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HERMANN MÜLLER#

Architekt
Hermann Müller

Am 20. Februar 1924 verschied im Sanatorium Maria Grün bei Graz, im 67. Lebensjahr, Architekt und Baudirektor Hermann Müller nach kurzem Leiden. Ein unermüdlich tätiges Leben hat somit seinen Abschluss gefunden,

Hermann Müllers Leben begann am 4. März 1856 in Krieglach in der Steiermark, der Heimat eines anderen Großen , Peter Rosegger, mit dem er freundschaftlich verbunden war. Müllers jüngerer Bruder wandte sich der Bühne zu, es ist der bekannte und geschätzte Heldendarsteller Otto Sommerstorf, wogegen Hermann, der in Wien das Gymnasium absolviert hatte, im Jahr 1874 sich der Baukunst zuwandte und an der polytechnischen Hochschule in Wien seine Studien begann.

Das Jahr 1878 entriss ihn nach vollendetem Hochschulstudium seinem Beruf. Er machte als Reserveoffizier den bosnischen Feldzug mit, nach dessen Beendigung er - als eine seltene Auszeichnung - zum Oberleutnant befördert wurde, setzte seine Studien dann an der Akademie der bildenden Künste 1879 in der Spezialschule für Architektur bei Professor Friedrich Schmidt fort und trat gleichzeitig in den Verein „Wiener Bauhütte“ ein.

Sein Studienverlauf endete mit einem Reisestipendium, Daraufhin nahm ihn Friedrich Schmidt in sein Privat Atelier für auswärtige Bauten auf, dann folgte die Bauhütte zu St. Stephan und wurde schließlich im Atelier des neuen Rathausbaues beschäftigt.

Hier fand Müller reichlich Gelegenheit, seine Schulstudien auf dem Gebiet der mittelalterlichen Baukunst, dem modernen Leben angepasst und sich jene Sicherheit in der Formensprache angeeignet die er später als selbständiger Architekt ausübte. Eine Veränderung für Müller trat im Jahr 1884 ein, nachdem er als Architekt in die Baukanzlei des Wiener Cottage Vereines eintrat. Dieser Verein einst von Heinrich Ferstl gegründet und seinem Verein die kräftigsten Förderung zukommen ließ.

Hermann Müller der sich in seiner Stellung sehr bewährt hatte, wurde nach 10 Jahren zum Baudirektor und als solcher furch seine jahrelangen Erfahrungen und künstlerischen Talenten kamen ihm nun beim Villenbau und Familienhäuser zugute. Weiterhin war er all seinen ehemaligen Bauherren ein gesuchter guter Berater und ein lieber Freund geworden. Auch die Paulinenwarte ist mit seinem Zutun entstanden.

1910 versuchte die Stadtgemeinde eine Regelung und Besserung der Bauordnung herzustellen, dazu wurde natürlich Müller herangezogen, der sie nicht enttäuschte.

Müller betätigte sich 13 Jahre lang als Hilfslehrer an der Staatsbaugewerbeschule im 1. Bezirk wo er Baukonstruktion und architektonische Formenlehre vortrug.

1893 entstand das Clubhaus des Cottage-Eislaufvereines, das Müller mit Borkowski gemeinsam errichteten.

Er war ein fleißiger frei schaffender Architekt der Gelegenheit fand, noch zusätzliche Schöpfungen zu verwirklichen wie in Hietzing, Schloss Illok in Syrmien, in Ischl. Millstatt, Rottenmann, Bensen am Rhein und anderen bedeutenden Orten, geben Zeugnis seiner architektonischen Tätigkeit. Sein eigenes Architekturbüro befand sich in Wien 18., Anton Frank-Gasse 6.

Kein Wunder also, dass Müller von der Wiener Bauhütte am 27. Jänner 1909 zum Vorstand gewählt und 10 Jahre lang ausübte und sich auch hier einer allgemeinen Wertschätzung erfreuen durfte. Diese Wertschätzung hatte er sich zurecht verdient, denn auch als Vorstand der Bauhütte war er stets bemüht seinen Vereinsverpflichtungen immer nachzukommen und er verstand es die Menschen für sich zu gewinnen. Die Beziehungen zu ihm hatten etwas angenehmes, belebendes und erfreuliches.

Müller hatte den bosnischen Okkupationsfeldzug als Reserveoffizier mitgemacht, wurde nach Beendigung zum Oberleutnant befördert, lernte dadurch auch die Kehrseite des angenehmen Lebens kennen, wohl hatte er den Krieg heil und mit zahlreichen Auszeichnungen überstanden. Doch ein Andenken an dieser kriegerischen Auseinandersetzung war ihm geblieben, die Malariaanfälle die ihn immer wieder heimsuchten.

Ab da war der Architekt für Krankheiten anfälliger geworden, darunter litt sein Gemütszustand. Auch früher hatte er immer wieder Wien verlassen um in seiner geliebten Steiermark frische Lebenskraft zu schöpfen, um den Widerwärtigkeiten des Lebens zu entfliehen, , seiner Leidenschaft der Jagd zu frönen und die Schönheiten der Natur zu bewundern. Nahm gelegentlich bei Familienfesten seines Bau- und Gastherrn des Oberbergrates Max von Guttmann in Rottenmann teil wo er den Kaiser Maximilian zu Pferde gab.. .

Inzwischen sind auch andere Zeiten angebrochen, Throne stürzten, Österreich losgelöst von Ungarn, nun zu einem kleinen Land geschrumpft von anderen Machthabern regiert. Unter diesen schweren Zeiten stand auch die Neuwahl des Ausschusses der „Wiener Bauhütte“ am Beginn des neuen Vereinsjahres. Baudirektor Hermann Müller hatte es vorgezogen sich auf seinen Landsitz nach Spital am Semmering zurückzuziehen. Dass die Bauhütte noch so gut funktionierte war allein Müllers Verdienst, nun wurde der scheidende Vorstand zum Ehrenmitglied der „Wiener Bauhütte“ ernannt.

QUELLEN: Wiener Bauhütte 1909 Ausgabe 6, S 2,, 1919, Ausgabe 2, S 4, Bild davon, ANNO Österreichische Nationalbibliothek

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