählten Stempelverschiedenheiten deren Urheber noch unbekannt. Diese Fälschungsarbeit dauerte Jahrzehnte hindurch Luschin führte 24 verschiedene Beischläge an. Dann entdeckte er die sogenannten Zwitter, und zählt 118 Friesacher Zwitter auf, die teils in Friesach, teils in den Kärntner herzoglichen Münzstätten erzeugt und die als Ausmünzungen betrügerischer Münzbeamten zu betrachten sind. Er entdeckte noch so manches in mühevoller Arbeit die er da geleistet, und dessen Augen zu bewundern sind.
Ein Objekt, für das sich Konservator Univ-Prof Dr. Arnold Ritter von Luschin-Ebengreuth zuständig fühlte, war die Pfarrkirche zu Pettau, deren Hauptfassade einer Restaurierung mehr als notwendig hätte und stellte eine Besichtigung des Objekts und weitere Ausführungen in Aussicht.
1888 fand in Wien eine der Kaiserin Maria Theresia gewidmete Ausstellung statt, die gleichzeitig mit der Enthüllung des Maria Theresien-Denkmals durchgeführt wurde. Der Erlös der Ausstellung sollte der Polyklinik zugute kommen.
Der steierm. Kunstindustrie-Verein und der Landesmuseum-Verein Joanneum hatten sich zur Förderung dieses patriotischen Unternehmens beschlossen ein Komitee einzusetzen, welches die Beschickung dieser Ausstellung aus der Steiermark durchführen wird. Diesem Komitee gehörte u.a. auch Hofrat Luschin-Ebengreuth an.
Am 21. Dezember 1900 fand die zweite Statuten mäßige Versammlung des Altertums-Vereines statt, in der zweier Festlichkeiten gedacht wurde und zwar zur Jubelfeier des historischen Vereines von Steiermark in Graz und dessen Mitglied Universitätsprofessor Dr. Arnold Ritter von Luschin-Ebengreuth zum 80. Geburtstag. Daraufhin gab es einen Vortrag über den Soldatenfriedhof im römischen Wien.
„....Beim Umbau älterer Häuser in den letzten drei Jahren und bei Arbeiten der neuen Gasleitung, wurde das Vorhandensein eines römischen Leichenfeldes in der Inneren Stadt entdeckt. Ausgehend zwischen Augustiner- und Kärntnerstraße, eine beiläufige Ausdehnung zu beiden Seiten der Linie der Plankengasse von der kaiserlichen Stallburg, nächst der St. Michaelkirche bis zur Kärntnerstraße und von der Linie der Kupferschhmiedgasse bis zur Schwangasse. Die Skelette die gefunden wurden befanden sich in Ziegelsärgen oder in Steinsärgen. Gräber älterer Zeit gab es nicht mehr sie wurden aufgelassen und der Inhalt in tiefe Gruben befördert. Derartiges fand man beim Bauplatz des Versatzamtes und sogar unter den Grundmauern der Kirche St. Dorothea.
1910 weilte Luschin mit seiner Tochter auf Brioni
Im September 1927 wurde in Graz die Historikertagung eröffnet, mit Teilnahme deutscher Historiker und Geschichtslehrer. Die Feier fand in der Aula der Grazer Universität statt. Trotz der ungünstigen Verhältnisse die gerade herrschten, hatte die Universität auf dem Gebiet der Geschichte Steiermarks großartige Leistungen vollbracht. Besonders Franz Krones Ritter von Marchland, geboren am 19. November 1835 zu Uhersky Ostroh in Mähren, verstorben am 17. Oktober 1902, der die Geschichte der Grazer Universität geschrieben hat, wird als Gründer der Grazer Historikerschule bis heute verehrt, daher auch mit einem Bild im Festsaal verewigt. Auch andere bedeutende Männer wurden genannt die außergewöhnliche Leistungen vollbracht hatten. Nach all den Genannten die längst dahingegangen und man sich ihrer noch gerne erinnert dürfen noch zwei lebende Größen nicht unerwähnt bleiben. Es sind dies Hofrat Johann Loserth und Hofrat Arnold Luschin-Ebengreuth. Gewiss wird die Alma Mater und mit ihr die deutsche Geschichtswissenschaft zu ihnen mit Bewunderung aufblicken.
Fritz Popelka. Geschichte der Stadt Graz. I. Band mit dem Häuser- und Gassenbuch der inneren Stadt Graz von Arnold Luschin-Ebengreuth 1928. Im Selbstverlag der Stadtgemeinde Graz. 632 Seiten.
Zur großen Verwunderung, die Stadt Graz besitzt kein Stadtarchiv, da dessen Bestände in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wegen Unachtsamkeit vermoderte und daher unbrauchbar geworden, übergab man den unansehnlichen Rest einfach den Fluten der Mur.
Am 11. Dezember 1928 wurde dem Hofrat Luschin-Ebengreuth im mit Blumen geschmückten Salon des Rathauses vom Bürgermeister Muchitsch in feierlicher Weise das Ehrenbürgerdiplom überreicht. In Begleitung des neuen Ehrenbürger waren erschienen, seine Tochter Berta, der Neffe Fregattenkapitän Luschin-Ebengreuth mit Frau und dem jüngeren der Söhne und aus dem engeren Freundeskreis die Familie Dr. Jürgens mit Frau und Fräulein Lotte Stepanischitz, ferner die Rektoren der Universität u.a. Der Bürgermeister hielt an den Geehrten eine Ansprache, um die hohen Verdienste des Ausgezeichneten ist um so bedeutungsvoller, seiner Bereicherung eingedenk, die durch die heuer herausgebrachte Stadtgeschichte unter Mitarbeit des Jubilars. Die Schüler immer noch beeindruckt von ihrem einstigen Lehrer, treu ergeben sind ihm seine Verehrer und Freunde. Die Ansprache machte bei allen einen tiefen Eindruck und quittierten diese mit reichen Beifall.
Der Hofrat dankte ergriffen für die Ehrung, die für ihn die schönste aller Ehrungen sei und erzählte über sein Leben und gedachte seiner Eltern voll Dankbarkeit, die aus Krain stammten. Der Vater, Sohn eines Kleinbauern der es zum Landesgerichtspräsidenten brachte. Kaum war Arnold in Lemberg zur Welt gekommen musste der Kleine bereits nach sechs Wochen mit den Eltern nach Czernowitz übersiedeln musste und mit eineinhalb Jahren nach Zara. Die Neigung für Münzen kam davon, dass er als Knabe in Zara eine alte venezianische Münze gefunden hatte. Die Anwesenden zeigten sich an den Ausführungen des Vortragenden sehr interessiert und dankten ihm mit viel Applaus.
Der angesehene Rechtsgelehrte wurde am 26. August 1841 in Lemberg als Sohn eines Landesgerichtspräsidenten geboren. In Laibach und Temesvar absolvierte er seine Studien um dann an der Wiener Universität das Rechtsstudium und zugleich als Gast am Institut für österreichische Geschichtsforschung wirkte. Trat in den Beamtenstand des Grazer Landesgerichtes. 1869 habilitierte er sich als Privatdozent für deutsche und österreichische Rechtsgeschichte an der Grazer Universität und wurde 1873 außerordentlicher und 1881 ordentlicher Professor. 1908 wurde ihm die Auszeichnung zuteil, von der Universität Leipzig zum Ehrendoktor ernannt und ein Jahr Rektor in Graz, war Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Wien, Berlin, München sowie Venedig.
1930: Die Numismatische Gesellschaft in Wien, die Ritter von Luschin-Ebengreuth zu ihrem prominenten Mitglied zählt, ließ aus Anlass des 90. Geburtstag eine Medaille von Hartig neu prägen. Diese versilberte Medaille zeigt außer dem alten Avers einen neuen Revers mit dementsprechender Inschrift.
Wer hätte gedacht, dass der hoch angesehene Gelehrte ein Jahr darauf, am 6. Dezember 1932 sterben wird. Für die Wissenschaft jedoch ein großer Verlust. Er hinterlässt eine hoch betagte Tochter.
QUELLEN: Hirtentasche, 1932 Nr. 2, Wiener Geschichtsblätter, 1901 Nr. 3, 1929 H 7-9, Grazer Volksblatt, 19. September 1927, 26. August 1931, 6. März 1888, 2. Oktober 1930, Grazer Tagblatt, 12. Dezember 1928, Österreichische Kunstchronik, 8. September 1883, Wiener Bilder, 20. August 1916, Bild, Südsteirische Post, 17. März 1900, Carinthia I. 1925 Hauptt., Wiener Allgemeine Zeitung, 8. Dezember 1932, Österreichische Nationalbibliothek, ANNO
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