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FRIEDHÖFE ZU PARKANLAGEN#

Wien
Aufgelassener Friedhof,Graupp

1939: Einst gab es in Wien zahlreiche Friedhöfe die sich bei Kirchen und Klöster befanden. Auch beim Stephansdom befand sich gleichfalls ein Friedhof.

Josef II., der sich um die Gesundheit der Wiener sorgte, ließ aus hygienischen Gründen 1783 und 1784 neue Friedhöfe außerhalb der Stadt anlegen.

Einer der ältesten Friedhöfe darf wohl jener Jüdische Friedhof in der Seegasse genannt werden.

Die Gemeinde Wien ließ 1874 den Zentralfriedhof in Simmerring entstehen, doch die Wiener zeigten wenig Interesse an dieser neuen Begräbnisstätte. Daher begann man die Prominenten der Tonkunst in Ehrengräber auf dem Zentralfriedhof zu verlegen. Berühmte Künstler, vor allem Bildhauer entwarfen sehenswerte Grabdenkmäler die von Musikfreunden aus aller Welt täglich besucht werden.

Am stärksten drängt sich die Erinnerung an die Vergangenheit wohl im Schubert Park auf, dem einstmaligen Währinger Ortsfriedhof, wo im Denkmalhain die Grabsteine von Beethoven und Schubert stehen, während die sterblichen Überreste dieser beiden Großen im Reiche der Tonkunst auf den Zentralfriedhof überführt worden sind, wo sie in Ehrengräbern beigesetzt wurden. Der Schubertpark war ein ehemaliger Pfarrfriedhof und ist erst im Jahr 1912 von der Stadt Wien käuflich erworben worden. Das im Empirestil erbaute Totengräberhaus ließ man stehen, weil es sich in das Landschaftsbild gut eingefügt.

Der ehemalige Matzleinsdorfer Friedhof, der von 1783 bis 1873 fast ein Jahrhundert seinem Zweck diente, ist im Waldmüllerpark umgewandelt worden. Der Grabstein des Malers ist erhalten geblieben. Auch der alte Döblinger Friedhof ist in einem schönen Park umgewandelt worden und unter dem Namen Strauß Lanner Park bekannt. Der Haydnpark war einst der Hundsturmer Friedhof und der Märzpark der ehemalige Schmelzer Friedhof, auf dem die Gefallenen des Jahres 1848 bestattet worden sind. Der Donaufelderpark war ebenfalls früher ein Friedhof, und schließlich ist auch der alte Floridsdorfer Friedhof heute eine Parkanlage.

Außer diesen Friedhöfen, die Parks geworden sind, gibt es in Wien noch zwei aufgelassene Friedhöfe deren Friedhofscharakter aber voll gewahrt wird, obwohl dort schon seit längerer Zeit keine Beerdigungen mehr vorgenommen werden. Es sind das der Asperner Friedhof, vor dessen Mauern im Jahr 1809 in der Schlacht bei Aspern gekämpft wurde, und der St. Marxer Friedhof, der aus einem unwegsamen Dschungel erst in der letzten Zeit in eine wahre Sehenswürdigkeit umgestaltet wurde. Dort findet man die Grabstätten Mozarts, des Komponisten Diabelli, des Dombaumeisters Ernst; der Maler Hösel liegt dort begraben, der Erfinder der Nähmaschine Madersperger, der Kupferstecher Hirtl, Graf Cobenzl, Graf Auersperg, ferner sind dort die Gräber verschiedener Sängerinnen, Schauspieler und hoher Militärs zu finden, auch Kriegergräber aus dem Jahr 1866 sind vorhanden und viele Grabstätten, auf denen man Namen lesen kann, die in der Geschichte der Stadt einst eine Rolle gespielt haben. Diese beiden Friedhöfe werden so erhalten bleiben, wie sie jetzt sind, um all jenen die dort ruhen stets ein Gedenken zu bewahren, und weil sie historischer Boden sind, der nicht angetastet werden soll.

QUELLE: Neues Wiener Tagblatt, 29. Oktober 1939, Österreichische Nationalbibliothek ANNO

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