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KADETTENSCHULE#

Hainburg
Pionier-Kadettenschule gemeinfrei

1918: Die Pioniertruppe verdankte bekanntlicher maßen ihr Entstehen dem ruhmreichen Feldmarschall Radetzky. Zuerst wurde um 1811 für die Heranbildung der Pionieroffiziere eine Korpsschule in Korneuburg errichtet. Oft änderte diese Schule ihren Standort, bald finden wir sie in Wiener Neustadt, bald wieder in Korneuburg.

Im Jahr 1828 kam sie nach Tulln, wo sie durch volle 40 Jahre blieb. Das Jahr 1868 brachte die abermalige Trennung der Genie- und Pionierwaffe. Das Pionierregiment wurde wieder unter den Generalstab gestellt und die Errichtung einer separaten Schule für die Pioniere wurde angeordnet. Analog zu den anderen Waffengattungen sollte auch eine Offiziers-Aspirantenschule der Pioniere errichtet werden mit 2 Jahrgängen. Dies geschah, wie bereits erwähnt, am 29. September 1868, wo diese „Kombinierte Regimentsvorbereitungs- und Offiziersaspirantenschule“ nach Hainburg verlegt wurde.

Das Jahr 1868 ist daher das Geburtsjahr der Hainburger Offiziersbildungsanstalt, der obersten Bildungsstätte der wackeren Pioniere. Die Schule war für 100 Besucher gedacht Die Hauptzahl der Frequentanten waren vorzüglich konduisierte Mannschaftspersonen des Pionierregiments. Klein war der Anfang. Erst später 1869 wurde sie Kadettenschule.

Erst viel später wurde diese unter die Militärerziehungs- und Bildungsanstalten eingereiht. Ihre Besucher trugen die Pioniermannschaftsuniform. 1896 bekamen ihre Zöglinge jene Uniformen, die wir alle noch in guter Erinnerung haben; graue Hosen mit stahlgrünen Lampassen, hechtgrauen Waffenrock, silberweiße Litzen. Was das innere Wesen der Schule und ihre Forderungen betrifft, sei nur folgendes erwähnt.

Seit 1889 wurden keine bereits dienenden Soldaten mehr aufgenommen. Die Besucher der Kadettenschule hießen Zöglinge, die als solche nicht beeidet waren. Für die Aufnahme war ein Mindestalter von 15 Jahren erforderlich. Als Altersgrenze dür den 1. Jahrgang galt das nicht überschrittene 17. Lebensjahr. Als Vorbildung wurde zumindest die vollendete 4. Klasse einer Mittelschule gefordert. Die Aufnahmsbewerber mussten sich einer Aufnahmsprüfung unterziehen, die manchem Sorge machte. Der Lehrstoff, der in 4 Jahren geboten wurde, war sehr umfangreich. Die Wissensgebiete waren sehr vielfältig. Die Schule musste im allgemeinen das theoretische Wissen der übrigen Mittelschulen vermitteln, ihrem Wesen entsprechend musste sie natürlich das Hauptgewicht auf die praktische Ausbildung des Zöglings zum Offizier legen. Der theoretische Unterricht, der 3 Viertel des Jahres beanspruchte, wurde durch eine 2monatigen praktischen Kurs gekrönt.

Seit 1880 erhielten die Kadetten eine Ferienmonat. Weit umfassend und segensreich verfolgte durch viele Jahre die Schule ire ersprießliche Tätigkeit. Zahlreiche Offiziere unserer Armee holten sich dort ihr Wissen und Rüstzeug fürs Leben und erreichten bis heute hohe Chargen und Ämter.

Im Jahr 1913 wurde die Pionierkadettenschule in eine Akademie umgewandelt. Mit Kriegsministerial-Verordnung vom 18. April 1912 wurde die Verlegung der Pionierklassen der Technischen Militärakademie in Mödling in das Gebäude der Pionierkadettenschule in Hainburg, mit Beginn des Schuljahres 1913/14 gleichzeitig das Aufhören der Pionierkadettenschule angeordnet. Heute noch trägt die Anstalt die Aufschrift k. u. k. Pionierkadettenschule. Der gebürtige Hainburger spricht nur schlechtweg von der Kadettenschule.

Am 4. Oktober 1913 fand die feierliche Eröffnung der Akademie in Gegenwart Ihrer kaiserlichen und königlichen Hoheiten Erzherzog Franz Salvator und Erzherzogin Marie Valerie statt.

Die Akademie erhielt auch ihre besondere Weihe dadurch, dass weiland Se Majestät Kaiser Franz Joseph I., seinen Enkel der Anstalt zur Ausbildung anvertraute. Am 4. Oktober traf Erzherzog Franz Karl als Akademiker in die Anstalt ein und bezog eine Wohnung im Anstaltsgebäude.

Die Mobilisierung im Juli 1914 brachte die vorzeitige Ausmusterung des letzten Jahres. Rasch folgten sich die vorzeitigen Ausmusterungen, am 18. August 1916 war die letzte,. Zur Ausnützung des vorhandenen Platzes wurde die Schule vorübergehend zur Unterbringung von Kadettenschulen. Liebenau, Brünn, Lemberg und auch Militär-Oberrealschule herangezogen. Erst das Jahr 1916/17 bringt wieder einen starken Jahrgang der Pionierklassen. Der Lehrstoff der Akademie ist auf 2 Jahre reduziert. Die letzte Ausmusterung erfolgte in diesem Jahr am 17. August. Mit heurigen Schuljahr wurden die Pionierklassen in die Sappeurklassen umgewandelt. Heute beherbergt die Anstalt den 1. und 2. Jahrgang der Sappeurklassen und den 2, Jahrgang einer Militär-Oberrealschule.

Der Schule wurden zahlreiche besondere Auszeichnungen zuteil. 1881 besuchte der Kaiser die Schulräume samt ihren Einrichtungen und Sammlungen. Schon 1853 hatte Kaiser Franz Joseph die Anstalt, damals als Kadetteninstitut besucht und wohnte in allen vier Jahrgängen den theoretischen Prüfungen bei und ließ eine Kompanie der Frequentanten taktisch exerzieren und die anderen einen Brückenschlag im Trockenen durchführen. Der Kaiser der mit großem Gefolge erschienen war, nahm in der Dienstwohnung des Kommandanten Absteigequartier. Über die theoretischen und praktischen Leistungen der Schule zeigte der Monarch vollste Zufriedenheit.

QUELLE: Niederösterreichische Grenzbote, 29. September 1918, S 2, ANNO Österreichische Nationalbibliothek

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