FRANZ SCHMIDT#
Der Komponist Franz Schmidt wurde am 22. Dezember 1874 in Preßburg geboren. Auch ihn zog es nach Wien, in die Stadt der Musik wo er noch das Glück hatte, den Lehren Anton Bruckners lauschen zu dürfen. Bei Ferdinand Hellmesberger studierte er Cello. Fünfzehn Jahre gehört er als Cellist dem philharmonischen Orchester an. Selbst ein hervorragender Pianist, wird er Lehrer für Klavier am Konservatorium.
Im Jahr 1888 wurde Franz Schmidt mit 14 Jahren Hauslehrer bei der musikalischen und wohlhabenden Familie Grienauer in deren Villa am Leonardiberg in Perchtoldsdorf. Mit dem Sohn Grienauer besuchte er auch das Kollegium Kalksburg.
Wie sein berühmter Lehrer Anton Bruckner kam auch Schmidt verhältnismäßig spät zur eigenen schöpferischen Arbeit. Was er jedoch in dieser bemessenen Zeit leistete darf zu den musikalischen Kostbarkeiten gezählt werden.
Doch nur wenigen, außer der Fachwelt, gelang es Einblick in die Tonwelt Schmidts zu gewinnen. Ein Blick auf sein Gesamtwerk lässt seine Vielseitigkeit erkennen.
Er schrieb die Opern „Notre Dame“ und „Fredegundis“, vier Symphonien, von denen die erste in E-Dur von der Gesellschaft der Musikfreunde mit dem ersten Preis von 10.000 Kronen ausgezeichnet wurde. Ebenso errang seine Dritte Symphonie A-Dur bei einem Preisausschreiben einer amerikanischen Gesellschaft anlässlich der Schubert Jahrhundertfeier im Jahr 1928 gleichfalls den ersten Preis. Ein Klavierkonzert, Variationenwerke über ein Thema Beethoven (Scherzo Thema aus der Frühlingssonate). Nicht nur ein Husarenlied hatte er uns hinterlassen, es folgten noch zwei Streichquartette, zwei Klavierquintette, zahlreiche Orgelwerke, die eine besonders bevorzugte Stellung in seinem Schaffen einnahmen, denn seine Vorliebe für die Künste des polyphonen Satzes, eine eigenartige Harmonik, konnte Schmidt ungebunden in seinen Orgelwerken befriedigen. Ein großes Chorwerk „Das Buch mit den sieben Siegeln. Aus der Offenbarung des Johannes“, das er der Gesellschaft der Musikfreunde zum 125jährigen Jubiläum widmete, und die nachgelassene Kantate „Deutsche Auferstehung“.
Da Schmidt Perchtoldsdorf von früher her kannte erwarb er 1926 die Villa mit Garten in der Lohnsteinstraße 4. Die Musikschule im Knappenhof wurde später nach ihm, Franz Schmidt Musikschule umbenannt.
Schmidt war ohne Zweifel ein Berufener der Gegenwart. Er wird Lehrer für Komposition an der neuen Hochschule für Musik und darstellende Kunst, und als deren zweiter Rektor.
Doch die meisten wissen oder ahnen noch nicht, dass ihnen nicht nur ein hervorragender Lehrer, ein gütiger Mensch, dass sie einen großen Meister der Tonkunst vor sich haben.
Taucht man ein in das Schaffen in die geistige Welt Schmidts so ist unweigerlich zu erkennen, welch Großer ihn einst gelehrt. Nicht nur die Technik seiner Themenverarbeitung, all das findet bei Schmidt noch seine Verdichtung und Erfüllung; sein Klangsinn und sein feines Empfinden für Orchesterfarben verbindet sich mit der virtuosen Beherrschung aller Formkünste. Seine Schöpfungen waren ein Verschmelzen all der bisher bekannten Melodienreigen zu etwas Neuem geboren.
Eines hatte er mit Beethoven gemeinsam, auch Franz Schmidt wechselte mehrmals die Wohnadressen bis er schließlich in Perchtoldsdorf seine absolute Bleibe fand.
Privat blieb Franz Schmidt nichts an Leid erspart. Zwei enttäuschende Jugendlieben. Aus einer Beziehung aus der Studienzeit stammte der Sohn Ludwig Zirner. Karoline Perssin seine erste Gemahlin die in der Nervenheilanstalt Steinhof behandelt das Euthanasie Gesetz wurde dann an ihr vollzogen. Seine Tochter Emma starb bei der Geburt des ersten Kindes. Ihr hatte er seine 4. Symphonie gewidmet. Durch seine Klavier-Schülerin Margarethe Jirasek, seine zweite Frau, die ihm, dem bereits Kranken, .seinem Leben noch Sinn zu geben vermochte.
Noch vor etwa einem Jahr, als er sich für den großen Erfolg seines neuen Oratoriums „Das Buch mit den sieben Siegeln“ dankte, machte er nicht den Eindruck eines Kranken, schien nicht einmal merklich gealtert und doch, .am 11. Februar 1939 verstarb er all zu früh in seinem Heim in Perchtoldsdorf.
Nach seinem Tod fand man das Chorwerk „Deutsche Auferstehung“, die Komposition war fertig jedoch die Instrumentation nicht vollendet. Schmidt hatte einen jungen Wiener Musiker Robert Wagner mit der Ausführung seiner genauen Skizzen beauftragt und dieser führte mit Feingefühl und Geist die Partitur zu Ende. 1940 kam das Chorwerk in Wien zur Uraufführung.
In der heutigen Zeit ist von Franz Schmidt kaum noch etwas zu hören, auch nicht bei Radio Stephansdom, der einzige Sender mit klassische Musik den wir noch haben. Auch die Sommerkonzerte der Wiener Philharmoniker könnten sich seiner erinnern und seine Musik zu Gehör bringen.
QUELLE: Verschiedene Musikzeitungen der ÖNB sowie Ortschronik, Bildmaterial I.Ch.Graupp
https://austria-forum.org/af/User/Graupp Ingrid-Charlotte/FRANZ_SCHMIDT